Mit (3.119), (3.120) und (3.128) lassen sich
die Randbedingungen am Schottkykontakt vollständig beschreiben.
Bei einer angelegten Spannung erhält man für das Potential eine
Dirichlet-Randbedingung
und für die Elektronen- und Löcherkonzentration implizite Randbedingungen für die jeweiligen Stromdichten, d.h. das Potential am Kontakt ist fixiert, während die Elektronen- und Löcherkonzentrationen variieren können.
,
und
bezeichnen das elektrostatische Potential, die
Elektronen- und die
Löcherkonzentration im thermischen Gleichgewicht.
und
sind
definiert durch
d.h. und
werden durch konstantes
Quasiferminiveau am Kontakt definiert. Die Randbedingungen
(3.130) - (3.132) basieren nun auf folgendem
physikalischen Modell:
Durch Vergleich mit Messungen der Gatediode eines realen Bauelements soll nun
die Anwendbarkeit dieses numerischen Modells überprüft werden. Dazu wurde ein
planarer GaAs MESFET mit mehrfach implantiertem Dotierungsprofil verwendet. Das
Bauelement hat eine Gatelänge von , die Abstände zwischen Source
und Gate und Gate und Drain sind unsymmetrisch und betragen
und
.
Abbildung 3.6: Dotierungsprofil des GaAs MESFET
Die Kanalimplantation hat eine Spitzenwert von und eine Tiefe von ungefähr
. Die
Kontaktimplantationen sind stark unsymmetrisch und haben einen Spitzenwert von
. Zusätzlich enthält das Bauelement eine
Implantation, um die Bahnwiderstände von Source und Drain zu
verringern. Abb. 3.6 zeigt dieses Dotierungsprofil im Detail.
Die aus der Diodenkennlinie ermittelte Barrierenhöhe
des
Gatekontaktes aus Wolframsilizid beträgt
.
Mit dem Simulationsprogramm MINIMOS wurde nun die Diodenkennlinie dieses
MESFETs in Flußrichtung
simuliert. Vergleicht man das Ergebnis mit der gemessenen Kennlinie, so erkennt
man, daß die gemessene Kennlinie stark von einer idealen Kennlinie
abweicht (Abb. 3.7).
Zur Beschreibung realer Schottkykontakte hat sich die Einführung eines
``Idealitätsfaktors'' als sehr erfolgreich erwiesen. Dieser ist als
Anstieg der Strom-Spannungskennlinie in einer halblogarithmischen Darstellung
definiert und läßt sich leicht experimentell bestimmen.
Für gilt
Der Idealitätsfaktor eines Schottkykontakts hängt stark vom Herstellungsprozeß und dem verwendeten Metall ab und ist für einen bestimmten Prozeß meist bekannt. Um nun auf diese Weise rein phänomenologisch weitere physikalische Effekte in die Randbedingungen miteinbeziehen zu können, müssen die Stromrandbedingungen (3.131) und (3.132) erweitert werden. Setzt man konstantes Quasiferminiveau voraus,
so läßt sich (3.131) mit (3.130) und (3.133) folgendermaßen anschreiben:
Führt man nun in (3.138) analog zu (3.135) den
Idealitätsfaktor ein, so erhält man mit
folgenden Ausdruck für die Stromdichte:
Daraus kann man nun eine erweiterte Randbedingung für die Stromdichte gewinnen.
Aus der gemessenen Diodenkennlinie läßt sich der Idealitätsfaktor mit
berechnen. Verwendet man bei der Simulation die geänderte Randbedingung
(3.141), so ergibt sich über beinahe den gesamten Bereich eine fast
perfekte Übereinstimmung (Abb. 3.7).
Abbildung 3.7: Gemessene (durchgezogene Linie) und simulierte (gestrichelte Linien)
Diodenkennlinie mit und
Die Abweichungen zwischen der simulierten und der gemessenen Kurve für
Gatespannungen
lassen sich durch den Einfluß der Kontakt- und Meßwiderstände, die
in der Simulation nicht berücksichtigt wurden, erklären. Zusätzlich wurde
bei der Messung der Gatestrom mit
begrenzt.
Die Verwendung des Idealitätsfaktors bietet eine einfache
Möglichkeit,
die Gatediode eines MESFETs rein phänomenologisch sehr genau zu beschreiben.
Unter den folgenden Bedingungen ist das hier beschriebene Modell
allerdings nicht mehr ohne die Berücksichtigung weiterer physikalischer
Effekte einsetzbar:
In beiden Fällen muß die Barrierenhöhe am Kontakt von den lokalen Verhältnissen abhängig sein, für die Beschreibung von Tunnelströmen müssen die Stromrandbedingungenen (3.131) und (3.132) modifiziert werden. Genauere Untersuchungen über die Formulierung und Implementierung stehen allerdings noch aus.