Die Gleichung für den Energiestromfluß der Ladungsträger vom Typ lautet:
Dabei ist die Energiestromdichte der Ladungsträger vom Typ , die Konzentration der Ladungsträger, die mittlere Energie der Ladungsträger, die mittlere Energie der Ladungsträger im Gleichgewichtszustand mit dem Gitter, die Bandkantenenergie (ein Materialparameter) des Ladungsträgertyps , das elektrische Potential, die Stromdichte der Ladungsträger, die Energierelaxationszeit, und den Nettogewinn an kinetischer Ladungsträgerenergie durch alle Rekombinations- und Bandtransfermechanismen.
Die Energiestromdichte setzt sich aus einem konduktiven und einem konvektiven Term zusammen:
Dabei ist im konduktiven Term die thermische Leitfähigkeit, die Trägertemperatur, die Elementarladung, die BOLTZMANN-Konstante, und das Vorzeichen der Ladung der Ladungsträger vom Typ . Die mittlere Trägerenergie setzt sich zusammen aus einem Temperaturanteil und einem Anteil, der die gerichtete Bewegung beschreibt,
Von diesen beiden wird aber üblicherweise der Geschwindigkeitsterm (mit als mittlerer Trägergeschwindigkeit und als effektiver Masse) gegenüber dem Temperaturterm vernachlässigt. Somit läßt sich die Trägerenergie einfach durch
beschreiben. Das wird auch in dieser Arbeit getan.
Die thermische Leitfähigkeit des Trägergases kann durch das WIEDEMANN-FRANTZ-Gesetz [67] mit der elektrischen Leitfähigkeit (und dadurch mit der Trägerkonzentration) in Verbindung gebracht werden:
wobei ein Exponent eines Potenzgesetzes ist, mit dem die Streuraten von der Temperatur abhängen. Dieser Exponent geht für die einzelnen Streuraten von (für akustische Deformationspotentialstreuung) bis (für die Streuung an geladenen Störstellen). Für die Gesamtstreuung ist in diesem Bereich anzupassen. Dieser Koeffizient ist in den Formeln berücksichtigt, in der Implementierung allerdings gegenüber vernachlässigt.
In der Energiestromgleichung (3.69) ist es besonders der Joulesche Energieerzeugungsterm, der als Vektorprodukt schwer zu diskretisieren ist. Man benutzt daher die Divergenz [9]
um diesen Term umzuformen:
Die Energierelaxationszeit schließlich wird (ähnlich der Beweglichkeit/Diffusivität) als Funktion vor allem der Trägertemperatur definiert:
Mit den beschriebenen Vereinfachungen und Umwandlungen kann die Energiestromgleichung in der folgenden Form angeschrieben werden:
Nach der Boxintegration erhält man die diskretisierte Gleichung:
Dabei ist die Projektion der Energiestromdichte auf die Verbindungslinie der Punkte und . ist eine geeignete Mittelung zwischen den beiden Gitterpunkten. ist der Energiestromfluß, nicht zu verwechseln mit der treibenden Kraft . ist der Energiestromfluß zwischen den beiden Gitterpunkten, und sind die geometrischen Daten der Gitterinformation. Die potentielle Energie an der Grenzfläche zweier Boxen, die in der zweiten Summe steckt, wurde einfach linear interpoliert.
Man kann nun die beiden Terme, die den Strom enthalten, zusammenfassen.
Bevor das möglich ist, muß jedoch die Situation am Heteroübergang kurz erörtert werden. An Heteroübergängen ist nämlich ein spezieller Energiequellterm nötig. Dieser wird im folgenden kurz diskutiert, bevor die Diskretisierung der Energiestromgleichung fortgeführt werden kann.
Ein wesentlicher Punkt beim Heteroübergang ist die Erzeugung bzw. der Verbrauch von kinetischer Ladungsträgerenergie durch das Überqueren der Energiebarriere. Diese Energieänderung ist als das abrupte Pendant der Jouleschen Wärme
in Gleichung (3.69) anzusehen.
Fließt ein Strom über den Übergang vom Punkt zum Punkt , so wird dabei die Energiemenge
von potentieller in kinetische Energie umgewandelt, weil für jedes Teilchen, das die Barriere überquert, die Gesamtenergie gleichbleibt. Die Energie , die als mittlere kinetische Energie der Teilchen definiert ist, muß sich daher für diese Teilchen entsprechend verändern.
Um diese Heteroenergie zu berechnen, muß man den Strom über den Übergang implizit aus der Kontrollfunktion der Kontinuitätsgleichung für eine der beiden angrenzenden Boxen ausdrücken, entweder aus
oder aus
Mit diesem Strom ergibt sich der Energiequellterm am Heteroübergang zu
Dieser Energieterm läßt sich auf die beiden Boxen und , die einander am Heteroübergang gegenüberliegen, einfach aufteilen, indem in der Box der Term
und in der gegenüberliegenden Box der Rest erzeugt wird.
Bei der Behandlung des Heteroübergangs in Kapitel 6 werden die beiden Boxen zusammengelegt, wodurch sich in der Gesamtbox der korrekte Energiequellterm ergibt. In allen Boxen, die keine Randboxen sind, ist die Kontrollfunktion in der auskonvergierten Lösung 0, und so ergibt die Addition dieses Terms keine Beeinflussung.
Addiert man den Quellterm 3.84 in der Box nicht zur rechten Seite der Energiestromgleichung (3.78), sondern mit negativem Vorzeichen zur linken Seite, so kann man ihn mit dem Ausdruck
der in der letzten Summe vor dem Gleichheitszeichen steckt, zusammenfassen. und erhält, indem man für die Kontrollfunktion der Kontinuitätsgleichung aus (3.35) einsetzt:
Die Umformung (3.86) für den Quellterm am Heteroübergang wird für die Bandkantenenergie im letzten Term auf der linken Seite der Energiestromgleichung (3.78) durchgeführt; das Potential dagegen wird mit dem vorletzten Term zusammengefaßt.
Die endgültige Kontrollfunktion zur Energiestromgleichung wird somit definiert als
und damit erhält die Energiestromgleichung für Ladungsträger vom Typ die Form
beziehungsweise für die Temperaturen aller Ladungsträgerarten in einem gemeinsamen Vektor die Form
Der Energiestromfluß ist wie der Strom eine allgemeine Funktion der Werte an den Gitterpunkten und :
Das Ergebnis der Ableitung in Kapitel 4 ist die Formel (4.66) für die Energiestromdichte, die wieder mit der Querschnittsfläche zu multiplizieren ist, um einen funktionalen Ausdruck für (3.90) zu erhalten:
mit der Hilfsgröße ,
mit wie in (3.40) und mit den beiden Hilfsgrößen und :
Die mittlere Diffusivität wird wie bei den Kontinuitätsgleichungen nach (3.45) bestimmt, für die Zeitableitung der Boxenergie wird die Diskretisierung
verwendet.