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Der zweite in der Praxis wichtige Anwendungsfall einer stationären thermischen Randbedingung ist die Annahme eines
thermischen Widerstandes an der Bauteilbegrenzung. Diese Randbedingung ermöglicht die Simulation ungünstiger
Kühlbedingungen des Bauteils. Im Gegensatz zur isothermen Randbedingung wird nicht nur die
Bauteiltemperaturüberhöhung simuliert, sondern auch die absolute Bauteilerwärmung. Die Qualität der Simulation hängt
dabei wesentlich von der Spezifikation des thermischen Widerstandes ab. Dieser bestimmt sich aus den den Bauteil
umgebenden Materialien. Um möglichst exakte Werte des thermischen Widerstandes Rtherm zu erhalten, können mit
MINIMOS-NT beliebig viele angrenzende Materialien thermisch simuliert werden. Voraussetzung ist die Spezifikation
entsprechender thermischer Leitfähigkeiten sowie, im transienten Fall, der Wärmekapazitäten.
Die zweite Angabe des Randbedingungsmodells ist die Temperaturspezifikation der angrenzenden Wärmesenke Tsink.
In den meisten Fällen entspricht dies der Temperatur des Kühlmediums, wie der Umgebungstemperatur der Luft oder der
Temperatur der Kühlflüssigkeit.
Der Energiefluß der Gittererwärmung bestimmt sich am thermischen Kontakt zu
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(3.19) |
Den Reziprokwert des thermischen Widerstandes Rtherm bezeichnet man als Wärmeübergangszahl. Das Modell
des thermischen Widerstandes stellt eine NEUMANN-Randbedingung dar, da der
Energiefluß festgelegt wird. Bei der Wahl des Randbedingungsmodells eines thermischen Widerstandes ist zu
beachten, daß es bei der Spezifikation von ungünstigen Randbedingungen bei beliebig kleinen Strömen keine Lösung
geben kann. Dies ist dann der Fall, wenn der thermische Widerstand so groß ist, daß die erzeugte Wärme
nicht über den Kontakt abfließen kann. Die Bauteiltemperatur steigt dabei während der Simulation ebenfalls
beliebig hoch an, obwohl die Kontaktfläche entsprechend groß ist. Im Gegensatz zur isothermen Randbedingung sind
die Bauteiltemperaturüberhöhungen jedoch relativ gering.
Wird der thermische Widerstand entsprechend klein gewählt, so
geht das Randbedingungsmodell des thermischen Widerstandes in das isotherme Randbedingungsmodell über. Dabei wählt
man die Kontakttemperatur gleich der Temperatur der angrenzenden Wärmesenke.
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Martin Knaipp
1998-10-09