Unterabschnitte
Die Geometrie kann entweder direkt von einem 'Solid Modeler' (s. Abschnitt 2.1.1) oder aus einer Topographiesimulation erhalten
werden (s. Abschnitt 2.1.2).
Zelluläre Geometrien bestehen aus dreidimensionalen
Grundelementen, wie z.B. Tetraedern oder Würfeln, und lassen sich nach
strukturierten und unstrukturierten Gittern unterscheiden (s.
auch Abb. 2.12.1und Abb. 2.2):
- Strukturierte Gitter sind dadurch gekennzeichnet, dass
jeder Gitterpunkt und jede Zelle durch ein Indextripel () festgelegt
ist. Es müssen die Elemente nicht explizit abgespeichert sein, da ihre
Eckpunkte direkt in der Punktliste mit den drei Richtungsindizes gefunden
werden können. Ortho-Produkt-Gitter sind strukturierte Gitter bei denen nicht nur die Topologie der Zellen, sondern
auch die Koordinaten der Gitterknoten einer Regelmäßigkeit unterliegen,
und die Gitterzellen haben ebenso wie das Gesamtgitter Parallelogramm- (2D)
bzw. Spatform (3D).
Ein rektilineares Gitter ist gekennzeichnet durch das Zusammenfallen der
Hauptachsen mit den Achsen des Koordinatensystems; ein kartesisches Gitter
besteht darüberhinaus nur aus Zellen gleicher Größe.
- Unstrukturierte Gitter bestehen aus Knotenpunkten, deren
Anordnung keiner bestimmten Regelmäßigkeit unterliegen.
Definiert wird ein unstrukturiertes Gitter durch eine Punktliste
und eine Elementliste. Die Punkte sind durch ihre Koordinaten gegeben,
die Elemente referenzieren ihre Knoten durch Indizes auf die Punktliste.
Wenn verschiedene Grundelemente zur Anwendung kommen, ist noch die
Kennzeichnung des Elementtyps erforderlich.
Abbildung 2.1:
Zelluläre Geometrien: Ein unstrukturiertes Tetraedergitter (a), das durch
Aufbrechen entlang einer Schnittebene einen Blick ins Innere gestattet (Achsen
der Schnittebene sind strichliert eingezeichnet) und ein strukturiertes Gitter (b)
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Abbildung 2.2:
Rektilineares Gitter (a) und kartesisches Gitter (b) als
Spezialfälle strukturierter Gitter
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Da die Beschreibung allgemeiner Geometrien hohe Flexibilität erfordert, werden
in dieser Arbeit unstrukturierte Gitter mit Dreiecks- und Tetraederelementen
verwendet.
2.1.1 Modellierung mittels eines 'Solid Modelers'
'Solid Modeler' bieten verschiedene Geometrieoperationen (Translation,
Rotation, ...) an, die mittels logischer Verknüpfung (UND, ODER, ...)
Körper konstruieren.
Meistens liegt eine Beschreibung der Struktur bereits in einem
zweidimensionalen Format vor (Layout). Durch Duplizierung dieser
zweidimensionalen Fläche und Verschiebung um die Dicke in der dritten
Dimension erhält man einen Körper. Neben der Vorgabe einer konstanten Dicke bietet der Präprozessor LAYGRID [64] die Möglichkeit je nach Position in der -Ebene eine
unterschiedliche Dicke zuzuweisen, womit der Anwender die Möglichkeit hat,
nichtplanare Geometrien zu modellieren.
2.1.2 Modellierung durch Topographiesimulation
Übliche Modellierungsverfahren vernachlässigen den Unterschied
zwischen dem vorgegebenen Entwurf und der durch unzählige Prozessschritte
erzeugten realen Struktur.
Strukturen, die kleine Auflösungsgrößen benötigen und stark
nichtplanare Oberflächen aufweisen, sind mittels genauer Topographiesimulation
zu untersuchen, da vor allem dabei große Abweichungen zwischen Entwurf und
erzeugter Struktur in Form von Abrundungen, Hohlräumen, usw. auftreten, die
zum Teil große Auswirkungen auf die elektrischen Eigenschaften haben.
Durch Topographiesimulationen lassen sich obengenannte Auswirkungen
berücksichtigen. Dabei wird in kleine Zeitschritte diskretisiert und in der Folge
die Oberfläche entsprechend physikalischer Modelle berechnet.
Beispielsweise ist es mit dem Topographiesimulator etch3d [65]
möglich, realistische Strukturen von Verbindungsleitungen zu erzeugen.
Dieses Programm basiert auf einem zellulären Verfahren.
Leider ist das Ergebnis der zellulären Topographiesimulation ohne
nachfolgende Vergröberungsmethoden nicht brauchbar, die eine geeignete
polygonale Darstellung erzielen, weil die Gitterdichte ungeeignet hoch für
eine FEM Simulation ist.
Üblicherweise wird von einer Layoutinformation und einer Prozessbeschreibung
ausgegangen, die in einem Topographiesimulator verarbeitet werden. Die
resultierende Geometrie wird vom Gittergenerator vergittert und einem
dreidimensionalen Simulator zugeführt, dessen Ergebnisse Eingabewerte in
Form einer Netzliste für einen Stromkreissimulator zur Berechnung der
elektrischen Eigenschaften sind (Abb. 2.3). Abbildung 2.4
zeigt für ein einfaches Beispiel die Konturflächen des elektrischen
Potenzials im Dielektrikum, wobei die Leitungsgeometrie Ergebnis einer
Topographiesimulation ist [66].
Abbildung 2.3:
Einbettung der Topographiesimulation im Simulationsdatenfluß
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Abbildung 2.4:
Konturflächen der Potenzialverteilung im Dielektrikum, deren Leitungen
Ergebnis einer Topographiesimulation sind
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Fußnoten
- ...fig:zellgeom2.1
- Der Schnitt in Abb. 2.1a entfernt
diejenigen Tetraeder, deren Schwerpunkt oberhalb der Schnittebene liegt.
Dadurch läßt sich die unterschiedliche Gitterdichte am Ende der Leitung und
im Via noch besser erkennen.
C. Harlander: Numerische Berechnung von Induktivitäten in dreidimensionalen Verdrahtungsstrukturen