A Die Schrödinger-Gleichung und die eindimensionale Quantisierung



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A Die Schrödinger-Gleichung und die eindimensionale Quantisierung

Um die charakteristische Breite für Quantisierungseffekte im Kanal des HEMT-Transistors abzuschätzen, kann man eine einfache Überschlagsrechnung an einem eindimensionalen Modell durchführen.

Die Schrödinger-Gleichung für das eindimensionale Quantisierungsproblem lautet [2]:

 

wobei die eindimensionale Koordinate ist, in der die Zustände quantisiert sind, die effektive Masse der Elektronen des betrachteten Tals in der Quantisierungsrichtung ist, die reduzierte Planck-Konstante, die potentielle Energie (elektrostatisches Potential plus Bandkantenoffset) der Elektronen des betrachteten Tals, die -te Wellenfunktion und deren Energie-Eigenwert.

Die Wellenfunktionen, die sich aus dieser Gleichung ergeben, sind bis auf einen konstanten Faktor bestimmt; dieser wird aus folgender Normierungsvorschrift bestimmt:

 

 

Als einfaches Modell für den Potentialwall auf jeder Seite des Kanals kann man ein Kastenpotential laut Bild A.1 annehmen, dessen Boden sich auf der Energie 0 befindet, das die Länge hat und von zwei unendlich hohen Potentialwällen begrenzt wird. Indem man die Länge des Kastenpotentials immer größer werden läßt, erhält man eine Beschreibung der Auswirkungen der Potentialbarriere bei .

Als Lösungen dieser Differentialgleichung ergeben sich zwischen den Koordinaten 0 und sinusförmige Wellenfunktionen, die außerhalb dieses Bereichs mit Null fortzusetzen sind. Mit der Normierung erhält man die folgenden Wellenfunktionen und Energieeigenwerte:

  

In den anderen beiden Dimensionen, die hier mit und bezeichnet werden, nimmt man freie Beweglichkeit der Elektronen an. Man erhält eine zweidimensionale Zustandsdichte, über die mit der Fermi-Statistik integriert werden kann. Als Besetzungszahl des -ten Energieniveaus ergibt sich [2]:

 

wobei die Vielfachheit (der Entartungsgrad) des entsprechenden Tales ist, die geeignet bestimmte effektive Masse in der /-Richtung, die Trägertemperatur und die Fermienergie der Träger. Falls das Ferminiveau um mehrere Temperaturspannungen unter dem Boden des Kastenpotentials liegt, kann man statt der Fermi-Statistik die wesentlich einfachere Boltzmann-Statistik verwenden und erhält:

 

Die gesamte Elektronenkonzentration ergibt sich als Summe über alle Wahrscheinlichkeitsdichten der Wellenfunktionen, gewichtet mit den jeweiligen Besetzungszahlen der Zustände:

 

Um den Ausdruck einfach darstellen zu können, verwendet man die Abkürzung

 

für die DEBROGLIE-Wellenlänge des thermischen Elektrons (eines Elektrons, das sich mit der mittleren thermischen Geschwindigkeit bewegt):

 

Mit der Abkürzung und mit

 

als klassischer dreidimensionaler Zustandsdichte, wobei über

 

definiert wurde, erhält man für die Elektronenkonzentration den folgenden Ausdruck:

 

Der Summenausdruck ist eine äquidistante Riemannsche Zerlegung [15] des Integrals

 

in das er durch den Grenzübergang übergeht.

Dieses Integral ergibt nach [8] die folgende Lösung:

 

und damit erhält man für die Elektronenkonzentration die folgende Formel:

 

Die charakteristische Länge , mit der die Gaußfunktion in Gleichung (A.15) abklingt, ergibt für Galliumarsenid mit und etwa 4.7 nm.

Das ist zwar noch unter der Kanalbreite des betrachteten HEMTs (diese ist 12 nm), aber der Abstand ist nicht mehr sehr groß. Versuche mit einem numerischen Schrödinger-Gleichungslöser [10][P5], der unter anderem zur Kapazitätsberechnung von HEMTs eingesetzt wurde, haben gezeigt, daß es auch dann noch möglich ist, die Elektronenkonzentration klassisch (eventuell mit Korrekturfaktoren) zu berechnen, wenn die Separation der Eigenenergien in der Größenordnung einer Temperaturspannung liegt. Trotzdem wäre es wünschenswert, mit geeigneten Abänderungen der klassischen Formeln die Quantisierungseffekte in der Rechnung zu berücksichtigen.

Die Realität weicht von dem Modell des unendlich hohen Potentialsprungs zwar ab, doch die numerische Rechnung hat gezeigt, daß endliche Barrierenhöhen, solange sie deutlich über den entsprechenden Eigenenergien liegen, praktisch zu keinen Unterschieden der Elektronenverteilung führen.



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Martin Stiftinger
Fri Oct 21 18:22:52 MET 1994