Das einfachste Modell zur Berechnung der Verzögerungzeit basiert auf einem RC-Glied (Elmore Zeitverzögerung), eine Erhöhung der Ordnung des Modells ist die Aufteilung der Leitung in mehrere Teile und deren separate Modellierung. Falls die erwarteten Frequenzen hoch sind, ist eine aufwendige, frequenzabhängige RLC Modellierung notwendig, wobei typischerweise eine Unterteilung in Längen vorgenommen wird, deren einzelne Verzögerungszeiten kleiner als die Anstiegszeit sind. Dann wird für jeden Abschnitt ein RLC Modell abgestimmt (z.B. Abb. 1.13),
welches auf Lösung der Telegraphengleichung basiert [46]. Die
frequenzabhängige Modellierung mit RLC Elementen deckt sich gut mit Meßdaten, die das Übersprechen zwischen den Metalllagen der dritten und fünften Ebene (M3 bzw. M5) beschreiben [4]. Dazu
bedient man sich des Ausbreitungskoeffizienten
und des Wellenwiderstands
, wobei
und der Widerstands-,
Induktivitäts-, Leitwerts- und Kapazitätsbelag des Leitungsstückes sind.
In der Schaltungssimulation werden bevorzugt analytische Ausdrücke verwendet, deren Auswertung nur geringen Aufwand erfordert
[47,48];
zur Modellierung des Skineffekts wird auch häufig die Arbeit von
Wheeler [49] herangezogen, in der viele relevante Formeln für die
Leitungsparameter angeführt sind.
Auch zur Quantisierung der Signalverzerrung aufgrund der Verzögerungszeiten
und des Übersprechens wird ein Quasi-TEM Modell eingesetzt.
Die wichtigste Forderung an das Quasi-TEM Modell ist die Frequenzabhängigkeit der effektiven Wellengeschwindigkeit
durch frequenzabhängige Parameter nachzubilden. Die Dispersion wird wichtig
für Frequenzen, ab denen die lateralen Abmessungen größer als 1/20 der
Wellenlänge werden [50].
Sind auch Abstrahlungseffekte zu berücksichtigen, so ist eine komplette Lösung der Maxwell-Gleichungen (typischerweise im Frequenzbereich) erforderlich, was einerseits den Einsatz erheblicher Rechnerressourcen bedingt, und andererseits eine Herausforderung an die Modellbildung bezüglich Abstrahlung darstellt. Lösungen im Zeitbereich neigen zu numerischen Instabilitäten. Solche Modelle sind erforderlich, wenn verteilte elektromagnetische Effekte nicht mehr mit statischen Größen, wie Widerständen, Induktivitäten und Kapazitäten beschrieben werden können.