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Um angrenzende, elektrisch aktive Bereiche gegenseitig zu isolieren, umgibt man diese Bereiche mit einer
Raumladungszone, die durch einen in Sperrichtung gepolten pn-Übergang hervorgerufen wird. Dieser Übergang bewirkt
jedoch einen Leckstrom, der von entsprechenden Treibern nachgeliefert werden muß. Dieser Leckstrom ist in der Regel
unerwünscht, da er einen Beitrag zur Verlustleistung liefert. Dies ist auch dann der Fall, wenn die elektrisch
aktiven Bereiche nicht eingeschaltet sind. Die Höhe des Leckstromes ist vor allem in sog. ,,Low
Power`` -Bauelementen ein entscheidendes Kriterium.
Der Leckstrom entspricht dabei dem Sperrstrom des in Sperrichtung betriebenen pn-Überganges. Sperrströme weisen
jedoch ein sehr empfindliches Temperaturverhalten auf. Für Silizium kann man näherungsweise annehmen, daß sich der
Sperrstrom ca. alle verdoppelt [47]. Betrachtet man einen Temperaturbereich von
, so ergibt das einen Leckstromanstieg um den Faktor 107.
Die untersuchte Struktur ist in Abbildung 4.1 schematisch dargestellt. Dabei handelt es sich um einen Bauteil
der ,,Smart Power Technology`` (SPT). SPT Bauteile werden überwiegend dort eingesetzt, wo hohe
Schaltströme erforderlich sind. Ein typisches Anwendungsgebiet sind die Zündschaltungen von Airbags, wie sie in Kraft
fahrzeugen üblich sind. Um die notwendigen Ströme zu erhalten, sind entsprechende Bauteilspannungen
erforderlich. Typische Bauteilspezifikationen liegen deshalb im Bereich von 100-200V.
In Abbildung 4.1 sind die aktiven Bauteile durch die ,,p-bodies`` angedeutet. Sie entsprechen dem
Substrat in herkömmlichen npn-Transistoren. Wegen der benötigten hohen Ströme sind oft mehrere hundert ,,
p-bodies`` über einem ,,Buried Layer`` angeordnet. Die Source- und Gatekontakte der DMOS Transistoren
sind in Abbildung 4.1 nicht eingezeichnet, sie liegen innerhalb der ,,p-bodies``. Schalten die
Transistoren ein, so fließt der Strom aus den ,,p-bodies`` über die Epitaxieschicht zum ,,Buried
Layer``, der den gemeinsamen Kollektor der Einzeltransistoren bildet. Im Betriebsfall ist der ,,Buried
Layer`` Kontakt auf positivem Potential. Bulkkontakt und Isolationskontakt bilden dabei gleichzeitig den
Kathodenkontakt der Buried Layer/Isolations Diode. Die ausgebildete Raumladungszone erstreckt sich deshalb
unterhalb des ,,Buried Layer``, folgt dann ein kurzes Stück der Grenze Bulk-Epitaxieschicht und verläuft
schließlich links der beiden Isolationsimplantate zur Bauteiloberfläche. Während der Simulation wird der Einfluß
der ,,p-bodies`` vernachlässigt.
Die hohen Betriebsspannungen bewirken ausgedehnte Raumladungszonen. Die dabei auftretenden maximalen Felder liegen
in Bereichen, wo feldabhängige Generationsprozesse (siehe Kapitel 5) noch keine wesentliche Rolle
spielen. Dadurch ist gewährleistet, daß der Leckstrom gering bleibt. Die maximal zulässigen Felder und der
erforderliche Spannungsbereich begrenzen deshalb die Steilheit des pn-Überganges und sind letztlich
ausschlaggebend für die Ausdehnung der Raumladungszonen.
Abbildung 4.1:
Schematische Struktur des Leckstrombauteils.
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Für die Leckstromsimulation des Bauteils ist daher in erster Linie das Modell der gittertemperaturabhängigen SRH
Generation (4.26), (4.27) von Bedeutung. Die Ergebnisse der Simulationen sind in Abbildung 4.2
gezeigt.
Abbildung 4.2:
Strom-Spannungskennlinien bei unterschiedlichen Gittertemperaturen. Die Simulationen
entsprechen den durchgezogenen Linien, die Messungen sind durch Quadrate angedeutet.
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Man erkennt, daß der Strom nahezu unabhängig von der angelegten Spannung ist. Der leichte Stromanstieg bei höheren
Spannungen wird durch die größere Ausdehnung der Raumladungszone und der damit verbundenen stärkeren Generation von
Ladungsträgern hervorgerufen. Diese Stromzunahme ist bei niedrigeren Temperaturen stärker ausgeprägt, da der Anteil
des Diffusionsstromes zum Generationsstrom in der Raumladungszone geringer ist.
Der Strom zwischen ,,Buried Layer`` und Substrat ist proportional zur Ausdehnung der ,,Buried
Layer`` Fläche. Da die Isolation rund um den ,,Buried Layer`` reicht, ist der Isolationsstrom
proportional zum Umfang des ,,Buried Layer``. Von Interesse bei der Simulation dieses Bauteils ist der Einfluß der
Isolation auf das Gebiet des ,,Buried Layer``. Da der Isolationskontakt den Kathodenkontakt darstellt, ist der
Isolationsstrom durch den Löcherstrom bestimmt, welcher in der Raumladungszone generiert wird. Durch die relativ
hohe Akzeptorkonzentration der Isolationsdotierung ist im Betriebsfall der Bereich des Isolationsringes auf
niedrigerem Potential als der Substratkontakt. Dies bewirkt, daß die Isolation auch Einfluß auf generierte Löcher
unterhalb des ,,Buried Layer`` hat. Dieser Einfluß ist in Abbildung 4.3 gezeigt. Man erkennt, daß
der generierte Löcherstrom bis zu einer Tiefe von von der Isolation gesammelt wird.
Abbildung 4.3:
Kollektorwirkung der Isolation auf den in der Raumladungszone generierten Löcherstrom. Die angelegte ,,Buried Layer`` - Isolationsspannung beträgt 90V, die Simulationstemperatur 500K.
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Technologisch von Interesse ist die Änderung des Isolationsstromes, wenn sich der Abstand des Isolationsringes zum
,,Buried Layer`` ändert. Die Ergebnisse dieser Simulationen sind in Abbildung 4.4 dargestellt.
Abbildung 4.4:
Isolationsstrom bei
unterschiedlichem Abstand der Isolation zum ,,Buried Layer``. Der Abstand 0.0 entspricht dem
Originallayout. Bei negativem Versatz ist die Isolation näher beim ,,Buried Layer``.
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Vergrößert man den Abstand, so nimmt der Leckstrom zu. Die Ursache dafür ist eine Verlängerung der Raumladungszone
Epitaxieschicht - Substrat zwischen ,,Buried Layer`` und Isolation. Das maximale lokale Feld zwischen
,,Buried Layer`` und der unteren Isolation beträgt bei der Originalstruktur
, während es bei der um versetzten Struktur
beträgt.
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Martin Knaipp
1998-10-09