5.2.4 BiCG, CGS und BiCGSTAB



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5.2.4 BiCG, CGS und BiCGSTAB

 

,,Yet despite these impressive results, the convergence curves generated by CGS are frequently so erratic that it is hard to imagine that this algorithm can be completely right. We suspect an even better algorithm may be waiting to be discovered.``
Lloyd N. Trefethen [71]
Das Verfahren ,,bikonjugierter Gradienten`` beruht auf dem nichtsymmetrischen Lanczos-Algorithmus [57][58]. Ähnlich dem CG-Verfahren wurde BiCG zur Lösung nichtsymmetrischer Gleichungssysteme wiederentdeckt [27]. Gemäß der ursprünglichen Idee von Lanczos konstruiert dieser Algorithmus rekursiv zwei Mengen von Vektoren, die wechselseitig bi-orthogonal sind. Die Algorithmus ist eine Bi-Orthogonalisierungsmethode und besitzt keine monotone Konvergenz. Eine besondere Schwierigkeit ist der sogenannte ,,Zusammenbruch`` des Algorithmus, wobei die Lanczos-Rekursion terminiert, ohne daß eine Lösung des Gleichungssystems erreicht wurde. Diese Eigenschaft hat den Algorithmus lange Zeit in Mißkredit gebracht. Jüngste Forschungen [28][29][30][78] deuten aber darauf hin, daß dieses Problem in fast allen Fällen vermieden werden kann.

  
Tabelle 5.3: Vergleich der Anzahl arithmetischer Operationen pro Iteration für verschiedene lineare Gleichungslöser.

  
Tabelle 5.4: ILU-CGS


Sonneveld [103] machte die Beobachtung, daß das Vektor-Polynom, das im BiCG-Algorithmus konstruiert wird, symbolisch quadriert werden kann. Er konnte den Algorithmus so modifizieren, daß sich ohne wesentlichen Mehraufwand eine theoretisch doppelt so schnell konvergierende Vektorsequenz ergibt. Sinngemäß wurde diese Prozedur (Bi-)Conjugate Gradient Squared-Methode (CGS) getauft. Sehr bald fand diese Methode Anwendung in der mikroelektronischen Bauelement-Simulation [16].

  
Tabelle 5.5: Nicht vorkonditionierte Version des BiCGSTAB-Algorithmus.

In der Terminologie von Gutknecht [38] wird der BiCG-Algorithmus als Bi-ORTHOMIN (oder BIOMIN) bezeichnet. Die dazu äquivalenten Algorithmen Bi-ORTHORES (Biorthogonale Residuen) und Bi-ORTHODIR (Biorthogonale Richtungsvektoren) können in ähnlicher Weise wie BiCG quadriert werden, was auf Algorithmen führt, die dem CGS-Algorithmus äquivalent sind (Squared-BIORES, Squared-BIODIR). Im Laufe dieser Arbeit wurden auch Implementationen dieser Algorithmen vorgenommen [97]. Das Resultat bevorzugt eindeutig CGS, da er die beste numerische Stabilität besitzt und den geringsten Aufwand hinsichtlich Speicherplatz und Anzahl numerischer Operationen pro Iteration erfordert.
Die Konvergenz von BiCG ist in vielen Fällen stark nichtmonoton. Das manifestiert sich in großen Spitzen des Residuums, die das Anfangsresiduum überschreiten können. Dabei kommt es zu signifikanten Rundungsfehlern, die dazu führen, daß BiCG nicht weiter konvergiert oder sogar divergiert. Durch das Quadrieren der polynomialen Darstellung des BiCG wird grob gesprochen auch die Nichtmonotonizität quadratisch vergrößert. CGS leidet infolgedessen noch stärker als BiCG an Rundungsproblemen.
Von den Rundungsproblemen des CGS-Algorithmus ausgehend, konnte van der Vorst [119] eine stabilisierte Version von BiCG herleiten, die er BiCGSTAB nannte. Die Residuen, die im Laufe der Iteration auftreten, sind wesentlich glatter, gleichzeitig konvergiert der Algorithmus ähnlich schnell wie CGS. BiCGSTAB ist zur Zeit ,,State-of-the-Art`` der iterativen Algorithmen für nichtsymmetrische lineare Gleichungssysteme in der Bauelement-Simulation. Vor allem bei zweidimensionalen Simulationen des Durchbruchs von Galliumarsenid-MESFETs mit dem Programm MINIMOS hat BiCGSTAB seine Überlegenheit gegenüber CGS bewiesen.
Die Entwicklung numerischer Methoden zur Lösung nichtsymmetrischer linearer Gleichungssysteme ist allerdings sehr dynamisch. Neuerungen auf diesem Gebiet sind in absehbarer Zeit sehr wahrscheinlich.



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Martin Stiftinger
Fri Oct 14 21:33:54 MET 1994