In Bauelementen sind zusätzlich zum Kristallpotential
eingebaute
und angelegte Makropotentiale
vorhanden.
Das eingebaute Potential ist durch inhomogene Dotierung bedingt, das angelegte
Potential ist auf die im jeweiligen Arbeitspunkt anliegende Spannung
zurückzuführen.
Das Verhalten eines einzelnen Kristallelektrons im Makropotential
, das
dem Kristallpotential
überlagert wird, ohne es zu beeinflussen,
kann von der Schrödingergleichung (2.1) beschrieben werden
(
).
Nimmt man an, daß das von
bedingte elektrische Feld zu schwach ist,
um Übergänge von einem Band in ein anderes zu induzieren,
läßt sich Gl. (2.1) (
) umformen [121]:
Der neue, äquivalente Hamiltonoperator in Gl. (2.20) enthält
die potentielle Energie des periodischen Kristallpotentials explizit
nicht mehr.
Ersetzt man die Bandstruktur
in Gl. (2.20) durch
Gl. (2.18), ergibt sich die Schrödingergleichung für ein freies
Teilchen mit der effektiven Masse
im Feld des Potentials
.
Das periodische Potential wird in die Eigenschaften des Wellenpakets
inkorporiert.
Das Wellenpaket verhält sich im elektrischen Feld wie ein sonst freies
Teilchen mit der durch
gegebenen Dispersionsbeziehung zwischen
Energie und Wellenvektor.
Allerdings ist nicht zu vergessen, daß die Gültigkeit der
effektive-Masse-Näherung in Anwesenheit von Makropotentialen
streng genommen auf Elektronen in unmittelbarer
Nähe der Bandränder in schwachen, langsam veränderlichen Feldern
beschränkt bleibt [120], [121].
Gl. (2.20) erlaubt nach dem Korrespondenzprinzip die Einführung einer klassischen Hamiltonfunktion:
stellt die Gesamtenergie
eines
im gestörten Halbleiter als klassisches Teilchen betrachteten
Elektrons als Funktion des
Wellenvektors
(bzw. Impulses
)
und des Ortes
dar.
Die Gesamtenergie setzt sich aus der Bandenergie
und der potentiellen Energie
der externen
Störung zusammen.
Die Bandenergie
ist die Energie eines Bloch-Elektrons
im ungestörten Kristallgitter ohne eingebaute und angelegte Felder.
Gl. (2.21) impliziert die Gültigkeit der Bandstruktur des ungestörten
Kristalls auch bei Anwesenheit von Makropotentialen
.
Setzt man Gl. (2.18) mit
in Gl. (2.21) ein,
ergibt sich für Elektronen im Leitungsband:
Die beiden ersten Ausdrücke der rechten Seite von Gl. (2.22) stellen
die potentielle Energie dar.
ist die potentielle Energie des Elektrons im
ungestörten Kristall.
Der letzte Term ist die
Relation
für parabolische, isotrope Bänder in der Nähe des Bandminimums.
Er entspricht der kinetischen Energie eines freien Teilchens mit der
effektiven Masse
.
ist die Leitungsbandkante.
Sie stellt die gesamte potentielle Energie dar.
ist aufgrund eingebauter und angelegter Potentiale ortsabhängig.
Die Gesamtenergie eines Elektrons im Leitungsband setzt sich aus der
potentiellen Energie
und der kinetischen Energie
zusammen.
(Anmerkung: Obwohl in dieser Arbeit nur Standardbänder betrachtet
werden, wird
allgemein als Funktion des Wellenvektors
und
nicht als Funktion seines Betrages
geschrieben).
Bisher wurde das Elektron unter dem Einfluß des Kristallpotentials und
eingebauter und angelegter Makropotentiale betrachtet.
Streuprozesse sind in die bisherige Betrachtung nicht eingegangen.
Weil die Bewegung des Elektrons ohne Streuprozesse erfolgt, bleibt die
Gesamtenergie konstant.
Die Forderung der verschwindenden zeitlichen Änderung
von ergibt [120]:
Daraus folgt in Übereinstimmung mit Gl. (2.9), (2.10):
In der semiklassichen Näherung wird das Elektronenwellenpaket als klassisches Teilchen behandelt, das in eingebauten und angelegten Feldern den Newton'schen Bewegungsgesetzen gehorcht. Das Kristallpotential tritt explizit nicht in Erscheinung. Es ist implizit in der effektiven Masse und in der Bandstruktur enthalten. Die Trägerstreuung muß quantenmechanisch behandelt werden, weil Kollisionen teilweise schnell veränderliche Potentiale implizieren.
Für Löcher erhält man zu (2.22) analoge Ausdrücke:
Das Banddiagramm stellt die energetischen Verhältnisse für den
Grenzfall des ruhenden Elektrons (oder Lochs) (
) dar.
Während die Bandstruktur
einen mikroskopischen
Zusammenhang wiedergibt, ist das Banddiagramm
als makroskopische
Beziehung aufzufassen.
Aus Gl. (2.22) und (2.25) folgt:
Die Leitungs- und Valenzbandkante ,
haben keine quantenmechanische
Bedeutung.
Sie stellen Begrenzungen der Bewegung quasifreier Ladungsträger unter dem
Einfluß von Kräften dar [126].
Die physikalische Bedeutung der Bandkanten ,
kann verdeutlicht
werden, wenn sie mit Hilfe der Vakuumniveaus
,
, der
Elektronenaffinität
und des Bandabstandes
dargestellt werden:
In Gl. (2.28), (2.29) bezeichnet die potentielle Energie
eines Elektrons
außerhalb des feldfreien Halbleiterkristalls (im Vakuum).
kann als lokales Vakuumniveau in Gegenwart
zusätzlicher Kraftfelder interpretiert werden.
Die Elektronenaffinität
stellt die Energie dar, die aufgewendet werden
muß, um ein Elektron von der Leitungsbandkante zum lokalen Vakuumsniveau
zu befördern (
).
ist die Energiedifferenz zwischen dem Leitungsband und dem Valenzband.
kann als Bindungsenergie der äußersten
Valenzelektronen aufgefaßt werden.
Während das lokale Vakuumniveau Energieänderungen berücksichtigt, die allen Bändern gemeinsam sind, können Elektronenaffinität und Bandabstand zusätzliche lokale Änderungen der Energie des Leitungs- bzw. Valenzbandes z.B. infolge einer ortsabhängigen Bandstruktur anzeigen [126].