Abbildung 3.2: Bei der
analytischen Berechnung des Implantationsprofiles werden für alle
Aufpunkte alle Punktantworten überlagert.
Mit Hilfe der Punktantwort aus Abschnitt 3.2 kann das Implantationsprofil berechnet werden. Um die Konzentration für einen bestimmten Punkt zu ermitteln, werden die einzelnen Punktantworten in den lateralen Richtungen überlagert (siehe Abb. 3.2). Es wird eine vertikale Verteilung nach Abschnitt 3.2 angenommen. Die Konzentration im Punkt erhält man durch Integration aller vertikaler Verteilungsfunktionen über die lateralen Koordinaten:
Wichtig ist die Beachtung des Neigungswinkels der Implantationsrichtung zur Normalen auf die Oberfläche der Siliziumscheibe (Tiltangle). Es wird nämlich manchmal unter einem bestimmten Neigungswinkel implantiert, um ein besseres elektrisches Verhalten zu erreichen. So wird etwa häufig mit einem Winkel von implantiert, um den Channeling Effekt zu vermeiden [Gil88].
Die Beachtung des Neigungswinkels ist aber für die Simulation essentiell, weil die Parameter der Verteilungsfunktionen immer vom Abstand der Halbleiteroberfläche zum betrachteten Aufpunkt, in dem die Konzentration ermittelt werden soll, abhängen. Dieser Abstand ist natürlich für ein und denselben Punkt wieder je nach der Eintrittsrichtung des Ionenstrahles verschieden. Daher wird die gesamte Geometrie einschließlich des Rechengitters um gedreht.
Danach wird die Geometrie in vertikale Streifen zerschnitten, die in der Einfallsrichtung des Ions - also in vertikaler Richtung im gedrehten Koordinatensystem - liegen. Die Anzahl der Streifen ist immer eine Zweierpotenz, weil man dann eine binäre Suche besser anwenden kann, und weil eine gerade Anzahl von Streifen für symmetrische Geometrien ohne Tiltangle auch symmetrische Ergebnisse liefert. Für jeden Streifen werden die für die eindimensionalen vertikalen Verteilungsfunktionen benötigten Parameter - das sind der Skalierungsfaktor , der Verschiebungsfaktor und die Position des Interfaces zwischen zwei Materialien - für jede Materialschicht bestimmt [Sch91a]. Diese Berechnungen werden wie für lateral unendlich ausgedehnte Strukturen durchgeführt.
Für Vakuum-Regionen () ist eine spezielle Behandlung notwendig. Daher mußten die Originalgleichungen - Gl. (3.30) - Gl. (3.31) - leicht modifiziert werden. Das Gleichungssystem für die Berechnung der Parameter der Verteilungsfunktionen eines Streifens ist in Gl. (3.35) - Gl. (3.39) angegeben.
Das Ion tritt in der Tiefe in das Target ein. In der Berechnung wird als Bezugskoordinate verwendet. Dadurch wird die gesamte Berechnung unabhängig vom Ursprung des Koordinatensystems. ist darin die vertikale Koordinate des Beginns dieser Schicht.
bezeichnet immer die letzte mit Material ausgefüllte Schichte für die -te Schicht (meist gilt also ), ist die Dicke dieser Schicht.
In Vakuumschichten verschwindet die Verteilungsfunktion. Sie wird dann in der nächsten Nicht-Vakuumschicht so fortgesetzt, als ob die beiden Schichten aneinander anschließen würden.
Nach der Bestimmung aller dieser Parameter in einem Initialisierungsschritt von für alle lateralen Streifen und die jeweiligen darin enthaltenen Materialschichten wird das Implantationsprofil für einen vorgegebenen Punkt durch Integration nach Gl. (3.34) berechnet.
Allerdings wird das Integral nicht wirklich von bis ausgewertet, sondern nur in einem symmetrischen Bereich um die jeweilige laterale Koordinate bzw. . Dieser Bereich ist ein Vielfaches der lateralen Standardabweichung oder . Als Grenzen ergeben sich also:
Beiträge außerhalb dieses Bereiches werden vernachlässigt. Daher hängt die Wahl von von der gewünschten Genauigkeit ab. Ein größeres erhöht aber die Rechenzeit, weil ja über einen weiteren Bereich integriert werden muß. Als ausreichender Wert hat sich in zweidimensionalen Simulationen die Wahl von erwiesen. Diese Wahl von hat sich generell als günstigster Kompromiß zwischen Rechenzeit und Genauigkeit gezeigt.
Bei dieser Art der Berechnung des zweidimensionalen Implantationsprofiles aus Überlagerungen von Punktantworten muß also für jeden Aufpunkt , für den die Konzentration berechnet werden soll, ein gewisser Bereich (), () um diesen Punkt betrachtet werden. Dies kann aber in manchen Fällen problematisch werden. Normalerweise wird nur ein Ausschnitt aus der realen Halbleiterstruktur simuliert. Das heißt, daß die angegebenen Grenzen keine wirklichen, sondern nur künstliche Begrenzungen sind; die Struktur wäre dann zum Beispiel an den Rändern (praktisch) unendlich fortzusetzen. Bei der Simulation können aber wiederum nur endliche Strukturen - das heißt eigentlich kleine Ausschnitte der Siliziumscheibe - behandelt werden. Der Simulator nimmt jedoch an, daß außerhalb des definierten Simulationsgebietes Vakuum liegt; die Struktur könnte ja wirklich dort aufhören. An den Rändern ergibt sich dann aber immer ein Abfall in der Konzentration bis auf die Hälfte des korrekten Wertes, weil der Beitrag aus dem Integral über den Vakuumteil verschwindet.
Die Lösung dieses Problemes ist die Definition von sogenannten künstlichen Grenzen (Artificial Boundaries), womit ausgedrückt werden soll, daß die Grenzen des Simulationsgebietes keine echten, sondern eben nur künstliche, für den Simulator jedoch notwendige Einschränkungen in der Ausdehnung der Struktur sind. An solchen Artificial Boundaries wird die Geometrie dann um erweitert. Dadurch wird gewährleistet, daß alle Beiträge zum Integral aus Gl. (3.34) für jeden Punkt des definierten Simulationsgebietes berücksichtigt werden.