Die Trajektorie eines Ions ergibt sich als Folge von nuklearen Stößen mit den Siliziumatomen, die für Implantationsenergien über 1keV in guter Näherung als Zweikörperwechselwirkung angesehen werden können. Dieses Standardproblem der klassischen Mechanik [Gol83] läßt sich wie folgt beschreiben (siehe Abbildung 2.9):
Abbildung 2.9: Das Laborsystem zeichnet sich
dadurch aus, daß das Target-Atom mit der Masse als
ruhend, das Ion () hingegen als sich mit der Geschwindigkeit
bewegend angenommen wird. Der Stossparameter p gibt den
Normalabstand zwischen der Einfallsrichtung des Ions und dem Atom
an.
Gesucht sind nun folgende Größen aus Abbildung 2.9:
Abbildung 2.10: Nach der
Transformation in das Massenmittelpunktsystem bewegt sich das
Koordinatensystem mit dem Massenmittelpunkt mit, sodass der
Gesamtimpuls null wird.
Zur Lösung des Zweikörperproblems erweist es sich als günstig, eine Transformation in das Massenmittelpunktsystem von Ion und ,,Target``-Atom vorzunehmen. Damit reduziert man die Anzahl der zu lösenden Gleichungen auf eins, denn nun genügt es, die Relativbewegung zwischen den beiden Stoßpartnern zu betrachten (siehe Abbildung 2.10). Diese ist formal identisch mit der Bewegungsgleichung eines Teilchens mit der reduzierten Masse
und der Energie
im ortsfesten Potential V(r), wobei E die Ionenenergie im
Laborsystem bezeichnet. V(r) wird auch Zentralpotential genannt, da es
seinen Ursprung im Zentrum des Massenmittelpunktsystems hat.
In diesem System kann nun der Streuwinkel (siehe Abbildung 2.10) mittels
berechnet werden. ist der minimale Abstand der beiden Stoßpartner
und ergibt sich als positive Nullstelle des Wurzelausdruckes von
Gleichung 2.7. Das Integral kann nur für spezielle Potentiale
V(r) (z.B. Coulombpotential) analytisch berechnet werden.
Nach der Rücktransformation in das Laborsystem erhält man die Streuwinkel und aus
Der Energieverlust des Ions bzw. die Energie des ,,Recoils``
erhält man aus
Aus den Gleichungen 2.8 und 2.10 können
einige interessante Erkenntnisse gewonnen werden:
Für Arsen () ergibt sich z.B. ein von
22, d.h., daß sehr viele Kollisionen nötig sind, um die
Bewegungsrichtung umzukehren, doch dieser Fall ist relativ unwahrscheinlich.
Um nun den Streuwinkel tatsächlich berechnen zu können, braucht man noch einen Ausdruck für das interatomare Potential V(r), der im folgenden Abschnitt abgeleitet werden soll.