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Im Gegensatz zu den Majoritätselektronen können bei der Streuung von Minoritätselektronen Pauliverbot (infolge geringer Elektronenkonzentration) und
dispersive Abschirmung (wegen der großen Löchermasse) vernachlässigt werden. Andererseits ist aufgrund des anisotropen Valenzbandes die Definition einer effektiven Masse
nicht eindeutig, sodaß in der Literatur viele Werte zu finden sind, die bis um einen Faktor 3 differieren können. Die effektive Masse hat jedoch einen erheblichen Einfluß auf
die Beweglichkeit, da sie einerseits die Entartung wesentlich mitbestimmt und andererseits
die Plasmafrequenz von ihr abhängt, die wiederum die Plasmonenenergie und damit die
Plasmonenstreuung beeinflußt. Die Plamonenstreuung ist einer der wichtigsten Streumechanismen in p-Si bei höherer Dotierung. Durch Vergleich mit numerischen Zustandsdichtedaten erhält man jedoch eine obere Schranke für die effektive Löchermasse von 1.3 m0, wenn man annimmt, daß bei hoher Entartung nur die energiereichsten
Elektronen an der Streuung teilnehmen. In Abbildung 4.10 sieht man deutlich das Minimum in der Beweglichkeit, wobei wir eine Löchermasse von 1.2 [m0] angenommen haben.
Man nimmt außerdem an, daß mit zunehmender
Akzeptorkonzentration die Elektron-Loch-Streuung wichtig wird. Unter bestimmten Voraussetzungen liefert dieser Streuprozeß dieselbe Streurate wie die der ionisierten Störstellenstreuung [AS83]. Andererseits zeigen Experimente, daß
die Minoritätsbeweglichkeit bei hoher Dotierung wesentlich größer als die Majoritätsbeweglichkeit ist, sodaß bei Einführung eines zusätzlichen Streuprozesses die
Übereinstimmung mit dem Experiment noch verschlechtert werden würde.
Es gibt nur vergleichsweise wenig Publikationen, die sich mit der Messung von Beweglichkeiten der
Minoritätselektronen in hochdotiertem Silizium
befassen [Dzi79,Neu85,SKS86,SKS88,SPMC88,LN93]. Unglücklicherweise sind
einerseits die experimentelle Unsicherheiten beträchtlich,
andererseits unterscheiden sich die veröffentlichten Werte
für
beträchtlich (Abbildung 5.15). Der Grund für diese Diskrepanzen liegt daran, daß
nicht direkt gemessen werden kann, sondern über die Diffusivität und dem
Diffusionskoeffizienten D ermittelt wird. Die einzige Möglichkeit die Diffusivität
direkt zu messen besteht darin, daß man die Transitzeit der Minoritätselektronen
mißt, die durch Licht angeregt wurden [Dzi79,Neu85,LN93]. Ein anderer Weg
zur Messung von
geht von einer Messung der Diffusionslänge L und der Lebenszeit
der Minoritätselektronen aus, über die man dann D und
damit
bestimmt. Da jedoch L im
m-Bereich und
im Nanosekundenbereich ist, kann der Fehler mehr als 30% betragen. Dies wiederum ergibt einen Fehler von über 100% in D.
Die Diffusionslänge L läßt sich schreiben als [See89]
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(4.8) |
Der Diffusionskoeffizient D kann über die Einstein-Relation zu
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(4.9) |
berechnet werden.
ist schließlich
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(4.10) |
Verschiedenste Annahmen über die Temperaturabhängigkeit von
führen nun
zu den zum Teil widersprüchlichen Daten für
verschiedener Experimentatoren
(5.15). Swirhun [SKS86,SKS88] nahm ein temperaturunabhängiges
an, während Wang [Neu85,LN93] eine lineare Abhängigkeit für
als Funktion der
Temperatur voraussetzt.
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Kaiblinger-Grujin Goran
1997-12-06