Weil die zur Durchführung von Messungen zur
Verfügung stehenden Kennlinienschreiber für Ströme bis lediglich geeignet waren, stand ein vollständiger Satz von Meßkurven nur für
DMOS-Transistoren mit 60 und 80 Zellen zur Verfügung. Von einem
4000zelligen DMOS-Transistor waren lediglich Messungen bei einer
Drainspannung von
vorhanden (dies ist die übliche
Spannung, um den On-Widerstand zu messen).
Die Anpassung der Parameter des DMOS-Modells wurde mit Hilfe des Programms ICCAP der Firma HP durchgeführt. Dieses Programm erlaubt es neben den Möglichkeiten, Meßgeräte anzusteuern und die gemessenen Daten abzuspeichern, über den Aufruf verschiedener externer Programme zur Netzwerksimulation, Parameteranpassungen durchzuführen. Als Algorithmus wird ein für solche Probleme standardmäßig eingesetztes Marquard-Levenberg Verfahren [76] verwendet.
Als externes Netzwerksimulationsprogramm wird auch SABER unterstützt. Im Falle einer Parameteroptimierung wird nun der Netzwerksimulator vom in ICCAP implementierten Optimierungsalgorithmus mehrmals aufgerufen, und die zur Optimierung freigegeben Modellparameter werden angepaßt. ICCAP erzeugt die für den jeweiligen Aufruf notwendigen Eingabedaten für den Netzwerksimulator, startet diesen und verarbeitet dessen Ausgabedaten. Diese sehr flexible Lösung (es werden die wichtigsten Schaltungssimulatoren unterstützt) hat allerdings den Nachteil, daß sie aufgrund des mit dem Aufruf des externen Netzwerksimulators verbundenen ,,Overheads`` relativ langsam ist. Für einen Optimierungslauf ist das Netzwerksimulationsprogramm i.a. sehr häufig aufzurufen.
An den Transferkennlinien eines 80zelligen DMOS-Transistors wurden zuerst die Einsatzspannung, die Sättigungsgeschwindigkeit und die Nullfeldbeweglichkeit der Elektronen im Kanal, der Drainwiderstand und die pinch-off-Spannung des JFETs angepaßt. Außerdem wurden die Parameter, die den Unterschwellenbereich und den Übergang zu diesem beschreiben, optimiert. Nachdem dadurch eine zufriedenstellende Übereinstimmung erreicht worden war, wurde eine globale Anpassung aller Fit- und physikalischen Parameter, deren Werte nicht exakt bekannt sind, durchgeführt.
Abbildung 7.1: Transferkennlinien eines DMOS-Transistors
mit 80 Zellen in linearer und logarithmischer Darstellung.
Die angepaßten Kurven (siehe Abb. 7.1) weisen eine maximale
Abweichung von und eine mittlere quadratische Abweichung von
auf. In der logarithmischen Darstellung erkennt man die gute
Übereinstimmung im Übergangsbereich zwischen starker und schwacher
Inversion und im Bereich unterhalb der Schwellspannung (schwache Inversion).
In allen folgenden Simulationen wird ausschließlich der an diesen Messungen
bestimmte Parametersatz verwendet, es werden lediglich die drei Parameter
für die Skalierbarkeit entsprechend der Zellenzahl verändert (siehe
Abschnitt 6.7.1).
Abbildung 7.2: Transferkennlinien eines DMOS-Transistors
mit 60 Zellen in linearer und logarithmischer Darstellung.
Abb. 7.2 zeigt die Transferkennlinien für einen DMOS-Transistor mit 60 Zellen. Obwohl, wie erwähnt, auf diese Meßkurven keine Anpassung erfolgte, ergibt sich eine ebenso gute Übereinstimmung wie für den DMOS-Transistor mit 80 Zellen. Dies zeigt, daß die Skalierbarkeit im Bereich kleiner Zellenzahlen, wo der Anteil der Randzellen hoch ist und sich bei Änderung der Zellenzahlen relativ stark ändert, gut funktioniert.
Abbildung 7.3: On-Widerstand eines DMOS-Transistors
mit 4000 Zellen fuer bei verschiedenen Temperaturen.
Daß die Skalierbarkeit aber auch für große Zellenzahlen sehr gut ist, zeigen Abb. 7.3 und Abb. 7.4. Der On-Widerstand im Bereich der Schwellspannung und darüber für verschiedene fest eingeprägte Meßtemperaturen ist für einen DMOS-Transistor mit 4000 Zellen in Abb. 7.3 gezeigt. Wie zu erwarten, steigt der On-Widerstand mit zunehmender Temperatur an. Das ist leicht aus der geringeren Beweglichkeit der Elektronen im Driftgebiet aufgrund steigender thermischer Gitterschwingungen erklärbar. Dieser Effekt wird u.a. durch die Temperaturabhängigkeit der Beweglichkeit im Modell des Drainwiderstands im subcircuit-Modell angenähert (vgl. Abschnitt 6.7.2).
Abbildung 7.4: Transferkennlinien eines DMOS-Transistors mit 4000 Zellen fuer bei verschiedenen Temperaturen.
Aber auch ein weiterer wichtiger Temperatureffekt, die Verschiebung der
Einsatzspannung, ist an den Messungen der Transferkennlinien am
4000zelligen DMOS-Transistor
deutlich zu erkennen (siehe Abb. 7.4). Die temperaturabhängigen
Beiträge zur Einsatzspannung sind das Fermipotential im -body
und die
Flachbandspannung
[6][57]. Beide Größen nehmen
mit steigender Temperatur ab. Es ergibt sich eine in weitem Bereich linear
temperaturabhängige Einsatzspannung. Dieser Effekt wird gut durch das
Modell beschrieben.
Abbildung 7.5: Transferkennlinien eines DMOS-Transistors
mit 1800 Zellen.
Um die Skalierbarkeit überprüfen zu können, ist es notwendig, das Modell auch für größere Zellenzahlen und bei höheren Drainspannungen mit Messungen zu vergleichen. Das Problem des niedrigen Maximalstroms der zur Verfügung stehenden Kennlinienschreiber konnte durch folgende Anordnung umgangen werden: Mit Hilfe eines Speicheroszilloskops, einer steifen Spannungsquelle und eines Funktionsgenerators kann eine quasistatische Transferkennlinie aufgenommen werden. An den Drainkontakt wird die Spannungsquelle angeschlossen, an den Eingang ein ,,langsames`` Dreiecksignal angelegt, wobei zwischen den einzelnen Dreieckpulsen große Intervalle liegen, damit sich das Bauelement nicht aufheizen kann. Die für die einzelnen Drainspannungen aufgenommenen Kurven werden aus dem Speicheroszilloskop ausgelesen und sind in Abb. 7.5 zusammen mit den simulierten Kurven dargestellt. Man sieht, daß die gemessenen und simulierten Kurven eines DMOS-Transistors mit 1800 Zellen gut übereinstimmen. Hier wurden dieselben Parameter verwendet wie für den 60- und 80zelligen DMOS-Transistor. Die Skalierbarkeit erstreckt sich also über weite Bereiche. Sie verliert lediglich für sehr geringe Zellenzahlen, so insbesondere für einen Einzeller, ihre Gültigkeit. Dafür muß ein eigens bestimmter Parametersatz verwendet werden.
Abbildung 7.6: Ausgangskennlinien eines DMOS-Transistors
mit 80 Zellen.
Abbildung 7.7: Ausgangskennlinien eines DMOS-Transistors
mit 60 Zellen.
Die Abbildungen 7.6 und 7.7 zeigen die Ausgangskennlinien des DMOS-Transistors mit 80 bzw. 60 Zellen. In den gemessenen Ausgangskennlinien sind negative differentielle Ausgangsleitwerte zu sehen. Dies ist ein typischer Temperatureffekt, der bei Messung relativ hoher Ströme durch Eigenerwärmung (im Gegensatz zu den bei den Messungen des DMOS-Transistors mit 4000 Zellen eingeprägten Meßtemperaturen) auftritt.
Abbildung 7.8: Ausgangskennlinien eines DMOS-Transistors mit 80 Zellen bei Berücksichtigung der Eigenerwärmung im DMOS-Modell.
Abbildung 7.9: Ausgangskennlinien eines DMOS-Transistors mit 60 Zellen bei Berücksichtigung der Eigenerwärmung im DMOS-Modell.
Die Abbildungen 7.8 und 7.9 zeigen die Ausgangskennlinien bei Berücksichtigung der Eigenerwärmung im DMOS-Modell (bei den Kurven in den Abbildungen 7.6 und 7.7 war dieses Modul des subcircuit-Modells ausgeschaltet). Man sieht, daß die Eigenerwärmung bzw. ihre Auswirkung auf die Kennlinien mit dem einfachen implementierten Modell nicht für alle Gatespannungswerte eine gute Übereinstimmung bringt. Das implementierte Modell für die Eigenerwärmung des DMOS-Transistors dürfte etwas zu einfach sein, um diesen Effekt über alle Spannungsbereiche richtig beschreiben zu können.
Als AC-Messungen standen lediglich Kurven für den 60- und 80zelligen
DMOS-Transistor zur Verfügung. Diese Messungen waren als Brückenmessungen
und demnach mit verschwindender Drainspannung
durchgeführt worden. Für Messungen für verschiedene Werte von
wären aufwendigere
-Parameter-Messungen notwendig gewesen. Für
Transistoren mit höheren Zellenzahlen standen keine Eichstrukturen zur
Verfügung, aus denen parasitäre Kapazitäten, die die Messung
verfälschen, zur Korrektur der AC-Messungen gewonnen werden können.
Bei der Anpassung der Kapazitätskurven ist lediglich der Parameter, der die Aufteilung der Gate-Drain-Kapazität auf die Knoten 1 und 2 (siehe Abb. 6.1) festlegt, zu bestimmen. Auf eine Anpassung der overlap-Kapazitäten des Kanal-MOSFET-Modells braucht kein großer Wert gelegt zu werden, da sie betragsmäßig sehr klein im Vergleich zu den Gesamtkapazitäten des DMOS-Transistors sind.
Die Abbildungen 7.10 und 7.11 zeigen den Vergleich der
gemessenen Eingangskapazität und ihre Aufteilung in
und
mit dem expliziten Kapazitätsmodell. Man sieht, daß
sich eine gute Übereinstimmung nur für positive Gatespannungen ergibt,
meist ist dies aber gerade jener Bereich, in dem die Kapazitäten im Modell
wirklich gebraucht werden. Zwischen
und der Schwellspannung
ist die Übereinstimmung für
und
nicht sehr gut. Dies
liegt an der (auch bei Standard-AC-Modellen für MOSFETs festzustellenden)
mangelhaften Modellierung der Kapazitäten im Übergang zwischen Verarmungs-
und Akkumulationsbereich (siehe auch Abschnitt 6.3.3.4). Die
Aufteilung auf
und
oberhalb der Schwellspannung wird durch
dieses Modell jedoch gut beschrieben (es gibt einen Meßfehler in den
AC-Kurven, da
etwas kleiner als die Summe von
und
ist).
Abbildung 7.10: Kapazitaetskurven eines
DMOS-Transistors mit 80 Zellen bei (explizites
Kapazitaetsmodell).
Abbildung 7.11: Kapazitaetskurven eines
DMOS-Transistors mit 60 Zellen bei (explizites
Kapazitaetsmodell).
Abbildung 7.12: Kapazitaetskurven eines
DMOS-Transistors mit 80 Zellen bei (implizites
Kapazitaetsmodell).
Abbildung 7.13: Kapazitaetskurven eines
DMOS-Transistors mit 60 Zellen bei (implizites
Kapazitaetsmodell).
Für das implizite DMOS-Kapazitätsmodell sind die Verläufe in Abb. 7.12 und Abb. 7.13 dargestellt. Es ergeben sich über alle Betriebsbereiche des DMOS-Transistors sehr gute Übereinstimmungen zwischen gemessenen und simulierten Kurven. Die Abbildungen 7.10 bis 7.13 zeigen außerdem, daß die Skalierung auch für das AC-Modell gut funktioniert.