Während analytische Approximationen wie jene im
Abschnitt 3.5 zum grundlegenden
Verständnis der Dynamik solcher Prozesse unerläßlich
sind, erlaubt die numerische Lösung des Gesamtsystems
von Gleichungen quantitative Aussagen für Fälle,
in denen die analytischen Formeln aufgrund ihrer
einschränkenden Voraussetzungen ihre Gültigkeit
verlieren. Andererseits aber erlaubt die Simulation,
jene Schranken zu bestimmen, in denen die analytischen
Formeln erst gültig werden. Eine solche Schranke ist
z.B. der Übergangspunkt von der stationären
zur nichtstationären Grenzflächen-Emission.
Die erstere ist von der Lage des
Quasi-Ferminiveaus an der Grenzfläche abhängig,
die letztere nicht.
Sie kann durch analytische Formeln quantitativ sehr
gut erfaßt werden, was große praktische Bedeutung
hat.
Die zeitabhängige Bilanzgleichung einer
Störstelle des Energieniveaus
ist eine gewöhnliche, lineare
Differentialgleichung der Variablen .
Die Koeffizienten dieser Gleichung sind jedoch sowohl
orts- als auch zeitabhängig und können
sowohl örtlich als auch zeitlich stark variieren.
Anfangsrandwertprobleme dieses Typs werden als ,,steif``
bezeichnet und erfordern in der Regel
eine implizite Zeit-Diskretisierung, um Instabilitäten
hinsichtlich der Zeit zu vermeiden.
Das einfachste
Verfahren ist von erster Ordnung (Rückwärts-Euler-Verfahren).
Zur Diskretisierung denke man
sich die Zeit durch ein nicht äquidistantes
Gitter , , , , mit
den Gitterabständen =, =,,,,
diskretisiert.
Die implizite diskrete Version von
Gleichung (3.100) lautet
und analog dazu die Gleichung (3.111) für die Ableitung nach dem Potential
falls, wie im vorangegangenen Abschnitt bemerkt,
die Funktion mit
dem Argument anstatt von benutzt wird.
Löst man aus numerischen Gründen auch die komplementäre
Besetzungsfunktion nach der Zeit, so ist
auch dafür eine gewöhnliche Differentialgleichung
analog zu (3.114) mitzuführen.
Diese Gleichungen wurden in das Simulationsprogramm MINIMOS
implementiert.
Grundsätzlich werden donator- und akzeptorartige Störstellen
gemeinsam zugelassen, jedoch getrennt berechnet.
Es existieren
Bilanzgleichungen für beide Störstellentypen,
wobei nach erfolgter Lösung dieser Gleichungen
die Raten und die resultierenden Ladungen überlagert werden.
Die Ableitungen nach , werden vor der Lösung der
Kontinuitätsgleichungen, die Ableitungen nach
vor der Lösung der Poissongleichung bzw. der zeitdifferenzierten
Poissongleichung berechnet.
Die Gleichungen (3.114) bzw. (3.115)
gelten in dieser Form für diskrete Volumenstörstellen,
wobei deren räumliche Verteilung als homogen angenommen wird.
Diese diskreten Störstellen sind
wichtig zur transienten Analyse von Galliumarsenid MESFETs,
deren Simulation mit MINIMOS ebenfalls
möglich ist [48][60][61].
Aufgrund der Verteilung der Grenzflächen-Störstellen
in der Energielücke einerseits und der räumlichen
Verteilung an der - Grenzfläche andererseits
sind zur realistischen Simulation verteilter Störstellen
einige Parameter vorzugeben. Die folgende Liste
gibt einen Überblick über die
möglichen Eingaben in MINIMOS:
gegeben und die Ableitung nach dem elektrostatischen Potential durch