Next: 3.3 Heterostruktur
Up: 3. Auswertung
Previous: 3.1 MOS-Struktur
Unterabschnitte
Bei der Berechnung der Kapazität zu einer angelegten Spannung
zwischen Gate und Substrat wird im Simulator folgendermaßen
vorgegangen. Es werden jene beiden Ladungen im Kanal ermittelt, die
sich bei Erhöhung und Verringerung der Spannung um einen kleinen
Betrag ergeben, und aus der Differenz dieser Ladungen wird
die Kapazität berechnet.
|
(3.2) |
Dieser Wert kann nicht größer als die Kapazität des idealen Plattenkondensators werden.
|
(3.3) |
Der generelle Verlauf der Kapazität über der angelegten Spannung zeigt
die verschiedenen Betriebsfälle. Bei starker Akkumulation oder
Inversion steigt die Konzentration der Ladung im Kanal zum Oxid hin
stark an und ist somit quasi als Flächenladung zu betrachten. Die
resultierende Kapazität strebt gegen den Wert aus
Gleichung (3.3). Bei schwächerer Akkumulation oder
Inversion werden die Ladungsansammlungen immer geringer und deren
Verlauf immer flacher. Der Schwerpunkt der Ladung verlagert sich somit
von der Grenze zwischen Oxid und Kanal weg und der Abstand der
Ladungen im Gate und im Kanal nimmt zu, die Kapazität sinkt.
Im Verarmungsbereich wird dann die minimale Kapazität erreicht.
Ein weiterer Effekt der bei der Verwendung einer hochdotierten Schicht
zwischen dem Gate-Anschluss und dem Oxid auftritt ist die
Depletion im Polysilizium. Die bei starker Inversion im Kanal
vorhandene Ladung wird durch eine gegengleiche Ladung in der
Polysiliziumschicht kompensiert. Bei schwächerer Dotierung ergibt sich
somit in der Nähe des Oxid-Polysiliziumüberganges eine Verarmung an
freien Elektronen. Damit wird der Ladungsschwerpunkt im Gate vom Oxid
weggeschoben und ergibt eine verringerte Kapazität.
Abbildung 3.13:
Vergleich der Kapazität aus klassischer,
quantenmechanischer und quantenmechanisch korrigierter
Simulation für eine Struktur mit Metall-Gate.
|
In diesem Abschnitt soll der Unterschied zwischen der klassischen, der
quantenmechanischen und einer quantenmechanisch korrigierten
klassischen Elektronendichte an der Auswirkung auf die Kapazität
veranschaulicht werden. Abbildung 3.13 zeigt die
entsprechenden Kapazitätskurven für eine Struktur mit einem Metallgate
und einer Oxiddicke von 2.5 . Die hier angesprochene
Korrektur wurde von Hänsch [15] vorgeschlagenen. Dabei wird
die klassische Elektronendichte mit einer Gewichtungsfunktion
multipliziert die vom Abstand zum Oxid () abhängt.
|
(3.4) |
Mit dieser Korrektur wird der Verlauf der Elektronenkonzentration zum
Oxid hin auf den Wert Null reduziert.
Die in Gleichung (3.4) verwendete
de Broglie-Wellenlänge eines thermischen Elektrons ergibt für
einen Wert von 1.2 . Durch die Korrektur wird der
Schwerpunkt der Ladungsdichte wie im quantenmechanischen Fall vom Oxid
weggeschoben. Das Resultat kann man auch in der
Abbildung 3.13 deutlich erkennen. Es ergibt sich
sowohl die horizontale Verschiebung der Kapazitätskurve zu einer
höheren Schwellspannung, als auch eine Reduktion der Kapazität im
Inversionsbereich. Auch für eine Struktur mit einem
Polysilizium-Gate liegt die aus dieser Korrektur erhaltene
Kurve deutlich näher an der quantenmechanischen Kurve als an der
klassischen Kurve, wie in Abbildung 3.14 zu sehen
ist.
Abbildung 3.14:
Vergleich der Kapazität aus klassischer,
quantenmechanischer und quantenmechanisch korrigierter
Simulation für eine Struktur mit Polysilizium-Gate.
|
Im hier beschriebenen Simulator wurde die Korrektur
nach (3.4) in die Berechnung der Startlösung
einbezogen. Das so gewonnene Startpotenzial für den ersten Schritt der
selbstkonsistenten Lösung von Schrödinger- und Poisson-Gleichung ist
bereits näher an der Endlösung und erspart somit Iterationen. Die
Genauigkeit der Endlösung wird durch diese Methode nicht beeinflusst.
Die im folgenden verwendeten Messdaten wurden von Philips Research in
Eindhoven zur Verfügung gestellt. Ziel der Untersuchung war die
Ermittlung einer effektiven Oxiddicke, die aus den gemessenen
Kapazitätskurven gewonnen wurden. Um die Messwerte durch die Simulation
bestmöglich zu approximieren wurden in der Simulation zwei Parameter
variiert, nämlich die Oxiddicke und die Dotierung des
Polysilizium-Gates. Die Veränderung der Oxiddicke wirkt sich
unmittelbar auf den Spannungsabfall im Oxid und damit die Feldstärke
und Ladungsverteilung im Kanal aus. In Abbildung 3.15 sind
Abbildung 3.15:
Auswirkung der Oxiddicke auf die Kapazität bei
klassischer Simulation einer MOS-Struktur.
|
zu unterschiedlichen Oxiddicken von 2.4 bis 2.6
die aus der klassischen Simulation resultierenden Kapazitätskurven,
die Messdaten und die aus der quantenmechanischen Simulation mit einer
Oxiddicke von 2.6 erhaltenen Kapazitäten aufgetragen. In
der Simulation ist die Quantisierung der Löcher nicht berücksichtigt.
Im Bereich der Akkumulation ist daher das klassische und das
quantenmechanische Ergebnis gleich. Da die Kapazität des
Plattenkondensators invers proportional zum Plattenabstand ist, ergibt
sich der größte Kapazitätswert bei der kleinsten betrachteten
Oxiddicke.
Abbildung 3.16:
Auswirkung der Oxiddicke auf die Kapazität
bei quantenmechanischer Simulation einer MOS-Struktur.
|
Im Inversionsbereich erkennt man die deutliche Abweichung zwischen dem
klassischen und dem quantenmechanischen Modell. Die geringere
Kapazität im quantenmechanischen Fall ist in erster Linie auf den
Effekt der von der Grenzfläche weggedrängten Ladung zurückzuführen.
Wie Abbildung 3.15 zeigt, lassen sich mit einem
klassischen Modell die Messdaten offensichtlich nicht gut
reproduzieren. Eine gleichzeitiges Anpassen der Schwellspannung und
der Kapazität im Inversionsbereich ist nicht möglich.
Abbildung 3.17:
Auswirkung der Dotierung des Polysilizium-Gates auf
die Kapazität.
|
Next: 3.3 Heterostruktur
Up: 3. Auswertung
Previous: 3.1 MOS-Struktur
C. Troger: Modellierung von Quantisierungseffekten in Feldeffekttransistoren