Der erste Teil des Abschnittes beschreibt die Diskretisierung der stationären Wärmeflußgleichung (2.68). Im zweiten Teil wird auf die implementierte Berechnung der transienten Wärmeflußgleichung eingegangen.
Die Implementierung der Wärmeflußgleichung in MINIMOS-NT erfolgt durch die Berechnung der Wärmestromdichte
. Ausgangspunkt der eindimensionalen Diskretisierung ist die eindimensionale stationäre
Gleichung für den Wärmestrom (2.64)
Gleichung (3.1) ist die Differenzialgleichung für den Wärmestrom des Kristallgitters. Um eine für die
Bauteilsimulation entsprechende Differenzengleichung angeben zu können, wird der Wärmestrom zwischen zwei
Gitterpunkten xi und xj betrachtet, die die Temperaturen Ti bzw. Tj annehmen. Eine Näherung der
Diskretisierung besteht darin, den Wärmestrom zwischen den Gitterpunkten als
konstant anzunehmen. Dadurch ist es möglich, den Wärmestrom aus dem Integral herauszuziehen
Den Wert des Wärmestromes zwischen zwei Diskretisierungspunkten erhält man mit (3.2) zu
Bei der Implementierung der Wärmeflußgleichung in MINIMOS-NT muß das verwendete Simulationsgitter berücksichtigt
werden. Daher bezieht man alle Beiträge einer Gleichung auf das Boxvolumen, um entsprechend gewichtete Einträge zu
erhalten. Die auftretende Divergenz einer Größe wird dabei mit Hilfe des GAUSS'schen Satzes
(2.66) auf ein Oberflächenintegral zurückgeführt. In diskretisierter Form lautet die implementierte
Energieflußgleichung im Drift-Diffusionsmodell für den Gitterpunkt i
Die Kontrollfunktion für die hydrodynamische Gittererwärmung bestimmt sich laut (2.70) für den Gitterpunkt i zu
Bei einer transienten Berechnung der Kristallgittererwärmung muß zusätzlich der zweite Term auf der linken Seite
von (2.68) ausgewertet werden. Dabei wird eine Rückwärts-EULER-Zeitdiskretisierung, analog den elektrischen
Gleichungen, angewendet [18]. Dies bedeutet, daß für den aktuellen Zeitschritt das Gleichungssytem mit den
aktuellen Variablen berechnet wird. Nur für den transienten Term verwendet man die Variablen des letzten
gerechneten Arbeitspunktes. Dadurch kann man den transienten Term von (2.68) folgendermaßen darstellen
Das Lösen des so aufgestellten Gleichungssystems berechnet Werte des neuen Zeitschrittes für die Gittertemperatur an den Gitterpunkten. Um eine Aussage über die Qualität der neuen Lösung treffen zu können, ist eine Abschätzung über den Fehler der Zeitdiskretisierung notwendig.
Bei rein thermischen Problemen, d.h. beim Lösen der Gleichung der Kristallgittererwärmung, kann man dafür die Änderung der Temperaturen der beiden Zeitschritte heranziehen. Man verlangt, daß der Abstand der Kristallgittertemperaturen zweier aufeinanderfolgender Zeitpunkte innerhalb einer festgelegten Schranke liegt. Dieser Abstand wird durch Normen der Lösungsvariablen (Kristallgittertertemperatur) bestimmt (siehe Kapitel 7.2.2). In welchem Bereich diese Abweichung liegen darf, hängt von der Genauigkeit der geforderten Lösung ab.
Löst man gleichzeitig zur Wärmeflußgleichung die Halbleitergleichungen, so hängt die Lösung der Variablen in den Halbleitergleichungen stark von der berechneten Gittertemperatur des entsprechenden Zeitschrittes ab. Beim Abschätzen der Qualität der transienten Simulation der Gittererwärmung kann man daher auch die Änderung des Potentials oder der Ladungsträgerkonzentrationen zweier aufeinanderfolgender Zeitschritte heranziehen. Dies setzt jedoch voraus, daß die angelegten Potentiale der betrachteten Zeitschritte konstant sind. Im Bauteilsimulator MINIMOS-NT kann man die thermische Gleichung mit den elektrischen Gleichungen gekoppelt oder ungekoppelt lösen. Bei der ungekoppelten Lösung löst man zuerst die Halbleitergleichungen bei festgehaltener Gittertemperatur. Anschließend hält man die elektrischen Größen fest und löst nach der Gittertemperatur. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis beim Wechseln der Gleichungssysteme die Abbruchbedingung erfüllt ist. Diese Lösungsmethode zeichnet sich durch ein stabiles Konvergenzverhalten aus, jedoch ist die Konvergenzgeschwindigkeit wesentlich langsamer als beim vollgekoppelten Lösen. Die entkoppelte Lösung stellt jedoch ein brauchbares Mittel dar, um das Konvergenzverhalten eines Gleichungssystems zu testen (siehe Kapitel 7). In MINIMOS-NT wird der vollgekoppelten Lösung der Vorzug gegeben, um das Gesamtsystem von thermischen und elektrischen Größen zu berechnen.