12 Ausblick
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Um mit der steigenden Komplexität der in der Industrie
eingesetzten Strukturen und mit den steigenden Anforderungen, die sich
die Simulation selbst setzt, Schritt zu halten, werden in Zukunft
mehrere Entwicklungslinien zu verfolgen sein:
- Die steigende Miniaturisierung wird es vielleicht doch notwendig
machen, für zukünftige Strukturen quantenmechanische Effekte
zu berücksichtigen. In jüngster Zeit sind dazu einige
vielversprechende Ansätze in der Literatur
erschienen [82][83][28][24].
Ein wesentliches Ziel muß es dabei sein, die
Quantisierungseffekte nur so genau wie notwendig, aber unter
möglichst geringer Verkomplizierung der Modelle einzubinden,
damit bestimmte Qualitätskriterien wie Geschwindigkeit,
numerische Stabilität, genaue Reproduktion der
extern meßbaren Größen, erhalten bleiben.
- Mehrbandmodelle könnten sich im Zuge der Quantisierungseffekte
als erforderlich herausstellen, weil es (zum Beispiel für
Silizium) bei eindimensionaler Quantisierung nicht möglich ist,
auf einfache Weise die effektive Masse von sechs Tälern mit
unterschiedlicher Orientierung im Impulsraum zu mitteln.
Um mit Modellen für mehrere Typen von Ladungsträgern zu
rechnen, ist es notwendig, die Transferraten zwischen den
einzelnen Trägersorten zu beschreiben. Hier können aus
Monte-Carlo-Simulationen [42][43][41][20][21][38][22][37]
wahrscheinlich gute Erkenntnisse gewonnen werden.
- Es ist ein Satz von physikalischen Modellen aufzubauen, der
nicht nur für Silizium, sondern auch für die wichtigen
Mischmaterialien die grundlegenden Materialparameter
spezifiziert, sodaß auch Heterostrukturen mit weniger häufig
anzutreffenden Verbindungen simuliert werden können.
- Die Anbindung an einen Schaltungssimulator ist ein weites
Aufgabenfeld, das noch in den Kinderschuhen steckt. Unter dem
Begriff ,,mixed mode`` sind in der jüngsten Zeit einige
Anstrengungen in dieser Richtung erfolgt.
Theoretische Untersuchungen über die Kondition der entstehenden
Gleichungssysteme, günstige Ver- oder Entkopplungsmechanismen
und unterschiedliche Zeitschrittlängen, also alle Maßnahmen,
die bei der Schaltungssimulation weitestgehend geklärt sind,
stehen für die verkoppelte Simulation noch aus.
- Eine Erweiterung des Gittergenerators auf flexible Gitter (zum
Beispiel Dreiecksgitter) für die Vergitterung von
unregelmäßigen Strukturen oder von schiefwinkeligen Teilen in
ansonsten schichtartigen Strukturen wird notwendig sein, um
die Prozeßschritte, die zur Herstellung eines Bauelements
notwendig sind, in einen automatischen Simulationsablauf
einzubinden. Es wäre dabei sinnvoll, die Vorzüge von
Rechtecksgittern in dünnen Schichten mit den Vorzügen anderer
geometrischer Formen für die Auflösung unregelmäßiger
Strukturen zu vereinen.
- Für dreidimensionale Simulationen ist es notwendig, neben
der Geometriebehandlung einen geeigneten Gittergenerator zur
Verfügung zu haben.
- Für transiente Simulation ist noch eine geeignete
Zeitschrittweitensteuerung ausständig. Diese sollte Rücksicht
nehmen auf unterschiedliche Notwendigkeiten in
Halbleiterbauelementen (dort ist z.B. die Temperaturspannung als
Maß der lokalen Änderung des Potentials heranzuziehen) und in
externen linearen Bauelementen (dort sind andere Zeitkonstanten
zu beachten).
- Um die Konvergenz des hydrodynamischen Gleichungssystems zu
beschleunigen (vergleiche Kapitel 11), wäre es
nötig, die Temperatur- und Konzentrationsänderungen der
Ladungsträger mit einer geeigneten Methode lokal zu dämpfen.
Das sollte möglichst gekoppelt geschehen. Davon ist eine
gewisse Beschleunigung des Iterationsverfahrens zu erwarten; vor
allem aber sollte es dann möglich sein, vom Anfang weg ein
verkoppeltes System der hydrodynamischen Gleichungen zu lösen,
ohne in Stabilitätsprobleme zu geraten.
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Martin Stiftinger
Fri Oct 21 18:22:52 MET 1994