4.5 Ionenimplantierte MESFETs



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4.5 Ionenimplantierte MESFETs

 

Die Ionenimplantation stellt die zur Zeit am weitesten verbreitete Methode zur Herstellung von GaAs MESFETs dar. Bei modernen MESFETs wird dabei ein selbstjustierender Prozeß verwendet (SAG - `self aligned gate'- FET Prozeß [22][89]), wobei hintereinander vier bis fünf Implantationen in semi-isolierendes GaAs durchgeführt werden (vgl. auch Kap. 2.2.1). Dieser Prozeß wird unten noch genauer erläutert.

Freundlicherweise wurden von den SIEMENS Forschungslaboratorien in München Messungen von MESFETs, die mit einem SAGFET Prozeß hergestellt wurden, zur Verfügung gestellt. Die Messungen stammen alle von einem Wafer, auf dem MESFETs mit Gatelängen von bis hergestellt worden waren. Neben den Ausgangs-, Transfer- und Diodenkennlinien wurden noch die Barrierenhöhen der Gatedioden, die Implantationsdaten und Messungen des Schichtwiderstandes für die verschiedenen Implantationen zur Verfügung gestellt. Messungen der Dotierungsprofile standen leider nicht zur Verfügung.

  
Abbildung 4.21: Struktur des planaren MESFET

Abb. 4.21 zeigt schematisch den Aufbau eines SAGFETs. In semi-isolierendes GaAs Substrat werden zuerst eine tiefe p-Zone (`p-buffer' p+) und die aktive Schicht (n) implantiert. Danach wird das Gatemetall aufgebracht. Darauf wird eine Ätzmaske aus Ti/Ni für das Gate aufgebracht. Nach dem Ätzen entsteht wegen der Unterätzung ein sogenanntes T-gate, das als Implantationsmaske für die Kontaktimplantation (n+) dient. Nach dem Entfernen der Ti/Ni Maske, wird noch eine LDD Implantation zur Verringerung von Oberflächeneffekten durchgeführt. Die Unterätzung beträgt bei den betrachteten Bauelementen auf beiden Seiten - in Abb. 4.21 mit SM und DM bezeichnet. Die Bezeichnung Gatelänge Lm bezieht sich hier immer auf die Länge der Ätzmaske, d.h. der MESFET hat eine effektive Gatelänge L von nur . Das Gate sitzt symmetrisch zwischen Source und Drain, die Abstände SG und DG betragen .

  
Tabelle 4.3: Implantationsdaten

Die Implantationsdaten für die insgesamt vier Implantationen sind in Tab. 4.3 zusammengestellt, Tab. 4.4 zeigt die Werte der Schichtwiderstände nach den einzelnen Herstellungsschritten.

  
Tabelle 4.4: Gemessene Schichtwiderstände

Der erste Schritt für eine erfolgreiche Simulation ist die genaue Bestimmung der Dotierungsprofile. Neben den Implantationsdaten ist vorallem die Bestimmung der Aktivierung wichtig, die sehr stark von den Prozeßbedingungen abhängt (vgl. Kap. 2.2.2). Angaben über die Annealingzeit und die Annealingtemperatur können dabei Anhaltspunkte liefern. Die Kenntnis der Schichtwiderstände nach den einzelnen Implantationsschritten ist für die Bestimmung der Dotierungsprofile eine große Hilfe, da die Schichtwiderstände aus der Simulation ermittelt werden können. Der Schichtwiderstand ist definiert als der Widerstand eines Quadrates einer Materialschicht, unabhängig von der Seitenlänge des Quadrates. Um den Schichtwiderstand zu bestimmen, wurde ein `ungated' FET mit einem Source-Drain Abstand von und einer Breite von im linearen Bereich der Kennlinie simuliert. Es ist dabei wichtig, immer die Depletionszone, die durch die Oberflächenzustände erzeugt wird, zu berücksichtigen. Abb. 4.22 zeigt die simulierte Struktur und die Kennlinien zur Bestimmung der Schichtwiderstände.

  
Abbildung 4.22: Struktur zur Simulation des Schichtwiderstandes und Kennlinien der verschiedenen Schichten

Zuerst wurde die Kanalimplantation (n) zusammen mit der tiefen p+ Implantation simuliert. Dabei wurden zuerst die Reichweitendaten für Si und Mg nach [34] (vgl. Abb.2.11) verwendet. Dabei ergibt sich allerdings ein zu geringer Schichtwiderstand, der auf eine Überschätzung der Eindringtiefe von Si schließen läßt. Die Verwendung der Reichweitendaten nach der LSS-Theorie (vgl. Abb. 2.13) für Silizium ergibt gute Übereinstimmung mit dem gemessenen Wert des Schichtwiderstandes. Für die Diffusionslänge des Si Profils wurde angenommen, für das Mg Profil . Eine Feinabstimmung wurde durch Verwendung der Aktivierungsfunktion (2.6) mit erreicht. Mit diesem Profil ergibt sich ein Schichtwiderstand von . Dieselbe Vorgangsweise wurde für die Bestimmung des LDD und des n+ Profils durchgeführt. Dabei zeigt sich, daß besonders die Aktivierung des LDD Profils sehr gering sein muß, da sich erst bei Verwendung der Aktivierungsfunktion mit zufriedenstellende Übereinstimmung ergibt. Dies ist aber aufgrund der Ausheilbedingungen laut Aussage des Herstellers nicht ganz unrealistisch. Für die n+ Implantation ergibt eine Aktivierung von gute Übereinstimmung. Der simulierte Schichtwiderstand für die Kombination p+, n und LDD liegt damit bei , der Schichtwiderstand für die Kombination aller vier Implantationen liegt bei . Tab. 4.5 zeigt eine Zusammenstellung der im Programm verwendeten Parameter zur Berechnung des Dotierungsprofils.

Abb. 4.23 zeigt das resultierende elektrisch aktive Dotierungsprofil im Detail. Die Dicke der aktiven Schicht im Kanalbereich beträgt .

  
Abbildung 4.23: Dotierungsprofil im Detail: das obere Bild zeigt Schnitte durch das Dotierungsprofil im Kanalbereich (1), im Bereich der LDD Implantation (2) und im Bereich der Kontaktimplantation (3); unten ist das gesamte Dotierungsprofil des MESFET mit zu sehen.

  
Tabelle 4.5: In der Simulation verwendete Parameter zur Berechnung des Dotierungsprofils

Der nächste Schritt war die Anpassung der simulierten Diodenkennlinien an die gemessenen. Die im Programm verwendeten Randbedingungen gelten streng genommen nur für eine ideale Diode, sieht man von einer Korrektur der Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit ab, die erst für starke Ströme in Flußrichtung zum Tragen kommt. Erste Simulationen mit den angegebenen Werten für die Barrierenhöhen und einem Idealitätsfaktor ergaben deshalb auch starke Abweichungen von den gemessenen Kennlinien. Durch Verwendung des Idealitätsfaktors , der direkt angegeben werden kann, und durch Korrektur der Barrierenhöhen konnte bei allen Gatelängen sehr gute Übereinstimmung erzielt werden. Die Idealitätsfaktoren wurden aus den gemessenen Kennlinien ermittelt. Tab. 4.6 zeigt eine Zusammenstellung der Idealitätsfaktoren und Barrierenhöhen für die einzelnen Gatelängen.

  
Tabelle 4.6: Idealitätsfaktoren und Barrierenhöhen

  
Abbildung 4.24: Gatediode Lm=

  
Abbildung 4.25: Gatediode Lm=

  
Abbildung 4.26: Gatediode Lm=

  
Abbildung 4.27: Gatediode Lm=

  
Abbildung 4.28: Gatediode Lm=

  
Abbildung 4.29: Gatediode Lm=

Messungen und Simulationen für die verschiedenen Gatelängen zeigen die Abbildungen 4.24 bis 4.29. Die zum Teil großen Abweichungen im oberen Bereich der Kennlinien kommen einerseits durch den Einfluß eines in der Simulation nicht berücksichtigten Gate-Serienwiderstandes, andererseits durch eine Strombegrenzung in der Meßapparatur zustande. Die Gatedioden der MESFETs mit den Gatelängen bis zeigen bis nur sehr geringe Abweichungen, während bei den beiden längsten Bauelementen, deren Dioden auch einen besseren Idealitätsfaktor aufweisen, die simulierten Kennlinien ab einen beträchtlich höheren Gatestrom zeigen (logarithmische Darstellung!).

Nach der Anpassung der Gatedioden wurden die Ausgangskennlinien simuliert. Da sich die Drainströme der Bauelemente im Bereich von wenigen Milliampere bewegen, wurde auf eine Miteinbeziehung von Kontakt- und Meßwiderständen, die mit 5 Ohm angegeben waren, verzichtet.

Die Abbildungen 4.30, 4.31, 4.32 und 4.33 zeigen den Vergleich der gemessenen und simulierten Ausgangskennfelder für die beiden kleinsten MESFETs ohne und mit Berücksichtigung von EL2 Störstellen. Für diese beiden Bauelemente mit und , deren effektive Gatelänge nur bzw. beträgt, ist keine Übereinstimmung mit der Simulation gegeben. Bei diesen Gatelängen reicht die Beschreibung des Elektronentransports mithilfe des Drift-Diffusionsmodells nicht mehr aus. Besonders die Einbeziehung nichtlokaler Effekte, wie des `velocity overshoot' (vgl. Kap. 3.1.3), wird hier notwendig. Monte-Carlo-Rechnungen [92] und Untersuchungen mit einem erweiterten Drift-Diffusionsmodell [46] im Vergleich zum klassischen Drift-Diffusionsmodell zeigen qualitativ das gleiche Verhalten, wie die Unterschiede zwischen Simulation und Messung in den Abbildungen 4.30 bis 4.33. Die Berücksichtigung der tiefen Störstellen (Abb. 4.31 und 4.33) bringt hier keine qualitative Änderung der Ergebnisse. Auch quantitative Unterschiede sind kaum zu erkennen.

Bei den Gatelängen , und (Abbildungen 4.34, 4.36 und 4.38) zeigen die simulierten Werte gute Übereinstimmung mit der Messung, zieht man die Unsicherheit in der Kenntnis des Dotierungsprofils in Betracht. Dieses mußte ja nur mithilfe der Implantationsdaten und Schichtwiderstandswerte ermittelt werden. Bei den MESFETs mit und Gatelänge (Abbildungen 4.36 und 4.38) läßt sich besonders im Sättigungsbereich eine sehr gute Übereinstimmung erkennen. Der Anstieg des Drainstromes im linearen Bereich ist bei allen Gatelängen etwas zu hoch. Dies deutet darauf hin, daß der gemeinsame Bahnwiderstand der LDD und n+ Gebiete im Bauelement etwas höher ist als angenommen. Ein weiterer Trend in den Kennfeldern bei immer größer werdenden Gatelängen ist deutlich zu erkennen. Die Transfercharakteristik der simulierten Bauelemente wird im Vergleich zu den gemessenen Werten immer steiler. Der MESFET mit Gatelänge (Abb. 4.40) zeigt deshalb besonders bei den Gatespannungen und bereits beträchtliche Abweichungen. Diese Tatsache deutet auf Ungenauigkeiten im Dotierungsprofil, speziell in der Form des p-n Übergangs vom Kanalbereich zum `p-buffer' hin. Für eine Klärung des Problems würde eine Messung des Profils sehr hilfreich sein.

Die Ausgangskennfelder wurden noch einmal mit Berücksichtigung einer EL2 Konzentration von simuliert. Qualitativ ergibt sich durch die Berücksichtigung der tiefen Störstellen keine Änderung. Ein leichtes Ansteigen der Drainströme ist bei allen Gatelängen zu beobachten. Für die MESFETs mit den Gatelängen , und (Abbildungen 4.35, 4.37 und 4.39) ergibt sich dadurch in der Nähe des `pinch-off' Bereichs eine bessere Übereinstimmung mit der Messung. Beim längsten MESFET (Abb. 4.41) zeigt sich allerdings bei Berücksichtigung der EL2 Traps eine deutliche Verschiebung des gesamten Kennlinienfeldes und damit eine schlechtere Übereinstimmung mit den gemessenen Kurven. Die Verschiebung ist in diesem Fall vor allem auf die Änderung des p-n Überganges zum Substrat hin aufgrund des Einflusses der EL2 Traps zurückzuführen. Diese Simulationen zeigen, daß selbst bei Verwendung eines `p-buffers', der Einfluß der tiefen Störstellen auf die Ausgangskennfelder nicht vernachlässigbar ist.

Zusammenfassend ist zu bemerken, daß sich mit MINIMOS auch für ionenimplantierte MESFETs mit unterschiedlichen Gatelängen zufriedenstellende Übereinstimmung mit realen Bauelementen erzielen läßt, solange die Gültigkeit des klassischen Drift-Diffusionsmodells angenommen werden kann. Auf jeden Fall stellt die genaue Kenntnis des Dotierungsprofils bei ionenimplantierten MESFETs die wichtigste Voraussetzung für eine gute quantitative Übereinstimmung der Simulation mit realen Bauelementen dar.

  
Abbildung 4.30: Ausgangskennlinien Lm=

  
Abbildung: Ausgangskennlinien Lm= mit Berücksichtigung einer EL2 Konzentration von

  
Abbildung 4.32: Ausgangskennlinien Lm=

  
Abbildung: Ausgangskennlinien Lm= mit Berücksichtigung einer EL2 Konzentration von

  
Abbildung 4.34: Ausgangskennlinien Lm=

  
Abbildung: Ausgangskennlinien Lm= mit Berücksichtigung einer EL2 Konzentration von

  
Abbildung 4.36: Ausgangskennlinien Lm=

  
Abbildung: Ausgangskennlinien Lm= mit Berücksichtigung einer EL2 Konzentration von

  
Abbildung 4.38: Ausgangskennlinien Lm=

  
Abbildung: Ausgangskennlinien Lm= mit Berücksichtigung einer EL2 Konzentration von

  
Abbildung 4.40: Ausgangskennlinien Lm=

  
Abbildung: Ausgangskennlinien Lm= mit Berücksichtigung einer EL2 Konzentration von



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Martin Stiftinger
Fri Oct 14 19:00:51 MET 1994