5.1 Die diskretisierten Gleichungen im Gummel-Algorithmus



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5.1 Die diskretisierten Gleichungen im Gummel-Algorithmus

  Die im Rahmen dieser Arbeit behandelten linearen Gleichungssysteme entstehen durch Diskretrisierung der linearisierten Halbleitergleichungen. Da zur Lösung des nichtlinearen, simultanen Gleichungssystems stets eine entkoppelte Iteration durchgeführt wird, brauchen nur die Einzelgleichungen diskretisiert werden. Verschiedene Quantitäten in den Halbleitergleichungen sind stark von den unabhängigen Variablen abhängig. Von diesen Abhängigkeiten werden bei der Linearisierung berücksichtigt:

1.
Die Abhängigkeit der Raumladung (siehe auch Gleichung (3.104)) vom elektrostatischen Potential in der Poissongleichung

2.
Die stationäre direkte Rekombinationsrate nach Auger ()

Die stationäre indirekte Rekombinationsrate nach Shockley, Read und Hall

(,,) von den Ladungsträgerkonzentrationen und .

Der Grund der Hinzunahme dieser Ableitungen liegt nicht zuletzt in ihrem positiven Beitrag zur Hauptdiagonale des linearen Operators. Die Vergrößerung der Diagonaldominanz verringert den Spektralradius der assoziierten stationären Iterationsmatrix. Die Nichtlinearitäten in den Beweglichkeiten (siehe Gleichung (5.13)) , in den Ladungsträgertemperaturen (siehe Gleichung (5.12)) und in den Stoßionisationsraten bleiben unberücksichtigt.
Unter diesen Voraussetzungen läßt sich eine Iteration des Entkopplungs-Algorithmus nach Gummel folgendermaßen anschreiben:

wobei der Iterationszähler ist. Die örtliche Diskretisierung der Kontinuitätsgleichungen erfolgt unter Benützung der exponentiellen Interpolationsformeln (2.31)-(2.32) nach Scharfetter-Gummel, wobei über finite Volumina integriert wird. Eine detaillierte Beschreibung dieses Verfahren unter Berücksichtigung nichtplanarer Grenzflächen findet man z.B. in [111].
Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Diskretisierung der Kontinuitätsgleichungen für den verallgemeinerten Drift-Diffusionsansatz der Stromdichten :

  

Die treibenden Kräfte sind durch die Gleichungen

 

gegeben. Die Ladungsträgertemperaturen , die sich mit den sogenannten elektronischen Spannungen durch die Gleichung

( ist die Boltzmannkonstante) verbinden lassen, können entweder aus einer Reihenentwicklung der Energie-Erhaltungsgleichunggif [42]

 

oder direkt aus Monte-Carlo-Simulationen gewonnen werden [56]. Effekte der Geschwindigkeitssättigung (Sättigungsgeschwindigkeit ) werden in der Formel

 

berücksichtigt. Der phänomenologische Koeffizient hat Defaultwerte von = für die Elektronen und = für die Löcher, die jedoch den Bedürfnissen eines individuellen Beweglichkeitsmodells angepaßt werden können.
Zur Diskretisierung der beiden Kontinuitätsgleichungen sind Mittenwertapproximationen für (5.7) und (5.8) abzuleiten. Unter der Annahme einer linearen Variation von und wird zwischen benachbarten Gitterpunkten [, ] eine lokale Kontinuitätsgleichung analytisch gelöst. Man erhält daraus die Interpolationsformel

worin die Dimension einer Diffusionskonstante besitzt. Die Mittenapproximation der Ladungsträgerbeweglichkeiten, , entsteht durch lineare Interpolation. Mit der Formel

und der Bernoullifunktion

erhält man für den eindimensionalen diskreten Divergenzoperator die Differenzengleichungen

Im dreidimensionalen Fall erhält man sinngemäß eine Koeffizientenmatrix mit sieben von Null verschiedenen Diagonalen. Aufgrund des Tensor-Produkt-Gitters ist die Matrix zwei-zyklisch (,,Eigenschaft A`` [114]). Die Diagonaldominanz ergibt sich aus der Tatsache, daß der Betrag des Hauptdiagonalelementes gleich (oder bei positiven Beiträgen von Ableitungen von zur Hauptdiagonale größer) der Spaltensumme der Nicht-Hauptdiagonalelemente ist. Insbesondere ist die Koeffizientenmatrix werteunsymmetrisch.
Im Fall räumlich konstanter Ladungsträgertemperaturen == existieren Matrizen , mit denen die Koeffizientenmatrizen der diskreten Kontinuitätsgleichungen durch die Ähnlichkeitstransformation

 

in symmetrisch positiv-definite Form gebracht werden können. Die positiv-definiten Diagonalmatrizen bestehen für Elektronen aus den Elementen

und für Löcher aus den Elementen

Diese Transformation ist das diskrete Pendant zur Variablentransformation nach Slotboom [94]. Da durch eine Ähnlichkeitstransformation das Spektrum einer Matrix nicht verändert wird, haben die Koeffizientenmatrizen der diskreten Kontinuitätsgleichungen (im klassischen Drift-Diffusionsmodell) eine reelles, positives Spektrum. Für das verallgemeinerte Drift-Diffusionsmodell kann eine solche Beobachtung nicht gemacht werden.
Der benötigte Zahlenbereich der Elemente der Transformationsmatrizen ist sehr groß. Für ein elektrostatisches Potential von und eine Temperatur von ist die Größe der benötigten Exponenten . Mit vierfacher Zahlengenauigkeit ist dieser Bereich zu bewältigen. Jedoch ist eine solche Zahlendarstellung in FORTRAN nicht standardisiert, und nur wenige Arithmetik-Prozessoren besitzen die für solche Operationen unbedingt benötigte Fließkomma-Hardware (FPU). Die diskreten Halbleitergleichungen können deswegen in einem praktischen, auf universeller Hardware einsetzbaren Simulationsprogramm nicht gemäß (5.19) symmetrisiert werden.



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Martin Stiftinger
Fri Oct 14 21:33:54 MET 1994