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2.6 Gitterschwingungen

 

Die thermische Gitterschwingung spielt beim nuklearen Stoß nur dann keine Rolle, wenn man den Energieübertrag zwischen Ion und Siliziumatom berechnet oder eine so hohe Implantationsdosis wählt, daß der Gitterverband stark beschädigt wird.

Versucht man allerdings ein Modell für kristalline Materialien zu entwickeln, so spielen die Lage der Gitteratome und auch die thermische Bewegung der Atome um ihre Gitterruheplätze eine entscheidende Rolle. Wie noch ausführlich gezeigt werden wird, gibt es im Kristall Vorzugsrichtungen, d.h., in manchen Richtungen kann sich das Ion ungleich leichter fortbewegen (,,Channeling``), weil es sogenannte Kanäle (,,Channels``) (siehe Abbildung 1.2) vorfindet [Tho73]. Die Gitterschwingungen spielen nun beim Hinein- und Herausstreuen (,,De-Channeling``) aus den Kanälen eine entscheidende Rolle [Hob95c] und müssen daher sorgfältig modelliert werden.

Wenn nun die ,,Wafer``-Temperatur steigt, treten zwei konkurrierende Phänomene auf. Einerseits erhöht sich die Schwingungsamplitude der Atome und andererseits wird der bei höheren Dosen entstandene Gitterschaden teilweise oder komplett ausgeheilt. Ersteres hat eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Herausstreuen der Ionen aus den Kanälen zur Folge, letzteres stellt die Kristallstruktur wieder her und erhöht dadurch die ,,Channeling``-Wahrscheinlichkeit (siehe Abbildung 2.17).

  figure1465
Abbildung 2.17: Channeling-Effekt bei Implantation von tex2html_wrap_inline11895-Ionen in <111> c-Si bei unterschiedlichen Wafer-Temperaturen. Die Implantationsenergie betraegt 40keV und die Dosis tex2html_wrap_inline12221 [Dea68].

In Zusammenhang mit dieser Arbeit spielen die thermischen Bewegungen der Siliziumatome eine noch wichtigere Rolle, denn sie bilden die Grundlage für die ,,Trajectory-Split`` Methode (ausführlich beschrieben in Kapitel 4) [Boh95a, Boh95b, Boh95d, Boh95e], die eine drastische Beschleunigung solcher Monte Carlo Simulationen ermöglicht.

Die Schwingungsebene der Atome wird senkrecht zum Geschwindigkeitsvektor des Ions angenommen, und die Auslenkung der Atome von der Ruhelage läßt sich durch eine unkorrelierte, dreidimensionale Gaußverteilung beschreiben. Gleichung 2.23 gibt dabei die Wahrscheinlichkeitsdichte an,


 equation4456
wobei die Standardabweichung tex2html_wrap_inline12223 entsprechend dem Debye-Modell [Bla55] mit


equation4460
gewählt wurde. Die dimensionslose Funktion tex2html_wrap_inline12225 ist durch


equation4464
gegeben. tex2html_wrap_inline12227 stehen für die Auslenkungen des Atoms aus seiner Gleichgewichtslage entlang der kartesischen Koordinatenachsen, T entspricht der absoluten ,,Wafer``-Temperatur und tex2html_wrap_inline11991 gibt die relative Atommasse des ,,Target``-Atoms an.

Die absolute Debye-Temperatur tex2html_wrap_inline12233 fungiert als Modellparameter und wurde in [Kit86] und [Dyg92] mit Hilfe von Messungen der spezifischen Wärme bzw. ,,Channeling``-Versuchen experimentell bestimmt. Jaraiz [Jar94] ging einen anderen Weg, indem er Simulationsergebnisse von MARLOWE [Rob90] mit SIMS Messungen verglich.

In Tabelle 2.2 sind die Debye-Temperatur und die dazugehörige Standardabweichung der Auslenkung des Atoms aus der Gitterruhelage für die oben erwähnten Untersuchungen zusammengestellt.

  table1513
Tabelle 2.2: Die absolute Debye-Temperatur tex2html_wrap_inline12233 und die dazugehoerige Standardabweichung der Auslenkung des Atoms um die Gitterruhelage tex2html_wrap_inline12223.


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