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Phononenstreuung Up: 1
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Variationsmethode nach Schwinger
Leitungselektronen in einem Halbleiter sind verschiedensten Wechselwirkungen ausgesetzt, die deren Beweglichkeit deutlich herabsetzen. In stark dotierten Halbleitern ist die Streuung an ionsierten Störstellen der domimante Streuprozeß. Neben der ionisierten Störstellenstreuung, die wir in Kapitel 3 ausführlich behandeln wollen, spielt die Phononenstreuung eine wichtige Rolle beim Transportverhalten von Elektronen im Kristall. Gitteratome schwingen bei endlicher Temperatur um ihre Ruhelage. Dadurch ist die räumliche Symmetrie des Gitters gestört, die die Ursache für die Streuung von Ladungsträgern in einem Kristall ist.
Der Zustand des ungestörten Systems ,
das sich im Einelektronenzustand
und im Zustand des gesamten Kristalls
befindet, wird als Produkt der Zustandsfunktion des einen Elektrons und
der Zustandsfunktion des gesamten Kristalls zusammengesetzt,
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(1.60) |
Dann kann unter der Voraussetzung, daß der ungestörte Hamilton-Operator
zeitunabhängig und die Störung gleichfalls zeitunabhängig
ist oder nur eine periodische Zeitabhängigkeit aufweist [Mes90b],
die Übergangswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit
zwischen zwei Zuständen, die von einer kleinen Störung HS
hervorgerufen wird, in erster Ordnung mit der goldenen Regel von Fermi
[Mes90a]
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(1.61) |
berechnet werden, wobei die -Funktion
die Energieerhaltung angibt. Die Energiedifferenz des Kristalls wird dabei
als
bezeichnet.
Im allgemeinen ist der Hamilton-Operator
eine Funktion der Raumkoordinaten des Elektrons
und der augenblicklichen Verschiebung der Ionenrümpfe aus deren Gleichgewichtslage
.
Es ist nun angebracht, die Fouriertransformierte des Hamilton-Operators
bezüglich der Koordinate
des Elektrons zu bilden, da der Elektronenzustand als ebene Welle angesetzt
wird und der Hamilton-Operator in einen Term, der nur auf das Kristallsystem
wirkt, und einen Term, der nur auf das Elektron wirkt, aufgespaltet werden
kann. Man erhält für das Matrixelement
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(1.62) |
wenn über das gesamte Volumen V des Materials integriert
wird. Das Integral in (1.62) wird nun
mit der Transformation
umgeformt. Der Vektor
führt zu einer Zelle im Raumgitter,
gibt die Lage des Elektrons innerhalb dieser Zelle an. Außerdem sei
die Wellenfunktion auf die Anzahl der Gitterzellen Ng
normiert. Damit ergibt sich mit dem Volumen der Einheitszelle im Raumgitter
Vcell
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(1.63) |
Bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß man die Summe aller
Zellen im Kristall als
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(1.64) |
ausdrücken kann, wobei
ein Gittervektor des reziproken Gitters ist. Die Prozesse können nun
in Normalprozeß, falls n gleich Null ist, oder als Umklappprozeß,
falls n ungleich Null ist, unterteilt werden. Faßt man nun
alle Beiträge zusammen, so kann man für die Übergangswahrscheinlichkeit
folgendes Ergebnis
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(1.65) |
anschreiben, wobei der Überlappungsfaktor als Integral
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(1.66) |
definiert ist. Dieser Faktor wird, da in den meisten Fällen auch
das Matrixelement
nicht genau bekannt ist, bei der Berechnung der Streuraten oft vernachlässigt,
als konstant angesetzt oder aber in das Matrixelement einbezogen [JL89].
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Der nächste Schritt, um die totale Streurate
zu erhalten, besteht aus der Summation über alle Endzustände
.
Unter der Annahme von kontinuierlichen Zuständen kann die Summation
durch eine Integration ersetzt werden,
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(1.67) |
Man erhält damit für die differentielle Streurate
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(1.68) |
und für die totale Streurate
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(1.69) |
Eine weitere Auswertung der Streuprozesse hängt von den physikalischen Eigenschaften und von der verwendeten Bandstruktur für das jeweilige Material ab. Bei dieser Näherung erster Ordnung gilt die Energieerhaltung, und ferner hat die Wechselwirkung der Elektronen mit dem Kristall eine unendliche Lebensdauer. Eine rigorose Behandlung der Streuraten mit Hilfe von Green-Funktionen kann grundsätzlich durchgeführt werden [Joa75], doch speziell deren Lösung mittels iterativer Verfahren ist sehr aufwendig. Um den Zustand des Elektrons nach der Streuung zu ermitteln, ist es notwendig, die Winkelverteilung des betrachteten Streuprozesses zu kennen. Gibt es keine Winkelabhängigkeit, so wird der Stoß isotrop verlaufen, andernfalls muß der polare Winkel gemäß dieser Verteilung berechnet werden (vgl. Abschnitt 3.5).