DIE TCAD-Shell ist Programmierumgebung und zugleich Benutzerschnittstelle der Steuerungsebene des Halbleitertechnologie-CAD-Systems VISTA (vgl. Kapitel 2). Auf hoher Funktionalitäts- und Abstraktionsebene sind alle Einzelkomponenten ansprechbar. In TCAD-Shell-Prozeduren ist die Verknüpfung von Datenbankzugriffen, Simulatorläufen und graphischer Benutzeroberfläche mit den Konstrukten der höheren Programmiersprache LISP in einer im Bereich der TCAD-Systeme bisher einzigartigen Konsistenz verwirklicht.
Der Begriff Shell in diesem Zusammenhang stammt von der Kommandosprache des Betriebsystems UNIX [Koc85], die den Kern des Betriebsystems und seiner Werkzeuge einer Muschelschale gleich umschließt. Wesentlich ist hier wie dort die Kombination von Systemfunktionalität, eigenen Werkzeugen und Shell-Programmiersprache sowohl für die Benutzerinteraktion als auch für eine rasche Systemerweiterung.
Die Gründe für die Wahl von LISP zur Erweiterungssprache von VISTA und des LISP-Interpreters XLISP [Bet89] zur Basis der Implementierung der VISTA-TCAD-Shell sind in Abschnitt 2.2 dargelegt worden. In diesem Kapitel werden konzeptionelle Überlegungen wie die Ereignissteuerung (im Gegensatz zum prozeduralen Programmierparadigma) durch die Generalisierung des Callback-Konzepts (Abschnitt 3.1 und 3.2) und die Parallelisierung auf Prozeßebene sowie netzwerkweites Rechnen im Rahmen der Subprozeßverwaltung (Abschnitt 3.3) erläutert. Der Gewinn an Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit durch die Integration eines Simulators in die TCAD-Shell wird am Beispiel des Bauelementsimulators MINIMOS [Sel80] in Abschnitt 3.4 gezeigt. Dabei werden die Basisanbindung von MINIMOS an die TCAD-Shell, der graphische Input-Deck-Editor, die Berechnung von Kenngrößen und Kennlinienfeldern sowie die Lösung von Extremwertaufgaben betrachtet.