5.3 Vorkonditionierung
Next: 5.3.1 Unvollständige LU- und
Up: 5 Lineare Gleichungssysteme in
Previous: 5.2.4 BiCGCGS und
Unter Vorkonditionierung
eines linearen Gleichungssystems versteht man im
engeren Sinne die Transformation desselbigen derart,
daß eine zur Lösung verwendete iterative Methode
schneller konvergiert. Vorkonditionierung ist also eine Form
der Konvergenzbeschleunigung. Vorkonditionierung kann
aber auch die Konvergenz erst herbeiführen.
Der Vorkonditionierungsschritt
muß während jeder Iteration eines iterativen Gleichungslösers
in Form von Matrizenmultiplikationen durchgeführt werden.
Die arithmetischen Operationen für die Vorkonditionierung
dominieren in der Regel im gesamten iterativen Lösungsprozeß.
In dieser Arbeit wurden mehrere Vorkonditionierungsmethoden
untersucht:
-
- Punkt- und Block-Jacobi-Verfahren.
-
- Unvollständige LU-Faktorisierungen (ILU()).
-
- Tridiagonale Faktorisierung (TF).
-
- Unvollständige LU-Faktorisierungen
mit Umordnung zur Entkopplung der Unbekannten.
-
- Reduziertes System (RS).
-
- Optimale Polynome (LS).
Die verschiedenen Vorkonditionierungs-Verfahren haben unterschiedliche
Einsatzbereiche, die von der Computerarchitektur
mitbestimmt werden.
Namentlich der Einsatz vorkonditionierter
Gleichungslöser auf Vektor- und Parallelrechnern
hat zur Entwicklung neuer (Multicolor-ILU)
oder zur Wiederentdeckung existierender Verfahren (LS) geführt.
Die Reihenfolge der in der Liste angeführten
Methoden entspricht etwa der Chronologie der Untersuchung
im Rahmen dieser Arbeit. In analoger Weise
ist dieser Abschnitt aufgebaut.
Der Beginn der Entwicklung iterativer Verfahren
für den dreidimensionalen Programmteil von MINIMOS
war geprägt von der Übertragung effektiver
linearer Gleichungslöser vom zweidimensionalen
Problem auf das dreidimensionale. Für die Poisson-
und die Kontinuitätsgleichungen wurde
ein Block-CJCG-Verfahren bzw. ein
Block-CJ-BiCG-Verfahren nach dem Muster
der Methode von Reid [88] entwickelt.
Als Vorkonditionierung dient dabei eine tridiagonale Matrix,
deren Invertierung direkt erfolgt [106].
Während die Poissongleichung
mit dem Block-CJCG-Verfahren schnell gelöst werden konnte,
was zu einer anfänglich spektakulären Beschleunigung
der Modellstufe 1 des dreidimensionalen
Programmteils von MINIMOS um den Faktor - führte,
erwies sich das CJ-BiCG-Verfahren für die
beiden Kontinuitätsgleichungen als wenig robust.
Namentlich beim Auftritt signifikanter Stoßionisationsraten
kam es zu Konvergenzstagnationen oder chaotischem Verhalten.
Die tridiagonale (Block-Jacobi) Vorkonditionierung
im CJ-BiCG-Verfahren kann wahlweise in den
drei Raumrichtungen (x-, y- oder z-Richtung) des
Simulationswürfels erfolgen,
was zu sehr unterschiedlichen Konvergenzraten führt.
Eine räumliche Vorzugsrichtung konnte nicht festgestellt
werden [106].
Die robusteste und schnellste
Vorkonditionierung basiert auf unvollständiger LU-Faktorisierung
der Koeffizientenmatrix.
Varianten, in denen ein diagonales
Spärlichkeitsmuster in den LU-Faktoren vorgegeben wird,
ILU(), wurden untersucht.
Alternative unvollständige Faktorisierungen beruhen
auf tridiagonalen Systemen [18]
(Abschnitt 5.3.1).
Die unvollständige
Faktorisierung führt auf Rekursionen höherer Ordnung und
eignet sich nicht direkt zur Implementation auf
einer parallelen Rechnerarchitektur bzw. auf Vektorrechnern.
Parallelisierung der Vorkonditionierung kann durch
Entkopplung der Iteration mittels Umsortierung der Variablen
erreicht werden (Abschnitt 5.3.2).
Schließlich wurden noch polynomiale Iterationen untersucht,
deren Vorteil in der Beschränkung
auf lokale Interprozessor-Kommunikation
besteht und
deren Anwendungsbereich parallele Computersysteme mit lokalem
Speicher sind (Abschnitt 5.3.3).
Next: 5.3.1 Unvollständige LU- und
Up: 5 Lineare Gleichungssysteme in
Previous: 5.2.4 BiCGCGS und
Martin Stiftinger
Fri Oct 14 21:33:54 MET 1994