Während im Bereich des Ohmschen Transports analytische Methoden zur Berechnung von einigermaßen richtige Ergebnisse liefern, versagen sie mit zunehmender Feldstärke immer mehr. Dies hat seinen Grund in der immer stärker von der Gleichgewichtsverteilung f0 abweichenden Distribution der Ladungsträger. Die Annahme eines einzigen Korrekturterms, f=f0+f1, ist nicht mehr ausreichend zur Beschreibung von f, f wird zunehmend asymmetrisch mit einem ausgeprägten Maximum in Feldrichtung. Ein einigermaßen erfolgreicher Versuch der Beschreibung des Hochfeldtransports basierend auf einem einfachen Ansatz von f mit expliziter Feldabhängigkeit wurde von Arora vorgeschlagen [11,12]. Eine sehr detailierte Darstellung bietet [156].
Im Gegenzug erhöht sich die Attraktivität der MC Verfahren, da mit steigendem Feld für dieselbe gewünschte statistische Genauigkeit der Ergebnisse weniger Streuprozesse simuliert werden müssen. Mit steigender Feldstärke verbessert sich das Verhältnis der Driftgeschwindigkeit zur thermischen Geschwindigkeit der Ladungsträger, und man benötigt somit kürzere Zeit um das thermische Rauschen wegzumitteln. Für GaAs bei Raumtemperatur etwa liegt für eine zur Berechnung von typische Feldstärke von eine Größenordnung über . Die MC Simulation hat sich daher als das Standardverfahren zur Untersuchung des Hochfeldtransports etabliert. In diesem Zusammenhang sind für III-V HL insbesonders die Arbeiten [26,57,60,133,186] anzuführen.
Die Mehrtalbandstruktur der direkten HL mit der sehr kleinen effektiven Masse des Minimums und den größeren Werten in den energetisch höheren L und X Tälern führt zu der bekannten nichtmonotonen Relation aufgrund der Umbesetzung der Täler mit zunehmender Feldstärke und folglich zunehmender Ladungsträgerenergie (Zwischentalstreuung , ``k-space transfer'').
Diese negative differentielle Beweglichkeit wird in einfachen HF-Oszillatoren ausgenützt (Gunn-Effekt). In Abbildung 6.24 sind Kennlinien für GaxIn1-xAs dargestellt.
Auffällig ist trotz der deutlich verschiedenen Eigenschaften bei kleinen bis mittleren Feldstärken der nahezu gleiche Verlauf bei hohen Feldern. Eine Abschätzung für die Sättigungsgeschwindigkeit aufgrund der Limitierung durch PO Streuung in einem Bandminimum [3],
Spezielle Aufmerksamkeit verdienen InAs und sehr In-reiche Verbindungen. Unter stationären Bedingungen beobachtet man nämlich keine negative differentielle Beweglichkeit, für kurze gepulste Anregungen hingegen schon.
Dies hängt mit der Stoßionisation (``impact ionization'') zusammen, die in Abbildung 6.24 nicht berücksichtigt ist, und der Bandstruktur.
Aufgrund der -L Talseparation, die größer als die Bandlücke ist, erreichen die Ladungsträger nicht die nötige Energie für die Zwischentalstreuung, sondern generieren Elektron-Loch Paare.
Da pro Generationsvorgang ein Elektron ungefähr die Energie abgibt, reduziert dieser Effekt die mittlere Ladungsträgerenergie sehr effizient. Die Elektronen verbleiben im Tal und weisen so die überlegenen Transporteigenschaften dieses Minimums auf.
Eine Simulation unter Berücksichtigung der Stoßionisation ist in Abbildung 6.25 dargestellt.
Dabei wird die Stoßionisation als zusätzlicher isotroper Streuprozeß behandelt, dessen Streurate nach dem populären Keldysh Modell [185]
Die maximale Driftgeschwindigkeit erreicht bei Verwendung von in InAs fast und ist damit eine Größenordnung über ohne Stoßionisation. Qualitativ erinnert der Verlauf von InAs eher an die Sättigungskennlinie von Si , wo der Ladungsträgertransport ebenfalls nur in einem LB Minimum stattfindet. Das scheinbar paradoxe Verhalten, daß ein zusätzlicher Streuprozeß die Beweglichkeit erhöht, ist durch die veränderte Population der Minima erklärbar. Im Tal alleine erhöht die Stoßionisation natürlich nicht. Wie man aus dem Vergleich in Abbildung 6.26 sieht, hat die Stoßionisation für x<0.4 deutliche Auswirkungen auf die Hochfeldcharakteristik.