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Heterobipolartransistoren (HBT) haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.
Durch gezielten Einsatz geeigneter Materialien können die Bandkanten von Emitter, Basis und Kollektor soweit
verändert werden, daß der Bauteil bestimmte, verlangte Eigenschaften annimmt. Die eingesetzten Materialien können
sowohl III-V Halbleiter als auch vierwertige Legierungen wie Silizium-Germanium sein.
Um kurze Schaltzeiten der Transistoren zu erreichen, versucht man die Basis möglichst dünn zu machen, um die
Transitzeit der Ladungsträger zu reduzieren. Die Folge einer dünnen Basis ist ein relativ hoher
Basiswiderstand, der den notwendigen Steuerstrom nur schwer liefern kann. Um den erforderlichen, niedrigen
Basiswiderstand zu erhalten, muß man daher die Basis entsprechend hoch dotieren. Schaltet der npn-Transistor ein,
so ist die Emitter-Basisdiode in Flußrichtung gepolt. Im Fall einer hohen Basisdotierung driften die Löcher in den
Emitter, um dort zu rekombinieren. Dabei ist der Driftstrom umso stärker, je höher die Basis dotiert ist. Dieser
Driftstromanteil sollte jedoch möglichst klein sein, da er einen Teil des Steuerstroms ausmacht. Die Möglichkeit der
Bandkantenveränderung durch Halbleiterlegierungen nützt man dahingehend aus, den Bandkantenabstand der Basis
gegenüber Emitter und Kollektor zu verkleinern. Bei einem npn-Bipolartransistor bedeutet dies, daß im Fall einer
gegenüber dem Emitter hochdotierten Basis die Löcher eine Energiebarriere überwinden müssen, um in den Emitter zu
gelangen. Im Fall eines HBT ist im eingeschalteten Zustand der Löcherstrom in den Emitter wegen des
Bandkantenunterschiedes kleiner als bei einem Bauelement mit konstantem Bandkantenabstand.
Das beschriebene stationär gerechnete Beispiel eines Silizium-Germanium Transistors soll zeigen, daß die Annahme
von thermischen Randbedingungen sogar die Bauteiltemperaturverteilung stark beeinflußt. Die Bedeutung weiterer
Wärmequellen in Bipolarstrukturen kann in [71] nachgelesen werden. Abbildung 3.20 zeigt den
Bandkantenpotentialverlauf im Fall des eingeschalteten Transistors. Die angelegten Spannungen betragen dabei
.
Abbildung 3.20:
Potential und Bandkantenpotentiale am Silizium-Germanium Bipolartransistor
|
Das eingeprägte Potential beträgt aufgrund der entsprechenden Emitter- und Kollektordotierung an den Kontakten ca.
. Vernachlässigt man den Löcherstrom in der Basis, so müssen die Elektronen am Emitterkontakt einen
Potentialsprung von ca. einem Volt überwinden. Im Fall des Drift-Diffusionsmodells entspricht dies einer starken lokalen
Energieübertragung an das Gitter. Am Kollektorkontakt ist die Situation genau entgegengesetzt. Die Energiedifferenz
zum FERMI-Niveau des Metalls bewirkt eine lokale Abkühlung des Kristallgitters. Die Energieüberträge an den
Heteroübergängen sind klein gegenüber den Ein- und Austrittsenergien des Halbleiters. Trotzdem erkennt man in
Abbildung 3.21 die Energiesenke, die der Stromfluß am Emitter-Basisübergang bewirkt. Die thermischen
Widerstände betragen am Emitterkontakt bzw. am Kollektorkontakt. Obwohl der Kollektorkontakt thermisch schlecht leitet, hat es den
Anschein, daß ein relativ großer Wärmefluß über den Kollektorkontakt aus dem Bauteil strömt. In Wirklichkeit ist es
jedoch nur die Kühlwirkung des Kontaktmodells, die durch die Austrittsarbeit der Elektronen den kompletten
Wärmefluß des Gitters kompensiert. Man kann den thermischen Kollektorwiderstand beliebig erhöhen, trotzdem bleibt
die Temperaturverteilung von Abbildung 3.21 nahezu gleich. Die Randbedingung eines unendlich hohen
thermischen Widerstandes am Kollektorkontakt entspricht einer NEUMANN-Randbedingung, wobei der aus dem
Bauteil austretende Wärmefluß verschwindet.
In Abb. 3.22 schließlich ist der gleiche Betriebsfall ohne thermischen Kontakt am Kollektor gezeigt.
Dabei verschwindet der Temperaturgradient normal zum Kontakt. Die Randbedingung eines hohen thermischen
Widerstandes und die Vernachlässigung eines thermischen Kontaktes haben die gleichen thermischen Auswirkungen auf
die angrenzenden Materialien. Fließt ein Strom über den Kontakt, so berücksichtigt jedoch nur das elektrothermische
Modell eines thermischen Widerstandes die Rekombinationswärme am Metallkontakt.
Abbildung 3.21:
Gittertemperaturverlauf mit einem sehr großen thermischen Widerstand am Kollektor. Obwohl
über den Kontakt so gut wie keine Wärme abgeführt wird, bildet sich ein
Wärmefluß zum Kollektor aus. Die zum Kollektor strömende Wärmeenergie
wird großteils dazu benötigt, die Austrittsenergie der Elektronen beim
Überwinden der Halbleiter-Metallgrenzschicht zur Verfügung zu stellen.
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Abbildung 3.22:
Gittertemperaturverlauf mit einer NEUMANN-Randbedingung am Kollektor. Bei dem Modell wird die Austrittsarbeit der Elektronen am Kollektorkontakt, und der damit verbundene Wärmeentzug des Kristallgitters nicht berücksichtigt. Durch die NEUMANN-Randbedingung am Kollektor kann die im Bauteil generierte Wärme nur über den Emitterkontakt abfließen. Dies bewirkt die stärkste Bauteiltemperaturüberhöhung im Kollektor.
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Martin Knaipp
1998-10-09