Die beim Reaktiven Ionenätzen oder Ionenstrahlätzen im elektrischen Feld beschleunigten hochenergetischen Ionen können beim Auftreffen auf die Oberfläche durch Impulsübertrag Material entfernen. Dieser physikalische Ätzmechanismus, auch Sputter-Ätzen genannt, ist stark von der lokalen Oberflächenorientierung abhängig. Der Sputterertrag definiert die Anzahl der herausgeschlagenen Atome, bezogen auf ein einfallendes Ion. Abbildung 5.5 zeigt die typische Winkelabhängigkeit des normierten Sputterertrages, wobei den Winkel zwischen Einfallsrichtung und Oberflächennormalen beschreibt.
Abbildung 5.5: Der typische Verlauf des Sputterertrages.
Für die Modellierung der Ätzrate läßt sich die in Abbildung 5.5 dargestellte Sputterertragskurve durch eine Summe von Cosinusfunktionen unterschiedlicher Potenz approximieren [Old80]:
Verwendet man zum Beispiel:
so erhält man mit den Koeffizienten aus Tabelle 5.1 [Ele91] die in Abbildung 5.6 dargestellten Sputterertragskurven für die angegebenen Materialien.
Tabelle 5.1: Koeffizienten für die Sputterertragsfunktion.
Abbildung: Sputterertragsfunktionen für , und .
Der hervorgerufene Ätzabtrag an einer flachen unschattierten Materialoberfläche kann durch
beschrieben werden, wobei die Anzahl der pro Zeit- und Flächeneinheit einfallenden Ionen angibt, beschreibt die Anzahl der Atome des zu ätzenden Materials pro Volumseinheit, und kennzeichnet die verwendete Ätzzeit.
Unter der Annahme, daß für alle ankommenden Ionen eine einzige Einfallsrichtung gilt, ergibt sich für die Ätzrate, beschrieben in negativer Richtung zum Normalvektor am betrachteten Oberflächenpunkt:
Die mittlere freie Weglänge der betrachteten Ionen ist dabei groß im Vergleich zu den Bauteilabmessungen. Untersuchungen am Ionentransport haben gezeigt, daß es vor allem beim Reaktiven Ionenätzen durch Kollisionen im Plasma zu Verteilungsfunktionen kommt, die unter Umständen stark von der bisher vorausgesetzten Deltafunktion abweichen. Monte-Carlo-Simulationen ergaben, daß die Winkelverteilung der einfallenden Ionen hinreichend genau durch eine Gaußfunktion mit kleiner Standardabweichung beschrieben werden kann [UF89], [McV94].
Der Ätzrate hervorgerufen durch direkt einfallende Ionen ergibt sich damit unter Berücksichtigung dieser Verteilungsfunktion zu:
kennzeichnet die Standardabweichung der Verteilungsfunktion der Ionen, normiert diese Funktion, sodaß die Ätzrate der flachen unschattierten Materialoberfläche darstellt. beschreibt die normierte Sputterertragsfunktion des zu ätzenden Materials.