Es werden hier nur die Störstellen am Frontinterface
betrachtet, jene am Backinterface
werden in Ermangelung entsprechender experimenteller
Ergebnisse als im verbotenen Band
gleichverteilt angenommen.
Spektroskopisches CP kann entweder
durch Variation der Steig- bzw. Fallzeit des
trapezförmigen Gate-Signals ()
oder durch Variation der Probentemperatur erreicht werden.
Dadurch werden die Zeiten des Verbleibs in der nichtstationären
Emission
moduliert.
Verkürzt man z.B. die Fallzeit
unter Beibehaltung
einer konstanten Steigzeit (-Kanal-Bauelement),
so wird der Übergangspunkt von der
stationären zur nichtstationären Emission in der oberen
Hälfte des Energiebandes in Richtung des Leitungsbandes
verschoben.
Umgekehrt wird bei Verkürzung der Steigzeit
unter Beibehaltung der Fallzeit der Übergangspunkt
in der unteren Hälfte des Energiebandes in Richtung
des Valenzbandes verschoben. Durch Variation des Parameters
bei = kann die Störstellen-Verteilung
in der oberen Hälfte des verbotenen Bandes, durch
Variation von bei = in der unteren
Hälfte des verbotenen Bandes bestimmt werden.
In der einfachsten Version der CP-Spektroskopie gemäß [34]
differenziert man die pro Gate-Spannungsperiode rekombinierte Ladung
nach der Steig- bzw. Fallzeit der Trapezspannung
Dabei ist angenommen, daß abhängig von ein breiter Streifen im verbotenen Band umgeladen wird. Die Umladegrenzen ergeben sich gemäß der Emissionstheorie von Simmons und Wei [53][101] zu
und die Ableitungen zu
was schließlich auf die erwünschten praktischen Formeln für die Störstellendichte in beiden Hälften des verbotenen Bandes [34] führt:
Diese Technik setzt energieunabhängige Einfangquerschnitte voraus.
Abbildung: Approximation der Verteilung der Grenzflächen-Störstellen
am Frontinterface durch eine (positive) lineare Funktion.
Experimentelle Daten aus [76]. Siehe
auch Abbildung 4.11
im Abschnitt 4.5.2.
Die Grenzen des meßbaren Bereichs des verbotenen Bandes
werden nach oben bzw. nach unten
durch die Limitierungen der Steilheit der erzeugbaren
(Pulsgenerator) vorgegeben. Des weiteren treten in
Dünnfilm SOI -Dioden bei kurzen
insbesondere bei Langkanal-Dioden die bereits
erwähnten parasitären dimensionalen Komponenten
auf, die ein zu großes CP-Signal vortäuschen.
In der Mittenregion des verbotenen
Bandes werden die Zeitkonstanten der nichtstationären Emission
extrem lang, wodurch man gezwungen ist, niedrige
Pulsfrequenzen zu verwenden. Das resultierende
kleine CP-Signal erfordert ein sehr genaues
DC-Amperemeter, was eine Grenze durch die Strommeßtechnik bedeutet.
Darüberhinaus existieren noch weitere
begrenzende physikalische Effekte im Bauelement. Der wichtigste
ist der dem CP-Signal entgegengerichtete
Generationsstrom (thermische Generation an der
Grenzfläche bzw. im Substrat und Generation durch interne
Feldemission [53]) in der Kathoden-Depletionszone
(bzw. Source/Drain-Depletionszone beim MOS-Transistor),
der im Falle einer angelegten Sperrspannung unvermeidlich ist.
Cilingiroglu [12][13] zeigt, daß ein
schmaler Streifen in der Mitte des verbotenen Bandes mit
dieser Technik nicht überstrichen werden kann.
Die modifizierte CP-Technik von
Wachnik und Lowney [120][121]
umgeht diese Einschränkung durch Benutzung kleiner
Pulsamplituden und Fixierung des Ferminiveaus in der Mitte
des verbotenen Bandes.
Van den Bosch [113] präsentierte eine spektroskopische
CP-Methode, die von der Temperatur als Meßparameter ausgeht.
Da die Übergangspunkte von stationärer zu nichtstationärer
Emission bei tiefer Temperatur immer mehr zu den Bandkanten
rücken, kann die Störstellen-Verteilung
bis in die Nähe von bzw. gewonnen werden,
ohne sehr kurze Pulsflanken der Gate-Spannung,
die schwer zu realisieren sind, zu benötigen.
Zur Anwendung der Methode von Groeseneken werden die Meßdaten
gemäß Abbildung 11 in [76] bzw. aus der
Abbildung 4.11
im Abschnitt 4.5.2 herangezogen.
Es werden die Kurven
für variable Steigzeit und akkumuliertes
Backinterface für die untere Hälfte des verbotenen Bandes,
für variable Fallzeit und invertiertes
Backinterface für die obere Hälfte
des verbotenen Bandes hergenommen.
Die verbleibenden Kurven sind nicht brauchbar, da eine
parasitäre dimensionale Komponente dem CP-Signal des
Frontinterface überlagert ist.
Die von dimensionalen Effekten freien Kurven
sind im angegebene Bereich
linear, was bedeutet, daß die Verteilung der Störstellen
in den daraus abgeleiteten Energiefenstern konstant ist.
Der Bereich
= definiert
gemäß den
Formeln (4.10)-(4.11)
die Energiefenster
und .
Die korrespondierenden mittleren Störstellendichten
in diesen Fenstern
sind gemäß Gleichung (4.14)
=
in der unteren Hälfte des verbotenen Bandes
und gemäß Gleichung (4.15)
=
in der oberen Hälfte des verbotenen Bandes.
Durch die beiden dünnen Energiefenster
läßt sich eine Gerade mit der
Steigung legen
(siehe Abbildung 4.6).
Der Mittelwert
dieser so erhaltenen Verteilung ist etwas kleiner
als der Mittelwert, der im Abschnitt 4.3.2
erhalten wurde.