Die Darstellung der Formeln der Shockley-Read-Hall-Statistik wird durch Verwendung einer zeitabhängigen Besetzungsfunktion (Occupancy Function) und einer weiteren Besetzungsfunktion im stationären Zustand, (Steady-State Occupancy Function) in folgender Weise vereinfacht. Es gilt
wobei die Zeitkonstante durch
gegeben ist. Die zeitabhängige Störstellengleichung für die Besetzungsfunktion ist also die gewöhnliche Differentialgleichung
Daraus ist ersichtlich, daß im stationären Zustand die Gleichheit gilt, da keine Änderung in der Besetzung erfolgt. Zur Zeitkonstante ist zu bemerken, daß jene von den Ladungsträgerkonzentrationen und abhängig ist, weshalb der Begriff Zeit-Konstante hier unangebracht ist, da diese Größen zeitlich stark variieren können. Die Raten für die Elektronen und Löcher sind durch die Ausdrücke
gegeben. Die Funktion ist die zu komplementäre Besetzungsfunktion. Numerische Probleme resultieren aus der Tatsache, daß die Fließkommazahlen der Computerarithmetik nicht gleichmäßig auf der reellen Achse verteilt liegen. Insbesondere liegen solche Zahlen um Null wesentlich dichter als um Eins. Die Operation liefert mit Werte, die in der Größenordnung der Maschinengenauigkeit von liegen, was bedeutet, daß der numerische Wert von im Rundungsfehler verloren gegangen ist. Dieser Fehler wird aber in Folge mit großen Zahlen multipliziert, wodurch signifikante Fehler bei den Raten entstehen. Ein Ausweg kann durch simultane Berechnung von durch
gefunden werden. Diese Funktion entsteht nicht
durch Subtraktion gleich großer Zahlen und ist
daher wesentlich genauer als die Maschinengenauigkeit von .
Neben der Besetzungsfunktion und ihrem Komplement
sind noch die Ableitungen nach den Halbleiter-Variablen
, und
zu berechnen.
Dazu eine Vorbemerkung.
Es ist üblich, die Jacobi-Matrix der Halbleitergleichungen
durch eine lineare Variablentransformation (Transformationsmatrix )
nach ,,führenden Termen`` zu diagonalisieren, wodurch die
Poissongleichung in der Jacobi-Matrix
,,regularisiert`` wird [4].
Weiters treten in der ersten Spalte von
Subdiagonaleinträge auf, in denen die
Newton-Korrekturen im Divergenzoperator mit Stromdichten
multipliziert werden. Diese Matrixelemente sind
klein sobald die lokalen Stromdichten klein
sind. Der Operator eignet sich deswegen
bei niederen Stromdichten gut zu einer entkoppelten Analyse,
da nur die Hauptdiagonalelemente eine signifikante
Rolle spielen.
Im Hauptdiagonalelement in der ersten
Spalte der Jacobimatrix , dieses
entspricht der Poissongleichung im Gummel-Algorithmus,
tritt ein sogenannter Dämpfungsterm auf.
Dieser Term kann als Ableitung der Raumladung
nach dem elektrostatischen Potential im thermodynamischen
Gleichgewicht betrachtet werden.
Im Fall der Anwesenheit von Störstellen ist die
Abhängigkeit dieses Dämpfungsterms
vom Besetzungsgrad der Störstellen in der
Transformationsmatrix zu berücksichtigen.
Die Terme in der ersten Spalte der Transformationsmatrix
werden daher sinngemäß modifiziert:
Im Gummel-Verfahren wird das nichtlineare Gleichungssystem unter Vernachlässigung der Operatoren außerhalb der Hauptdiagonale von in der Reihenfolge der Variablen , und sequentiell gelöst, was einem nichtlinearen Jacobi/Gauß-Seidel-Verfahren entspricht. Die Form der regularisierten Poissongleichung zeigt, daß pro Gummel-Schritt für die Poissongleichung eine Newton-Korrektur für durchgeführt wird. Für die Beiträge der Störstellen zur Dämpfungsfunktion findet man im stationären Fall
mit den Einzelableitungen
die Formel
Für den zeitabhängigen Fall wird die gewöhnliche Differentialgleichung für nach differenziert, wodurch man unter Berücksichtigung des Satzes von Schwarz die gewöhnliche Differentialgleichung
bezüglich der Zeit erhält.
Man sieht, daß die rechte Seite
von Gleichung (3.111)
ident ist mit der rechten Seite
von Gleichung (3.110), wenn die Funktion
rein formal durch ersetzt wird. Von dieser
Eigenschaft läßt sich bei der Implementation vorteilhaft
Gebrauch machen.
In analoger Vorgangsweise findet man für die
Ableitungen der Rekombinationsraten nach und
Es soll hier noch einmal darauf hingewiesen werden, daß die Berücksichtigung der Ableitungen von nach , und insbesondere nach bei der nichtlinearen Gleichungslösung wichtig, für hohe Störstellendichten eine Voraussetzung ist. Für hohe Störstellendichten, wie sie typisch bei degradierten Transistoren der Fall sind, treten bei Vernachlässigung dieser Ableitungen Oszillationen im Gleichungslöser auf. In den meisten solchen Fällen ist Konvergenz der nichtlinearen Iteration nicht zu erreichen. Dies gilt sowohl für den stationären als auch für den nichtstationären Fall.