Um die kristalline Ordnung zu beschreiben, verwendet man sinnvollerweise die kleinste räumliche Einheit (Elementarzelle), aus der die gesamte Struktur des Gitters noch eindeutig ersichtlich ist. Silizium kristallisiert in der Diamantstruktur, welche zu den kubischen Kristallsystemen zählt (siehe Abbildung 2.4)[Fas87].
Abbildung 2.4: Diamantstruktur und deren tetraedrische Bindung im Gitter
[EK95]. Die Gitterkonstante a beträgt für
c-Si bei 25C 5.4307Å. Mit werden die hybridisierten Elektronenorbitale bezeichnet.
Eine wichtige Eigenschaft der Kristalle ist ihre Anisotropie. Daher muß ein System zur Verfügung stehen, das eine eindeutige Definition von Ebenen und Richtungen im Kristall gewährleistet. Das geschieht mit Hilfe der Millerschen Indizes [Fas87].
Abbildung 2.5: Eine Netzebene und das Koordinatensystem zur
Ermittlung der Millerschen Indizes. Die Achsenabschnitte ,
und werden in Einheiten der Kantenlänge der
Elementarzelle a angegeben.
Man ist ganz allgemein in der Lage, durch das periodische Raumgitter im Kristall Scharen paralleler Ebenen zu legen, die in regelmäßigen Abständen von Atomen, Ionen oder Molekülen besetzt sind. Diese Netzebenen können auf mehrere Arten definiert werden. Daher wählt man ein Koordinatensystem, welches dem Raumgitter der vorliegenden Kristallstruktur angepaßt ist, und bei dem der Koordinatenursprung in einem Gitterpunkt einer Netzebene liegt. Nun kann jene Netzebene durch Millersche Indizes charakterisiert werden, die dem Ursprung am nächsten liegt [Fas87]. Abbildung 2.5 zeigt solch ein Koordinatensystem und eine Ebene, deren Achsenabschnitte , und in Einheiten der Kantenlänge der Elementarzelle a angegeben werden. Die Koordinaten müssen nicht notwendigerweise orthogonal sein, da aber Silizium zu den kubischen Kristallsystemen zählt, wird ein solches verwendet.
Aus diesen Achsenabschnitten werden unter Verwendung eines Zahlenfaktors drei Zahlen h, k und l definiert, wobei
ist. ist das kleinste gemeinsame Vielfache der
Achsenabschnittszahlen , und . Mit Hilfe des Zahlentripels
h, k und l gewinnt man nun die Millersche Indizes dieser
speziellen Ebene und schreibt
Ergibt sich z.B. der Index k als negative Zahl, so wird dieser Umstand mit
einem Querbalken gekennzeichnet.
Abbildung 2.6: Millersche Indizes von einigen wichtigen Ebenen im
kubischen Kristall [EK95]. Mit a wird die
Kantenlaenge der Elementarzelle bezeichnet.
Natürlich eignet sich dieses System auch zur Kennzeichnung kristallographischer Richtungen. Man legt dafür den zu charakterisierenden Richtungsvektor in den Ursprung des Koordinatensystems und ermittelt die Projektionen dieses Vektors auf die Koordinatenachsen. Aus den so gewonnenen Zahlenwerten , und , die wieder in Einheiten von a gemessen werden, lassen sich die Millerschen Indizes der Richtungen
herleiten. ist der größte gemeinsame Teiler von , und
. Bei Richtungsangaben schreibt man
Berechnet man z.B. den Normalvektor der Ebene (2 4 3) in einem kubischen
Kristallsystem, läßt diesen im Ursprung des Koordinatensystems beginnen
und auf der Ebene enden und berechnet anschließend seine Millerschen
Indizes so erhält man als Richtungsbezeichnung [2 4 3].
Im kubischen System besteht ganz allgemein zwischen den Millerschen Indizes einer Richtung und jenen einer Ebene der Zusammenhang, daß der Vektor [u v w] auf die Ebene (u v w) senkrecht steht. Abbildung 2.6 zeigt einige Beispiele wichtiger kristallographischer Ebenen im kubischen Kristall.
Hat man einen ganzen Satz von äquivalenten Richtungen und Ebenen, die sich aus Achsenpermutationen ergeben, so kann man erstere mit gebrochenen Klammern <> und letztere mit geschwungenen Klammern {} kennzeichnen.