2.5 Gültigkeit der Boltzmanngleichung
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In diesem Abschnitt werden die Annahmen zusammengefaßt, die der
Boltzmann- Transporttheorie zugrundeliegen.
Eine Darstellung dieses Themas ist z.B. in
[5] gegeben.
-
Streuprozesse geschehen augenblicklich
Damit diese Annahme erfüllt ist, muß die Dauer einer Kollision sehr viel
kleiner sein als die Dauer der freien Bewegung.
-
Streuvorgänge sind örtlich lokalisiert
Nur dann sind die Streuraten unabhängig vom äußeren Feld. Ist diese
Bedingung verletzt, etwa wenn das äußere Feld sehr groß ist
(z.B. Transport in SiO in der Nähe des Durchbruches), dann findet
während der Streuung auch ein Energie- und Impulsübertrag vom Feld
auf das Elektron statt. In der Quantentransporttheorie spricht man vom
,,intra-collisional field effect``
[23] .
-
Verdünntes Elektronengas
In einem dichten Elektronensystem treten Vielteilchenwechselwirkungen auf
und die Einteilchennäherung gilt nicht mehr.
-
Schwache Streuungen
Im Falle starker Streuquellen besitzen die Elektronenzustände zwischen
den Streuvorgängen keine hinreichend lange Lebensdauer mehr und ihre
Beschreibung als quasi-freie Teilchen verliert ihre Gültigkeit.
-
Räumlich ausgedehnte Systeme
Im Fall räumlich eng begrenzter Systeme, wie etwa in einem Inversionskanal,
tritt Quantisierung, etwa der Energie, ein.
-
Die Variation des äußeren Feldes soll klein sein im Vergleich zur
de Broglie Wellenlänge des Elektrons.
-
Da die Bandtheorie verwendet wird, soll sich das äußere Feld auch im
Vergleich zum gitterperiodischen Kristallpotential nur wenig ändern.
Die folgenden Näherungen gehen nicht direkt auf die Boltzmann-Formulierung
zurück. Da sie jedoch häufig gemacht werden, ohne daß explizit darauf
hingewiesen wird,
sollen hier einige dieser Näherungen erwähnt werden.
- In den Streuintegralen 2.36 und 2.40 wird die Paargeneration
und -rekombination vernachlässigt. Will man diese Annahme nicht
machen, gelangt man zu zwei Boltzmanngleichungen, die über die Verteilungsfunktionen der
Elektronen und Löcher gekoppelt sind.
- Weiters wird in den Streuintegralen 2.36 und 2.40 die
Elektron-Elektron-Streuung vernachlässigt. Die Mitberücksichtigung
würde zu einer nichtlinearen Boltzmanngleichung führen.
- Bei der Ableitung der Streuraten wird üblicherweise für das
Phononensystem thermodynamisches Gleichgewicht angenommen. Andernfalls würde auch
für die Phononen eine Boltzmanngleichung gelten.
- Vielfach wird das Streuintegral 2.36 verwendet, welches das
Pauli-Verbot nicht berücksichtigt und daher Halbleiter mit hohen
Trägerkonzentrationen nur ungenau beschreibt.
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Martin Stiftinger
Wed Oct 12 11:59:33 MET 1994