Wichtige Aspekte für die Akzeptanz von Programmen durch den Anwender sind Robustheit und Benutzerfreundlichkeit. Da es im Rahmen einer Dissertation kaum möglich ist, die Benutzerfreundlichkeit von kommerziell erhältlichen interaktiven Präprozessoren zur Eingabe komplexer Strukturen zu erreichen, sollen hier vor allem Erweiterungen erläutert werden, die nicht allzu aufwendig sind, aber dennoch die Präprozessoren aufwerten würden.
Da die viele Präprozessoren auf Problemstellungen aus der Mechanik zugeschnitten sind, ist auch die allgemeine Akzeptanz dieser Präprozessoren im Bereich der Prozeß- und Bauteilsimulation nicht besonders groß. Daher sind eigenständige Entwicklungen in diese Richtung gerechtfertigt.
Eine Weiterentwicklung des Präprozessors für geschichtete Strukturen wäre sinnvoll, da dieses Werkzeug speziell auf die Übernahme von Layout-Informationen zugeschnitten ist. Es sollte daher ein einfacher graphischer Editor entwickelt werden, der Austauschformate wie CIF, GDSII oder EDIF verarbeiten kann. Die zu simulierenden kritischen Bereiche sollten im Editor selektierbar sein, und Funktionen wie Gruppieren, Kopieren, Löschen und Editieren von Leiterbahnstrukturen verfügbar sein.
Der Editor sollte zumindest zwei Anzeigefenster aufweisen, wobei in einem Fenster das horizontale Layout bearbeitet und im anderen Fenster die vertikale Struktur angezeigt wird. In diesem Fenster können aber auch Schichtdicken editiert, Schichten kopiert oder nichtplanare Schichten definiert werden. Diese Funktionen stellen also eine neue Hülle für den eigentlichen Gittergenerator dar.
Eine lokale, automatische Gitterverfeinerung mit einer Fehlerabschätzung ist ein Punkt, um welchen das Kapazitätsberechnungsprogramm erweitert werden sollte, da sie dem Anwender die Sicherheit gibt, das Ergebnis in der gewünschten Genauigkeit zu erhalten und den Rang des Gleichungssystems senkt. Der Implementierungsaufwand dieser Gitterverfeinerung sollte aber nicht unterschätzt werden. Für die Implementierung ist ungefähr der gleiche zeitliche Aufwand wie für die Weiterentwicklung des Präprozessors für geschichtete Strukturen anzusetzen.
Eine weitere Herausforderung im Bereich der Gittergenerierung stellen Methoden dar, welche auf Octree-Methoden basierend Gitter generieren. Verzerrte Octrees, welche in Hyper-Elementen - in diesem Fall verzerrten Hexaedern - eingebettet sind, würden auch den Präprozessor, der auf transfiniter Interpolation basiert, stark aufwerten, da dadurch auch in diesem Präprozessor eine große lokale Variation der Gitterpunktsdichten einfach zu implementieren wäre.
Da das Visualisierungswerkzeug ursprünglich zur Fehlersuche konzipiert wurde, sollte der strukturelle Aufbau verbessert und um graphische Interaktionselemente erweitert werden. Diese Aufgabe sollte z.B. mit dem Toolkit TCL/TK durchgeführt werden [Ous91], da diese Bibliothek graphische Interaktionselemente in geeigneter Funktionalität enthält und diese sich äußerst einfach implementieren lassen.
Um Potentialverteilungen im Inneren von unsymmetrischen Körpern darzustellen, wäre das Visualisierungswerkzeug um Schnittdarstellungen zu erweitern. Die Schnittebene zerlegt den angezeigten Bereich in zwei Halbräume, wobei nur einer der beiden Halbräume angezeigt wird.
Das Werkzeug sollte eine Objektselektion, in diesem Fall für finite Elemente, über Filter und Selektion mit der Maus unterstützen, um z.B. nur Elemente, welche eine gewisse Qualität unterschreiten, anzuzeigen. Für die einfärbige Ausgabe am Drucker ist eine Isoliniendarstellung mit Beschriftung der Isolinien vorteilhaft, da Isoflächendarstellungen durch Graustufen erst mit Druckern ab 600 dots per inch Auflösung richtig zur Geltung kommen.
Da mit einem Kapazitätsanalyseprogramm auch Widerstände berechnet werden können, sind nur kleine Änderungen in den Programmen notwendig, um auch diesen Bereich abzudecken.
Als weiteren Schritt könnte man die Temperaturabhängigkeit der Leiterbahnwiderstände miteinbeziehen. Dies erfordert jedoch eine wesentliche Änderung der Diskretisierungroutinen, da eine gekoppelte Lösung von der Laplace- und Wärmeleitungsgleichung erforderlich ist. In diesem Zusammenhang erscheint es auch notwendig, erweiterte Randbedingungen zu implementieren, um Kontaktströme vorgeben zu können.