Im Zuge der Miniaturisierung steigt der Widerstand der Verbindungsleitungen und damit die Verzögerungszeiten der Leitungen, die die Verzögerungszeiten der Transistoren übertreffen. Außerdem werden die Koppelkapazitäten durch die sinkenden Abstände zwischen den Leitern dominant. In erster Näherung wurde die Verzögerungszeit der Verbindungsleitungen mit einer einzigen RC-Zeitkonstanten, der Elmore Zeitverzögerung1.4, beschrieben. Die Berücksichtigung von induktiven Effekten bei der Abschätzung von Verzögerungszeiten ist für viele Verbindungsstrukturen nicht nötig, da ausreichende Genauigkeit mit einer RC Analyse erreicht werden kann [24]. Eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Berücksichtigung der Induktivitäten ist, dass der induktive Anteil der Leitungsimpedanz vergleichbar zum Widerstand wird
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Die Einbeziehung der Taktfrequenz in den Entwurf von mehrlagigen Netzwerken
erfolgt über die Vorgabe, dass die Zeitverzögerung auf der längsten lokalen
und semi-globalen Verbindungsleitung jeder Verdrahtungsebene kleiner
25 % der Taktperiode ist. Die restlichen 75 % sind den
kritischen Pfaden und dem Taktversatz vorbehalten [29]. Ein hierarchischer Ansatz zur Auslegung von Taktleitungen wird in [30]
gegeben.
Zur Berechnung des Übersprechens werden meistens geschlossene Formeln für
einige Spezialfälle (Parallele Leitungen über Erdungsfläche,
parallele Leitungen zwischen 2 Ebenen) angegeben [31].
Eine effiziente Schätzung des Übersprechens gibt [32] aufgrund eines
erweiterten Modells und berücksichtigt auch den Einfluss von induktiven
Effekten.
Für lange, globale Verbindungsleitungen kann die Zeitverzögerung auch durch Einfügen von Verstärkern reduziert werden. Auch die Signalform wird verbessert, allerdings zu Ungunsten der Packungsdichte und des Energieverbrauchs. Aufschluss über die Anordnung der Verstärker gibt beispielsweise [33]. Verstärker müssen am Beginn des Entwurfs geplant werden, damit im weiteren Verlauf auf sie zurückgegriffen werden kann. Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion von Übersprechen ist das versetzte Einfügen von Invertern (Abb. 1.6). Die Inverter verursachen eine Änderung der Stromrichtung in jedem benachbarten Intervall. Die Selbstinduktivität wird auf der ganzen Leitung signifikant verringert [34], weil die induktiven Kopplungen zwischen den benachbarten Intervallen einer Leitung sich subtrahieren, statt wie üblicherweise addieren. Werden Inverterstufen jeder zweiten Leitung um den halben Abstand zwischen den Stufen versetzt, so kann auch die Gegeninduktivität zwischen benachbarten Leitungen deutlich verringert werden. Die Wechselwirkungen zwischen den Intervallen sind in Abb. 1.6 dargestellt.
Kapazitives Übersprechen zwischen benachbarten Leitungen einer Ebene bzw. angrenzenden Ebenen kann durch Einführung von Masseflächen reduziert werden (s. Abb. 1.7a), was auch in einigen kommerziellen Mikroprozessoren angewandt wurde [35]. Leitungen mit großen Höhe zu Breite Verhältnissen lassen sich effektiver durch Schirmleitungen abschirmen (Abb. 1.7b), außerdem wird durch diese Schirmung auch eine Verringerung der Induktivitäten1.5 bewirkt, besonders die Gegeninduktivitäten
verringern sich, da jenseits der Schirmleitung die Gegeninduktivität
vernachlässigbar wird [36]. Abbildung 1.7c zeigt einen Vorschlag
für globale Routing Praxis um den Pfad des Rückstromes so kurz als möglich
zu halten [35]. Hier gilt es noch anzumerken, dass kapazitives
Übersprechen vorwiegend zwischen benachbarten Leitern
auftritt, während induktive Kopplungen sowohl benachbarte als auch weiter
entfernte Leiter betreffen kann, falls keine Schirmungsmaßnahmen getroffen
werden. Schirmungsmaßnahmen werden meistens gemeinsam mit Ordnungsverfahren der
Verdrahtungsstrukturen angewandt, um eine flächeneffiziente Lösung unter
Berücksichtigung von Übersprechen zu erzielen [37].
Der Einsatz von Cu verbessert zwar Elektromigrationsfestigkeit und senkt den elektrischen Widerstand, neue Dielektrika mit kleiner Dielektrizitätszahl senken die RC(L) Zeitkonstante, aber erst durch Kombination von zusätzlichen, oberen Lagen (``Global Routing'') mit weniger stark skalierten Dimensionen gekoppelt mit optimierten Routingmaßnahmen und den Einsatz von Verstärkern bzw. Invertern wird das Leistungsvermögen bezüglich Übersprechen und Zuverlässigkeit der Verbindungsstrukturen für Hochleistungsprozessoren ausreichend verbessert.