Die räumlich und energetisch gemittelte Störstellendichte am Frontinterface wird aus dem CP-Experiment mit Hilfe der Formel von Groeseneken [34] berechnet. Demnach ergibt sich bei Verwendung einer trapezförmigen Gate-Spannung mit Flankensteigzeit bzw. Flankenfallzeit ein CP-Signal der Größe
Die weiteren Symbole in dieser Formel bedeuten: q die Elementarladung,
die mittlere räumliche Störstellendichte
am Frontinterface,
und die effektive Kanallänge bzw. -weite,
die Meßfrequenz, die Temperaturspannung,
die thermischen Geschwindigkeiten
von Elektronen und Löchern,
die CP-Flachbandspannung, die CP-Einsatzspannung
und die Pumpamplitude der Trapezspannung am Frontgate.
ist die Eigenleitungsdichte,
und sind die Einfangquerschnitte
von Elektronen und Löchern.
Diese werden als unabhängig von der Störstellendichte,
den Ladungsträgerkonzentrationen und der Energie
im verbotenen Band angenommen.
Wählt man = so erhält man
aus der Trapez- eine Dreieckspannung.
Mit = lautet die modifizierte
Formel für das CP-Signal nach [34]:
Differenziert man den Absolutbetrag der pro Periode rekombinierten CP-Ladung = logarithmisch gegen die Frequenz
so erhält man eine einfache Formel für die Dichte
der Störstellen, die nur von der
Gate-Oberfläche und der Temperaturspannung
abhängig ist. Aus dem Anstieg der halblogarithmisch
dargestellten -Funktion läßt sich
einfach die Dichte der Störstellen ablesen.
Ferner führt die Extrapolation derselben Kurve
=
auf eine Gleichung, die die Ermittlung des geometrischen
Mittelwertes der Einfangquerschnitte zuläßt [34]:
Mit Hilfe der Formeln (4.3)-(4.6)
wurden die mittlere
Störstellendichte und die mittleren
Einfangquerschnitte in [76] auf folgende Art gewonnen:
CP-Daten wurden von einer Dünnfilm SOI -Diode gemäß Abbildung 1
in [76] einmal mit trapezförmigem
(==, Abbildung 1[76]),
einmal mit dreiecksförmigem Gate-Signal
(=, Abbildung 3 in [76]) aufgenommen.
Aus dem trapezförmigen Signal
wurden mit (4.5)
und (4.6) der Wert
=
und
=
ermittelt. Zur Probe wurden die so ermittelten Werte für die
Einfangquerschnitte in (4.3) eingesetzt
und mit den CP-Daten gemäß Abbildung 1 in [76]
der Wert = für
die Störstellendichte ermittelt.
Diese Werte werden jedoch nur als Richtwerte benutzt,
da für eine genaue Simulation die Kenntnis
der Verteilung der Störstellendichte im
verbotenen Band notwendig ist (siehe Abschnitt 4.3.3).
Bei den vorangegangenen CP-Experimenten wurde das
Backinterface ständig in Akkumulation
bzw. in Inversion gehalten, um das CP-Signal nicht
durch zusätzliche CP-Komponenten,
die bei einem Backinterface in Depletion entstehen können,
zu verfälschen.
Die Rollen von Front- und Backinterface
können vertauscht werden.
Es handelt sich beim darunterliegenden
nicht um thermisch aufgewachsenes Oxid, sondern
um das Oxid des SIMOX-Prozesses
(Separation by Implantation of Oxygen).
Die Physik einer solchen Halbleiter-Oxid-Grenzfläche ist
wesentlich weniger erforscht
als jene thermisch aufgewachsener Gate-Oxide.
Die hohe Störstellendichte am Backinterface entsteht
vermutlich bei der Formation des vergrabenen Oxids
und wird durch den anschließenden Temperaturschritt
nicht ausreichend ausgeheilt.
Akkumuliert bzw. invertiert man das Frontinterface und
pulst man das Backgate mit Hilfe einer
ans Substrat angelegten und über einen Meßverstärker
gepufferten Trapezspannung, so kann die
Dichte der an dieser Grenzfläche existierenden Störstellen
gefunden werden.
Diese Dichte liegt gemäß Abbildung 8 in [76]
um mindestens eine Größenordnung höher
als am Frontinterface. In den Simulationen wurde ein
um den Faktor höherer Wert, nämlich von
=
angenommen. Dieser höhere Wert führt zu einer
sehr guten Übereinstimmung der simulierten dimensionalen
Effekte (siehe Abschnitt 4.5)
mit den experimentellen Werten.
fungiert hier gewissermaßen
als Anpassungsparameter.
Dieser hohe Werte der energetisch uniformen Störstellendichte
am Backgate ist unverträglich mit den Resultaten von
CP-Experimenten mit dem Backinterface in Depletion,
da die Simulation solcher Experimente
(siehe Abschnitt 4.4, Abbildung 4.8)
mit einer hohen Störstellendichte
aufgrund der starken Potentialkopplung
viel zu hohe ergeben. Dieser Widerspruch
könnte durch eine stark nichtuniforme Verteilung
der Störstellen am Backinterface im verbotenen Band
erklärt werden.
Räumlich werden alle Störstellen-Verteilungen als homogen
angenommen. Zwar kann durch eine laterale
Profilierungstechnik [2] Aufschluß
über die räumliche Verteilung der Grenzflächenzustände
gewonnen werden, doch waren entsprechende
Meßergebnisse nicht vorhanden.
Neuere experimentelle
Arbeiten lassen auf signifikante räumliche Variationen
der Störstellendichte schließen [23].