Das Drift-Diffusionsmodell wertet das nullte und erste Moment der Transportgleichung aus. Das nullte Moment erhält man, indem
man setzt. Die Transportgleichung reduziert sich somit auf
Der erste Summand auf der rechten Seite (2.8) verschwindet wegen , der zweite Summand
wird dargestellt als die Netto-Rekombinations/Generationsrate Rnet. Sie gibt die Anzahl der pro Zeit und
Volumen rekombinierenden Ladungsträger an. Werden Ladungsträger generiert, so ist Rnet<0, was einer positiven
rechten Seite von (2.9) entspricht. Geht man von den Teilchenströmen auf Ladungsströme über, so lautet die
Kontinuitätsgleichung für Löcher
Der Vorzeichenwechsel ergibt sich aus der Definition der Elektronenstromrichtung.
Die unbekannten Größen in den Kontinuitätsgleichungen sind die Stromdichten der Ladungsträger.
Sie werden durch Auswertung der Transportgleichung mit dem ersten Moment bestimmt. Die grundlegende
Annahme dabei ist, daß man die Teilchengeschwindigkeit als Summe einer mittleren Geschwindigkeit
und einer ungerichteten Geschwindigkeit darstellen kann
Die Transportgleichung ist im Fall des ersten Momentes eine Vektorgleichung und nimmt folgende Form an
Den Ausdruck im Divergenzoperator erhält man unter Berücksichtigung
Der zweite Summand im Divergenzoperator von (2.13) läßt sich durch die Temperatur T beschreiben
Der Temperaturtensor Tij kann als Näherung diagonalisiert werden. Durch Mittelwertbildung über die
Raumrichtungen erhält man schließlich die Temperatur als skalare Größe
Das erste Moment der Transportgleichung nimmt folgende Form an
Als nächsten Schritt wendet man die Produktregel auf den ersten Term der linken Seite (2.18) an und setzt die
Kontinuitätsgleichung (2.9) ein, sodaß sich die entstehenden Terme aufheben.
Man erhält dann
Die entstehende Gleichung ist noch immer unterbestimmt. Um sie zu lösen, sind weitere Annahmen nötig, die besonders die Streuterme und Rnet betreffen. Die beiden Streuterme der rechten Seite von (2.20) kann man vereinfachen, indem man annimmt, daß sich die Stoßterme von Streuungen in das betrachtete Band (Index ib) mit jenen, die aus dem Band streuen, aufheben und der Anteil des Streuintegrals somit näherungsweise nur Stöße enthält, die im betrachteten Band (Index iv) ablaufen.
Definiert man den aus dem betrachteten Band austretenden Impulsfluß mit
Gleichung (2.22) ist die Definition der Impulsrelaxationszeit. Werte für erhält man aus der Monte-Carlo Simulation, da nur sie über mögliche Verteilungsfunktionen integriert.
Im nächsten Schritt wird die Gleichung (2.22) für ein Elektronensystem angeschrieben. Dazu verwendet man
die Definitionen der Stromdichte und der Ladungsträgerbeweglichkeit. Für Elektronen setzt man
Multipliziert man (2.20) weiters mit so erhält man die Impulsbilanzgleichung für das
Elektronensystem
Üblicherweise werden im Drift-Diffusionsmodell und im hydrodynamischen Modell die beiden ersten Terme der linken Seite von (2.24) vernachlässigt.
Vernachlässigt man den ersten Term, so wird sich dies nur im Falle einer transienten Simulation auswirken. Die Vernachlässigung ist gerechtfertigt, wenn man annimmt, daß die Impulsrelaxationszeit im Bereich von Picosekunden liegt und man daher bei den heute üblichen angelegten Signalen ein quasistationäres Verhalten voraussetzten kann. Dies bedeutet, daß sich das angelegte Signal nur so rasch ändern darf, daß die Ladungsträger noch genug Zeit finden, sich dem geänderten Signal anzupassen und einen neuen Gleichgewichtszustand einzunehmen.
Den zweiten Term bezeichnet man als konvektiven Term. Das Vernachlässigen des zweiten Terms bewirkt, daß sich im Falle eines reinen stationären Diffusionsproblems () bei beliebig großen Konzentrationsgradienten keine endliche Driftgeschwindigkeit einstellt [53]. Physikalisch betrachtet, sollte jedoch die maximal erreichbare Diffusionsgeschwindigkeit durch die mittlere thermische Geschwindigkeit begrenzt werden, um noch sinnvolle Relaxationsvorgänge im Rahmen des Kontinuummodells beschreiben zu können. Der Fehler, der sich bei Vernachlässigen des konvektiven Terms ergibt, ist jedoch bei den meisten praktischen Bauteilsimulationen relativ gering.
Drückt man das Feld durch den Gradienten des Potentials
(2.25) |
Die Annahme, daß die mikroskopische Kraft auf die Ladungsträger ausschließlich durch das elektrische Feld
verursacht ist, ist nur eine Näherung. Berücksichtigt man weiters die Änderung der Bandkantenenergie sowie den
Gradienten der kinetischen Energie, so kann man die mikroskopische Kraftkomponente auf den
Ladungsträger folgendermaßen ausdrücken
Die Auswirkung des kinetischen Terms der treibenden Kraft macht sich somit nur bei unterschiedlicher Gittertemperatur bemerkbar. Dies ist die direkte Folge einer Änderung der effektiven Masse bei lokal unterschiedlicher Gittertemperatur. Die Auswirkung ist jedoch nur dann gerechtfertigt, wenn ein parabolischer Bandkantenverlauf angenommen wird.
Im Fall des Drift-Diffusionsmodells setzt man die Temperatur der Ladungsträger gleich der Gittertemperatur. Die
Elektronenstromdichte reduziert sich bei konstanter Gittertemperatur auf
Die Gleichungen (2.33), (2.11), die entsprechenden Gleichungen für die Löcher und die
Poissongleichung
Die Größe in Gleichung (2.37) spezifiziert die Raumladung, die durch freie Ladungsträger (n, p) und aktive gebundene Dopanden (ND+, NA-) hervorgerufen wird
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den hydrodynamischen Gleichungen und den Drift-Diffusions Gleichungen besteht in der Annahme einer identischen Temperatur von Ladungsträgern und Gitter beim Drift-Diffusionsmodell. Diese Annahme kann jedoch große Auswirkungen auf die Stromverteilungen im Bauteil haben. Der entscheidende Faktor dabei ist die Diffusivität D, die angibt, wie stark die Ladungsträger bestrebt sind, auseinander zu driften, wenn ein Ladungsträgerkonzentrationsgefälle vorliegt.
Die Diffusivität ist durch die EINSTEIN-Relation definiert. Für Elektronen gilt
Das Drift-Diffusionsmodell wertet das nullte und erste Moment der BOLTZMANN-Transportgleichung aus. Informationen von höheren Momenten werden nur indirekt berücksichtigt. So werden im allgemeinen ladungsträgertemperaturabhängige Effekte durch das lokale elektrische Feld modelliert. Bei Bauteilen, wo die Energierelaxationslänge jedoch schon in die Größenordnung typischer Bauteilabmessungen kommt, ist diese Vorgangsweise durch das Auftreten von sogenannten nichtlokalen Effekten nicht mehr gerechtfertigt. Diese Effekte beschreiben das Ladungsträgerverhalten, wobei kein Gleichgewicht zwischen dem lokalen elektrischen Feld und der Trägertemperatur vorliegt. Nichtlokale Effekte treten daher besonders in Bereichen auf, wo sich das elektrische Feld abrupt ändert. Steigt das elektrische Feld sprunghaft an, so nehmen die Ladungsträger nicht sofort die Gleichgewichtstemperatur an, die sie hätten, wenn sie in einem Bauteil mit homogenem, elektrischen Feld driften würden. Stattdessen steigt die Trägertemperatur langsam an, was Auswirkungen auf andere Effekte mit sich bringt. So wird beispielsweise die Beweglichkeit durch die Ladungsträgertemperatur modelliert. Bei steigender Ladungsträgertemperatur nimmt die Beweglichkeit ab. Auf der anderen Seite ist die Driftgeschwindigkeit proportional zur treibenden Kraft, die wiederum vom elektrischen Feld abhängt. An Stellen im Bauteil, wo das elektrische Feld stark zunimmt, kommt es daher zu Driftgeschwindigkeitswerten, die über der Sättigungsgeschwindigkeit eines homogenen Feldbereiches liegen. Tatsächlich kann die Driftgeschwindigkeit die Sättigungsgeschwindigkeit um ein Mehrfaches übersteigen. Den in der Literatur angegebenen Fachausdruck dieses nichtlokalen Effektes bezeichnet man als ,,Velocity Overshoot ``.
Die typischen Bauteillängen dieser Effekte liegen dabei im Bereich einiger zehntel Mikrometer. Um diese nichtlokalen Effekte zu beschreiben, braucht man genauere Informationen über die Ladungsträgertemperatur sowie den im Bauteil auftretenden Energiefluß. Diese Zusatzinformation wird durch Auswerten des zweiten Momentes der Transportgleichung gewonnen. Es wird damit das Gleichungsystem des Energieflusses der Ladungsträger hergeleitet, welches sich durch bestimmte Näherungen zum hydrodynamischen Bauteilgleichungssystem reduziert.