Der homogen dotierte HFET-1 (vgl. Abb. 7.1) besitzt folgenden Aufbau [9] (von oben nach unten): eine dicke obere Barrierenschicht mit einer homogenen aktiven Dotierung von , eine dicke undotierte Zwischenschicht, ein dicker undotierter Kanal und ein dickes GaAs Substrat mit einer Dotierstoffkonzentration von . Der Gate-Kanalabstand ist und die Gate-Länge ist . Links und rechts des Gates befinden sich im Abstand von die GaAs Cap-Schichten mit einer Dotierstoffkonzentration von .
Die Kontaktierung des HFET-1 ist identisch mit jener des HFET-2. Abbildung 7.14 zeigt eine mittels Elektronenrastermikroskopie hergestellte Aufnahme des Querschnitts des HFET-2. Wie zu sehen ist, wird durch die Kontaktierung die Cap-Schicht nicht durchdrungen. Es wird daher angenommen, daß die darunter liegende Heterostruktur durch die Kontaktierung nicht zerstört wird. Es wurde deshalb die in Abbildung 7.1 dargestellte schematische Struktur des Transistors mit aufgesetzten Kontakten für die Simulation verwendet. Für den Kontaktleitwert wurde ein Wert von angenommen, was mit einer Weite des Transistors von einen Kontaktwiderstand von ergibt.
Für die Simulationen wurden verschiedene Kombinationen von Modellen getestet:
Abbildung 7.6: Transfercharakteristik des HFET-1 für
. Da für das DD-Modell eine Erwärmung der
Elektronen nicht berücksichtigt wird, ist der Drain-Strom bei
Verwendung des thermionischen Emissionsmodells (TE) zu gering. Das
thermionische Feldemissionsmodell (TFE) zeigt hingegen eine gute
Übereinstimmung mit den Messungen, da der Tunnelstrom berücksichtigt
wird und dieser einen Transfer der Elektronen am drain-seitigen Ende
des Kanals ermöglicht. Das kombinierte
Drift-Diffusions-, hydrodynamische Modell (HD/DD) zeigt gemeinsam mit
dem TFE-Grenzflächenmodell die beste Übereinstimmung mit der
Messung.
Als Grenzflächenmodell wird sowohl das thermionische Emissionsmodell (TE) als auch das thermionische Feldemissionsmodell (TFE) für die Modellierung des Übergangs zwischen dem Kanal und der oberen Barrierenschicht verwendet. Abbildung 7.6 zeigt die simulierten Transferkennlinien für eine Drain-Source-Spannung von im Vergleich mit den gemessenen Daten. Die mit dem TE-Modell berechnete Transfercharakteristik weicht stark von der Messung ab. Erst für Gate-Source-Spannungen über ist ein Ansteigen des Drain-Stroms zu bemerken. Für Spannungen über dominiert bereits der Gate-Strom und der Drain-Strom nimmt wieder ab.
Abbildung 7.7: Verlauf der Leitungsbandkantenenergie
für und . Die Simulation wurde mit
dem DD-Modell und dem TE-Grenzflächenmodell durchgeführt. Die
Elektronen können die Energiebarriere zwischen Kanal und oberer
Barrierenschicht nicht überwinden. Es entsteht eine Depletionszone in
der oberen Barrierenschicht und der simulierte Drain-Strom ist zu
gering.
Abbildung 7.7 zeigt die Leitungsbandkantenenergie für . Im Bereich zwischen Kanal und Drain-Kontakt ist ein starker Potentialabfall zu erkennen. Mit dem Temperaturmodell (7.18) kann auch für das Drift-Diffusionsmodell eine Ladungträgertemperatur berechnet werden, die für das thermionische Emissionsmodell verwendbar ist. Aufgrund des lokalen Energiegleichgewichts, das diesem Modell zugrunde liegt, ist die Temperatur jedoch zu hoch. Außerdem ist zur Berechnung der Betrag der treibenden Kraft erforderlich, der durch Interpolation angenähert werden muß und gerade an Grenzflächen sehr ungenau ist. Die Folge ist, daß das lokale Temperaturmodell in Verbindung mit dem TE-Modell die Konvergenz des Newton-Verfahrens verhindert. Es werden daher die Ladungsträgertemperaturen für das DD-Modell gleich der konstanten Umgebungstemperatur gewählt. Die thermisch unterstützte Emission der Elektronen des TE-Modells fällt somit weg und der Strom über die Grenzfläche ist zu gering. Es kommt zu einer Depletion der Ladungsträger in der oberen Barrierenschicht, die den Potentialabfall bewirkt. Wird jedoch das TFE-Modell verwendet, welches das Tunneln der Ladungsträger berücksichtigt, können auch Elektronen mit Umgebungstemperatur die Barriere überwinden, sofern das Normalfeld an der Grenzfläche zwischen Kanal und der oberen Barrierenschicht genügend groß ist. Trotz des Fehlens der thermionischen Emission zeigt sich nur mit Berücksichtigung des Tunnelns eine gute Übereinstimmung mit den gemessenen Werten.
In Abbildung 7.7 ist auch die abrupte Änderung der Bandkantenenergie an den Grenzfläche zwischen dem Kanal und der oberen Barrierenschicht zu erkennen.
Abbildung 7.8: Temperaturverteilung der Elektronen im
HFET-1 für und .
Da die Löcherkonzentration das Verhalten des HFETs kaum beeinflußt, wird die Temperatur der Löcher konstant angenommen und gleich der Umgebungstemperatur gesetzt. Die Energiebilanzgleichung wird nur für die Elektronen berücksichtigt. Nachdem die Temperatur der Elektronen berechnet wird, kann die thermionische Emission der Ladungsträger vom Kanal in die angrenzenden Bereiche simuliert werden. Ein Anstieg der Elektronentemperatur von auf bewirkt eine Reduktion der Energiebarriere zwischen dem Kanal und der oberen Barrierenschicht von auf . Nachdem der Strom exponentiell von der Höhe der Energiebarriere abhängt, ist ein Transfer der Elektronen dadurch sehr leicht möglich. Dieser Vorgang wird als Real-Space Transfer (RST) bezeichnet. Er führt dazu, daß der Stromtransport teilweise in den Gebieten parallel zum Kanal stattfindet. Da dort die Beweglichkeit der Elektronen aufgrund der Materialien und der Dotierung geringer ist als im Kanal, werden die Hochfrequenzeigenschaften des Transistors mit Einsetzen des RST verschlechtert. Je besser es gelingt den Stromtransport auf den Kanal zu beschränken, umso besser sind die Hochfrequenzeigenschaften des HFETs. Die Auswirkungen des RST auf die Ergebnisse der statischen Simulation sind für den homogen dotierten HFET-1 weniger deutlich als für den deltadotierten HFET-2, da die Leitfähigkeit der oberen Barrierenschicht des HFET-1 aufgrund der Dotierung im statischen Fall besser ist. Die Verwendung des DD-Modells gemeinsam mit dem TFE-Grenzflächenmodell liefert für den HFET-1 daher gute Simulationsergebnisse. Für den HFET-2 muß jedoch das HD- oder das HD/DD-Modell verwendet werden.
Abbildung 7.8 zeigt die Temperaturverteilung der Elektronen im HFET-1 für und . Die Temperatur steigt im Kanal in Richtung Drain an und erreicht am drain-seitigen Ende der Gate-Elektrode den höchsten Wert. Die Unstetigkeit der Temperaturen an den Grenzflächen ist gering. Es wurde daher für die Kombination von Drift-Diffusions- und hydrodynamischem Modell die Elektronentemperatur an der Außenseite des Kanals gleich der Temperatur an der Innenseite gewählt.
Abbildung 7.10: Energiedichte
der
Elektronen entlang des Kanals im HFET-1.
Abbildung 7.9: Temperatur der
Elektronen entlang des Kanals im HFET-1.
Abbildung 7.12: Beweglichkeit der
Elektronen entlang des Kanals im HFET-1.
Abbildung 7.11: Geschwindigkeitsverteilung der
Elektronen entlang des Kanals im HFET-1.
Abbildung 7.11 zeigt den Geschwindigkeitsverlauf der Elektronen entlang des Kanals für das Drift-Diffusionsmodell und für das hydrodynamische Modell ( , ). Das DD-Modell läßt keine Geschwindigkeiten über der Sättigungsgeschwindigkeit zu. Das HD-Modell hingegen zeigt am drain-seitigen Ende des Gate-Kontakts eine Geschwindigkeit von , die deutlich über der Sättigungsgeschwindigkeit liegt. Dieser Effekt wird als Velocity overshoot bezeichnet und ist neben dem RST der wichtigste Effekt für dessen Modellierung das HD-Modell verwendet wird. Der Velocity overshoot bewirkt die größere Steilheit der Simulationen mit dem HD- und dem HD/DD-Modell gegenüber dem DD-Modell (s. Abb. 7.6). Dementsprechend ist die Beweglichkeit für das HD-Modell am drain-seitigen Ende des Gate-Kontakts höher als die Beweglichkeit des DD-Modells (s. Abb. 7.12).
Abbildung 7.9 zeigt die Temperatur der Elektronen entlang des Kanals für das DD-Modell, die mit dem lokalen Temperaturmodell (7.18) berechnet wurde, im Vergleich mit der Elektronentemperatur des HD-Modells ( , ). Der Maximalwert der Temperatur des DD-Modells ist etwa dreimal so groß wie der Maximalwert des HD-Modells und liegt etwas näher am drain-seitigen Ende des Gate-Kontakts. Die Darstellung der Energiedichte in Abbildung 7.10 hingegen zeigt die zu erwartende stärkere lokale Konzentration der Energie näher am Gate-Kontakt des DD-Modells im Vergleich zum HD-Modell deutlicher. Außerdem ist der Maximalwert der Energiedichte des DD-Modells nur etwa zweimal so groß wie der Maximalwert des HD-Modells. Die Gesamteenergie ist hingegen für beide Modelle gleich.
Abbildung 7.13: Mit HD/DD berechnetes Ausgangskennlinienfeld
für den HFET-1 im Vergleich mit den Meßdaten.
Abbildung 7.13 zeigt einen Vergleich des mit HD/DD-Simulation berechneten Ausgangskennlinienfeldes mit den Meßdaten. Die Simulationsergebnisse stimmen im Sättigungsbereich gut mit der Messung überein. Im ohmschen Bereich hingegen wird der Leitwert durch die Simulation überschätzt. Das läßt darauf schließen, daß die Werte für die Nullfeldbeweglichkeit der Elektronen, die durch Messungen von Substratströmen erhalten wurden, zu optimistisch sind.
Die Transferkennlinie des HD/DD-Modells zeigt die beste Übereinstimmung mit den Meßdaten (s. Abb. 7.6).