Im folgenden soll nun ein Modell zur Beschreibung des elektrischen Verhaltens und des Rekombinationsmechanismus von tiefen Störstellen hergeleitet [38][83] werden. Betrachtet man eine Störstelle als ein Energieniveau im verbotenen Band, das mit einem Elektron besetzt werden kann, so kann man den Besetzungsmechanismus mit der von Shockley, Read und Hall entwickelten Statistik beschreiben [79]. Vier Prozesse können den Besetzungszustand eines Energieniveaus verändern. Ein Elektron kann vom Leitungsband eingefangen oder an das Leitungsband abgegeben werden - Elektroneneinfang und Elektronenemission . Ebenso kann ein Elektron an das Valenzband abgegeben oder vom Valenzband eingefangen werden und so ein Loch neutralisieren - Löchereinfang - oder erzeugen - Löcheremission .
Hier sind und , und die Einfang- und Emissionsraten pro Zeit- und Volumeneinheit, der Anteil der besetzten Störstellen und die Konzentration aller Störstellen dieses Energieniveaus. und sind Einfangraten für Elektronen und Löcher pro Zeiteinheit und Teilchen für den Fall, daß alle Störstellen unbesetzt sind. Dagegen bezeichnen und die Emissionsraten für den Fall, daß alle Störstellen besetzt sind. Betrachtet man nun die Einzelprozesse im thermischen Gleichgewicht, so müssen sowohl Elektroneneinfang und Elektronenemission als auch Löchereinfang und Löcheremission im Gleichgewicht stehen. Daraus erhält dann
Benützt man nun die Fermi-Diracstatistik zur Beschreibung des Elektronen- und Löchersystems, so lassen sich , und berechnen. Man definiert geeignete Referenzkonzentrationen und ,
die den Zusammenhang zwischen den Einfangraten und den Emissionsraten angeben. bezeichnet die energetische Lage des Störstellenniveaus. Die Einfangraten und sind proportional zur Störstellenkonzentration und zur thermischen Geschwindigkeit der Ladungsträger . Proportionalitätsfaktor ist der sogenannte Einfangquerschnitt , der für eine bestimmte Störstelle konstant angenommen wird.
Stellt man nun allgemein die Gesamtbilanz der vier Teilprozesse auf, so erhält man die zeitliche Änderung des Anteils der besetzten Störstellen . und bezeichnen die Rekombinationsraten über dieses Energieniveau:
Im stationären Fall gilt und man kann und aus (3.150) direkt berechnen. Mit (3.142) - (3.147) und der Definition der Zeitkonstanten erhält man
Unter Berücksichtigung eines tiefen Donators ( und ) und eines tiefen Akzeptors ( und ) lassen sich jetzt die Poissongleichung und die Kontinuitätsgleichungen für Elektronen und Löcher folgendermaßen anschreiben:
und umfassen die Konzentrationen aller ionisierten flachen Donatoren und Akzeptoren. Die Größe beschreibt in diesem Falle sämtliche Generations- und Rekombinationsmechanismen, die nicht mit den tiefen Störstellen im Zusammenhang stehen. Es ist nun möglich, die örtliche Abhängigkeit der Besetzung der tiefen Störstellen und die damit verbundene Raumladungsänderungen im Bauteil in der Rechnung zu berücksichtigen. In Kap. 4.2 wird der Einfluß der tiefen Störstellen auf die Charakteristik eines GaAs MESFET gezeigt.