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6.2 Diskretisierung der Grenzflächenmodelle

 

Wie in Abschnitt 5.1 hergeleitet, werden für jede Feldgröße tex2html_wrap_inline8836 zwei Grenzflächenbedingungen benötigt. Je nach Art der Randbedingung für ein bestimmtes Teilgebiet kann die Normalkomponente des Feldes tex2html_wrap_inline9388 oder die zugrundeliegende skalare Größe u festgelegt werden.

Die häufigsten Grenzflächenbedingungen sind:

  1. Als Randbedingung für das Teilgebiet 1 wird die skalare Größe im Teilgebiet 1 gleich der skalaren Größe im Teilgebiet 2 gesetzt:

    equation3808

    und als Randbedingung für das Teilgebiet 2 wird die Normalkomponente im Teilgebiet 2 gleich der Normalkomponente im Teilgebiet 1 gesetzt:

    equation3810

  2. Als Randbedingung für Teilgebiet 1 wird die Normalkomponente des Feldes tex2html_wrap_inline9392 vorgeben:

    equation3815

    und die Randbedingung für Teilgebiet 2 ist

    equation3818

   figure3823
Abbildung 6.2: Teilung einer Box an einer Grenzfläche (Bild a) in zwei Teilboxen (Bild b) deren Berandung mit der Grenzfläche konform ist. Die Summe der Boxvolumina der Teilboxen ist gleich dem Volumen der ursprünglichen Box. Statt eines Diskretisierungspunktes der Box ergeben sich nach der Teilung zwei Diskretisierungspunkt für die Teilboxen. Damit verdoppelt sich jedoch auch die Anzahl der Variablen auf der Grenzfläche.

In der Finiten-Boxen-Methode ist die Summe der Flüsse über die Boxflächen einem bestimmten Wert anzugleichen. Jeder Box ist eine Kontrollfunktion tex2html_wrap_inline9394 zugeordnet. Wird eine Box, die auf der Grenzfläche liegt, geteilt, so wird auch die Kontrollfunktion ,,aufgeteilt`` in die Funktion tex2html_wrap_inline9396 , die der linken Teilbox zugeordnet ist und in die Funktion tex2html_wrap_inline9398 , die der rechten Teilbox zugeordnet ist. Ist tex2html_wrap_inline9400 folgt mit tex2html_wrap_inline9402 jedoch tex2html_wrap_inline9404 . Die Definition von tex2html_wrap_inline9396 und tex2html_wrap_inline9398 als Kontrollfunktionen für die linke und rechte Teilbox würde aber bedeuten, daß der Spezialfall tex2html_wrap_inline9410 berechnet wird, da der Simulator mit der Lösung des nichtlinearen Gleichungsystems die Nullstellen der Kontrollfunktionen berechnet. Nachdem tex2html_wrap_inline9412 und tex2html_wrap_inline9414 die Flüssen über die Grenzfläche sind, bedeutet tex2html_wrap_inline9410 die Definition einer homogenen Neumannschen Grenzflächenbedingung tex2html_wrap_inline9418 . Für Grenzflächenbedingungen, die Flüsse über die Grenzfläche zulassen, müssen die Funktionen tex2html_wrap_inline9396 und tex2html_wrap_inline9398 durch die Kontrollfunktionen tex2html_wrap_inline9424 und tex2html_wrap_inline9426 ersetzt werden. Für den Fall tex2html_wrap_inline9428 folgt, daß tex2html_wrap_inline9430 ist und als neue Kontrollfunktion

equation3854

für die Teilbox im Teilgebiet 2 definiert werden kann. Die zweite Grenzflächenbedingung tex2html_wrap_inline9432 dient zur Definition der Kontrollfunktion für die Teilbox im Teilgebiet 1,

equation3859

Es ist zu bemerken, daß die Zuordnung der beiden Funktionen zu den Teilboxen willkürlich ist. Es ist ebenso möglich tex2html_wrap_inline9434 und tex2html_wrap_inline9436 zu setzen. Wichtig ist, daß sowohl für tex2html_wrap_inline9438 als auch für tex2html_wrap_inline9440 eine Kontrollfunktion definiert ist.

Der beschriebene Vorgang kann nun in folgende Schritte gegliedert werden:

  1. Die Box auf der Grenzfläche wird in zwei Teilboxen, deren Rand mit der Grenzfläche konform ist, geteilt. Mathematisch entspricht das der Aufteilung der Kontrollfunktion tex2html_wrap_inline9394 in die Funktionen tex2html_wrap_inline9396 und tex2html_wrap_inline9398 .
  2. Die Funktion tex2html_wrap_inline9396 wird zur Funktion tex2html_wrap_inline9398 addiert und die Summe tex2html_wrap_inline9452 als neue Kontrollfunktion für die Teilbox 2 bestimmt. Damit wird tex2html_wrap_inline9398 durch tex2html_wrap_inline9426 ersetzt.
  3. Die Funktion tex2html_wrap_inline9396 wird durch die Kontrollfunktion tex2html_wrap_inline9424 ersetzt.

Zur Durchführung dieser Schritte sind die folgenden Funktionen vorgesehen:

  1. Die Addition der Teilfunktion tex2html_wrap_inline9396 zur Teilfunktion tex2html_wrap_inline9398 entspricht einer Transformation des nichtlinearen Gleichungssystems mit der Zeilentransformationsmatrix tex2html_wrap_inline8522 (B wie Boundary, s. Abschnitt 3.4):

    equation3885

    mit dem Skalierungsfaktor a=1.0. Der Skalierungsfaktor ist zur Abschwächung von Einträgen gedacht, welche die Kondition des linearen Gleichungsystems verschlechtern [11]. Ist für die Kontrollfunktion tex2html_wrap_inline9396 die entsprechende Transformaton definiert, wird bei der Assemblierung der Systemmatrix jeder Eintrag für tex2html_wrap_inline9396 nicht an der ursprünglichen Stelle eingetragen, sondern mit a skaliert zur Funktion tex2html_wrap_inline9398 addiert. Abbildung 6.3 zeigt in einem Progammabschnitt, wie eine Transformation initialisiert und definiert wird.

       figure3905
    Abbildung 6.3: Programmbeispiel für die Definition eines Eintrags in die Transformationsmatrix tex2html_wrap_inline8094 .

  2. Nachdem alle Einträge für tex2html_wrap_inline9396 zur Funktion tex2html_wrap_inline9398 umgeleitet werden, muß zum Eintragen von tex2html_wrap_inline9424 eine Funktion zur Verfügung stehen, die die Transformation umgeht. Damit wird tex2html_wrap_inline9396 durch tex2html_wrap_inline9424 ersetzt. Abbildung 6.4 zeigt ein Programmbeispiel.

       figure3920
    Abbildung 6.4: Programmbeispiel für die Assemblierung der Matrix tex2html_wrap_inline8096 .

    Zu beachten ist, daß im Gegensatz zur normalen Eintragungsfunktion easAddMatrixEntry() die Funktion easAddMatrixLineEntry() verwendet wird.

Für die Aufteilung der Boxen an den Grenzflächen ist für MINIMOS-NT keine spezielle Funktion notwendig. Durch die Gitterverwaltung, die ein eigenes Gitter für jedes Segment vorsieht, sind die Teilboxen bereits mit richtigen Volumina und Boxflächen definiert. Die Teilfunktionen tex2html_wrap_inline9396 und tex2html_wrap_inline9398 werden daher durch die Kontrollfunktionen der Volumsmodelle definiert und mit easAddMatrixEntryS() und easAddMatrixEntry() in das lineare Gleichungsystem eingetragen.

In den Randbedingungen können auch Abhängigkeiten von Normalkomponenten der Felder vorkommen. Ein Beispiel dafür ist die Normalkomponente des elektrischen Feldes zur Berechnung der Barrierenhöhenreduktion aufgrund des Tunneleffektes (s. Abschnitt 5.2.3). Hier tritt die Normalkomponente als Argument einer Exponentialfunktion auf. Eine Berechnung des Feldes mittels Differenzenquotienten erweist sich durch den exponentiellen Zusammenhang als numerisch ungünstig. Es gilt für das Feld tex2html_wrap_inline9514

equation3941

wobei tex2html_wrap_inline9440 das Potential an der Grenzfläche und tex2html_wrap_inline9518 das Potential an einem Punkt normal zur Grenzfläche innerhalb des Teilgebiets 2 ist. Man sieht, daß schon geringe Änderungen von tex2html_wrap_inline9440 und tex2html_wrap_inline9518 ausreichen, um große Schwankungen von tex2html_wrap_inline9514 zu bewirken. Als Lösung bietet sich die Möglichkeit, mittels Transformation die Funktion tex2html_wrap_inline9396 zu einer eigenen Variablen g für das Normalfeld tex2html_wrap_inline9530 zu addieren und eine neue Kontrollfunktion tex2html_wrap_inline8098 für g zu definieren:

equation3950

Mit tex2html_wrap_inline9536 folgt dann tex2html_wrap_inline9538 . Die Variable g kann nun für das Normalfeld in der Exponentialfunktion verwendet werden. Nachdem das Normalfeld nun Variable des nichtlinearen Gleichungssystems ist, wird bei der Linearisierung die exponentielle Abhängigkeit berücksichtigt. In vielen Fällen wird damit überhaupt erst eine Lösung möglich, zumindest verbessert sich aber die Konvergenz des Newton-Verfahrens. Abbildung 6.5 zeigt ein Programmbeispiel für die entsprechende Definition der Transformationen. Abbildung 6.6 zeigt die Assemblierung der Kontrollfunktion tex2html_wrap_inline8098 .

   figure3960
Abbildung 6.5: Programmbeispiel zur Transformationsdefinition für die Berechnung der Normalkomponente des Feldes an der Grenzfläche.

   figure3970
Abbildung 6.6: Assemblierung der Kontrollfunktion tex2html_wrap_inline8098 .


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