Ein Entrasterungsverfahren, das von Lorenson und Cline vorgeschlagen wurde, ist der Marching-Cube-Algorithmus [Lor87]. Das Verfahren bestimmt zu einem als Rastermodell gegebenen Körper eine Oberfläche, die in der Ebene durch Strecken, im Raum durch Dreiecke dargestellt wird.
Abbildung 3.28 erklärt das Verfahren. Die Knotenpunkte des Gitters entsprechen den Mittelpunkten der Rasterelemente, in unserem Fall also den Mittelpunkten der Materialzellen der Simulationsgeometrie.
Abbildung 3.28: Der Marching-Cube-Algorithmus in der Ebene.
Ein Knotenpunkt des Gitters kann zwei Zustände annehmen, gesetzt und nicht gesetzt. Gesetzte Punkte sind in Abbildung 3.28 durch ausgefüllte Kreise dargestellt. Für die Entrasterung werden nun in der Ebene für einen Durchlauf durch das Gitter immer vier benachbarte Knotenpunkte (Quadrate des Gitters) betrachtet. Abhängig von der Konstellation der gesetzten Punkte eines solchen Quadrats wird der Durchgang des Randes der entrasterten Geometrie durch dieses Quadrat festgelegt. Aus vier binären Werten ergeben sich sechzehn mögliche Konfigurationen, die sich durch Rotation und Inversion auf vier Grundtypen zurückführen lassen. Sind alle Punkte gesetzt oder frei, so findet kein Randdurchgang durch das Quadrat statt; ist genau ein Knotenpunkt gesetzt, ergibt sich nach Abbildung 3.28 das Muster 2 für den Randdurchgang usw.. Bei diagonal gesetzten Punkten (Abbildung 3.28 Muster 4) gibt es zwei Möglichkeiten des Randdurchganges durch ein Quadrat; welche verwendet wird ist willkürlich, da kein weiteres Entscheidungskriterium mehr zur Verfügung steht.
Im dreidimensionalen Fall wird analog verfahren. Man betrachtet hier acht benachbarte Knotenpunkte (Würfel des Gitters). Die im dreidimensionalen Fall 256 möglichen Fälle lassen sich durch Rotation und Inversion auf 15 Grundtypen zurückführen, sie sind in Abbildung 3.29 dargestellt. Für bestimmte Fälle können Lücken in der Geometrie entstehen, die jedoch durch alternative Grundmuster zu den hier gezeigten vermieden werden können. Eine genaue Beschreibung dieser Alternativtypen findet sich in [Led94].
Um auch Materialgrenzflächen zwischen zwei verschiedenen Materialzellen der zellulären Simulationsgeometrie zu erhalten, wendet man den Algorithmus sequentiell für jeden Materialindex an, wobei jeweils alle anderen Knotenpunkte ungesetzt bleiben. Die dabei entstehenden doppelten Geradenstücke oder Dreiecke können unter Beachtung der Orientierung zu gemeinsamen Rändern oder Grenzflächen zusammengelegt werden [Led94].