ELEKTRONISCHE Bauelemente und Schaltkreise, die auf "wide bandgap"
Halbleitermaterialien, vor allem Siliziumkarbid (SiC), basieren, werden für
die Verwendung in Hochtemperatur-, Hochleistungs- und strahlungs-intensiven
Anwendungen, für die konventionelle Halbleiter nicht geeignet sind,
untersucht. Die deutlich besseren Eigenschaften von Siliziumkarbid unter diesen
extremen Umweltbedingungen lassen beeindruckende Verbesserungen für eine
Reihe von Anwendungen erwarten. Diese reichen von Hochspannungsschaltern in der
Elektrizitätswirtschaft zu Elektromotoren, Mikrowellenelektronik für Radar
and nachrichtentechnische Applikationen, oder Sensoren und Steuerungselektronik
für moderne Verbrennungsmotoren. Neben den theoretischen Vorzügen von SiC,
die erst in praktischen Bauelementen verwirklicht werden müssen, nimmt die
numerischen Simulation dieses Halbleitermaterials eine wichtige Rolle für
den Entwurf und die Optimierung moderner Leistungsbauelemente ein.
Zunächst wird die Technologie der SiC Halbleiter kurz beschrieben. Die
3C-SiC, 4H-SiC, 6H-SiC und 15R-SiC Polytypen werden für die Entwicklung von
Bauelementen am häufigsten herangezogen. Diese Polytypen werden durch die
Stapelsequenz der SiC Schichten charakterisiert. Eine Änderung der
Stapelsequenz hat einen starken Einfluss auf die elektrischen Eigenschaften. Da
die hexagonalen Polytypen aus gestapelten Doppelschichten bestehen sind die
elektrischen Eigenschaften unterschiedlich für Richtungen parallel und normal
zur c-Achse. Das Ausmaß dieser Anisotropie wird durch den Quotienten eines
Parameterwertes entlang der Achsen gemessen.
Einzig 4H- und 6H-SiC
Polytypen sind als Substratmaterial kommerziell erhältlich. Wichtige
Faktoren, die das Kristallwachstum und die Herstellung der Bauelemente sowie
deren Betrieb in Hochtemperatur-, Hochleistungs- und Hochfrequenzanwendungen
beeinflussen, werden identifiziert. Unterschiede zwischen SiC Technologie und
der weit verbreiteten Silizium VLSI Technologie werden
besprochen. Leistungskenngrößen der SiC Bauelemente werden für
verschiedene Applikationen gezeigt.
Es wird eine umfassende und
systematische Modellentwicklung basierend auf jüngsten Forschungsergebnissen
und publizierten Messdaten vorgenommen. Aufgrund der Anisotropie der
Kristallstruktur sind die Beweglichkeit , die Permittivität
und die Leitfähigkeit Tensoren. Diese Tensoren sind
diagonal mit zwei unabhängigen Komponenten parallel und normal zur
c-Achse. Eine tensorielle Form der Poissongleichung wird adaptiert, um die
Implementierung in den Bauelementsimulator MINIMOS-NT mit dem gleichen
Diskretisierungsschema wie im Fall konventioneller Transportgleichungen zu
ermöglichen.
Die bestgeeigneten Dotierungsstoffe in 4H- und 6H-SiC
haben Aktivierungsenergien, die bei Raumtemperatur höher als die thermische
Energie
sind. Durch die unsymmetrische Platzierung der Dopanden, mit
kubischer und hexagonaler Umgebung, werden platzierungsabhängige
Störstellenenergien verursacht. Dies erfordert ein Modell, welches die
unvollständige Ionisierung der Störstellen erlaubt, abhängig von der
Temperatur und dem verwendeten Polytyp. Eine Vielzahl anderer SiC-spezifischer
Modelle zur Beschreibung der Bandstuktur, der Shockley-Read-Hall oder Auger
Rekombination, der temperatur- oder feldabhängigen Stoßionisation,
sowie Abhängigkeiten der Beweglichkeit von der Störstellenkonzentration,
der Gittertemperatur, der Ladungsträgerkonzentration, der
Ladungsträgerenergie oder dem elektrischen Feld wurden
implementiert.
Die Modelle werden an Hand moderner SiC Gleichrichter,
Schalter, und Hochfrequenztransistoren getestet. Drei Klassen von SiC
Gleichrichtern werden untersucht: Die Schottky Diode, die hohe Schaltfrequenzen
erlaubt aber unter hohen Leckströmen leidet, die PiN Diode, die extrem
geringen Leckstrom hat aber einen hohen Spannungsabfall im eingeschalteten
Zustand zeigt, und schließlich die PiN-Schottky Diode, die Schottky-artige
Charakteristiken im eingeschalteten Zustand, aber PiN-artige Leckströme
zeigt.
Weiters werden drei Arten unipolarer Transistoren
simuliert. UMOSFET Bauelemente, die ersten unipolaren Transistoren die in SiC
gebaut wurden, zeigen gute Leitungs- und Sperrcharakteristik, leiden jedoch
unter Problemen wie etwa der geringen Beweglichkeit in der Inversionsschicht
und der Verdrängung des elektrischen Feldes an den Kanten. Die DMOSFET
Struktur verspricht eine höhere Beweglichkeit in der Inversionsschicht durch
Verwendung von n-dotierten Schichten entlang der Oxid-Halbleiter
Grenzschicht. Die ACCUFET Struktur wird vorgestellt, bei der durch das
Hinzufügen einer n-dotierten Schicht unter der Grenzfläche zwischen
Halbleiter und Oxid eine höhere Beweglichkeit in der Inversionsschicht als in
UMOSFET und DMOSFET Bauelementen erreicht werden kann.
Schließlich werden die implementierten Modelle an Hand von
Hochfrequenztransistoren getestet. Sowohl die Gleichspannungs- als auch die
Hochfrequenzcharakteristik eines 4H-SiC MESFET wird untersucht. Eine exzellente
Übereinstimmung zwischen den Simulationsergebnissen und den Messergebnissen
wird gefunden. Dadurch wurden die Vorteile von SiC für
Hochleistungs-Mikrowellen Anwendungen gezeigt.
T. Ayalew: SiC Semiconductor Devices Technology, Modeling, and Simulation