Für den magnetischen Kreis läßt sich aus den Maxwell'schen Gleichungen für das stationäre magnetische Feld [83] folgendes ableiten:
Durch Anwendung des Gauß'schen Integralsatzes erhält man:
Der magnetische Fluß (in diesem Fall handelt es sich nicht um den verketteten Fluß!) durch die Fläche ist definiert durch:
Es ergibt sich daher für einen magnetischen Knoten folgende magnetische Knotenregel für die Flüsse in den beteiligten magnetischen Leitern:
Sind mehrere induktive Elemente durch einen magnetischen Kreis verbunden, sind sie also gekoppelt, so gilt für jeden Knoten des magnetischen Kreises die obige Knotenregel.
An sich ist für die in Kapitel 4 angeführten idealen Zweipole kein magnetischer Kreis und daher keine Kopplung direkt darstellbar, da für den magnetischen Kreis zwei weitere (magnetische) Anschlüsse am Zweipol vorgesehen werden müssen. Bei induktiven Bauteilen wäre daher bei Berücksichtigung dieses Aspekts besser von Vierpolen statt von Zweipolen zu sprechen (Abbildung 5.4).
Abbildung 5.4: Magnetische Kopplung
Um das Arbeiten mit Vierpolen zu vermeiden (Aufstellen einer Topologie-Matrix der magnetischen Kopplungen etc.), wählt man üblicher Weise eine äquivalente Formulierung folgender Art:
Gegeben seien die zwei Spulen und , die über einen magnetischen Kreis gekoppelt sind. Der verkettete Fluß in jeder Spule berechnet sich folgendermaßen:
mit
sind die Kopplungsgrade. Sie ermitteln sich aus dem magnetischen Kreis (unter Berücksichtigung der Streuflüsse) durch Anwendung der oben abgeleiteten magnetischen Knotenregel. ist das geometrische Mittel der beiden Kopplungsgrade und . Für die Gegeninduktivität gilt (Beweis siehe 1.15 in [10]).
Der Kopplungsgrad hat folgende Eigenschaften:
Die Berechnung der Kopplungsgrade und der Induktivitäten soll an den magnetischen Kreisen in Abbildung 5.4 verdeutlicht werden.
Die Schaltung besteht aus den zwei Spulen 1 und 2 mit bzw. Windungen. Das Vorzeichen von und bestimmt den Wicklungssinn der jeweiligen Spule in Relation zum magnetischen Kreis. Wenn beide das gleiche Vorzeichen haben, so sind die beiden Spulen gleichsinnig gewickelt. Jede der beiden Spulen ist an zwei magnetischen Kreisen beteiligt, dem Kopplungskreis der beiden Spulen mit dem magnetischen Widerstand und den Kreisen bzw. , die die ``Streuflüsse'' darstellen. In den Streuflüssen sind alle Flüsse beinhaltet, die nicht durch die andere Spule gehen, also Streuung im engeren Sinn, Flüsse die durch weitere parallele Spulen gehen (Dreischenkeltransformator etc.) und alle Flüsse durch ``magnetische Kurzschlüsse'' im Kopplungskreis (z.B. äußere Schenkel eines Drehstromtransformators mit Fünfschenkelkern).
Die Gleichungen für die Flüsse lauten nun:
Die Selbstinduktivität einer Spule mit Windungen auf einem magnetischen Kreis mit dem magnetischen Widerstand ist definiert zu ([83]):
wobei eine Parallelschaltung von mehreren magnetischen Widerständen ist, wenn durch die Spule mehrere magnetische Kreise gehen.
Die Gegeninduktivität ist definiert zu:
wobei den koppelnden magnetischen Kreis beschreibt. Wendet man nun die Beziehungen 5.21 und 5.22 auf die Gleichungen 5.19 und 5.20 an, so erhält man 5.17. Es ist nun noch der Zusammenhang zwischen Gegeninduktivität und Kopplungsgrad abzuleiten:
Der Streugrad ist definiert zu ([83]):
Der Kopplungsgrad von Spule zur Spule ist definiert zu:
Es ist nun
Betrachtet man die Definition von (5.22), so erhält man:
und
Gleichung 5.27 entspricht genau 5.18.
Man sieht sofort, daß für gleiche Streugrade gilt:
Dies ist die übliche Formel für die Gegeninduktivität.