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Unterabschnitte
Eine selbstkonsistente Lösung von Poisson- und
Schrödinger-Gleichung wird durch abwechselndes Lösen der beiden
Gleichungen erreicht ([43]). Aus der Lösung der
Schrödinger-Gleichung (2.53) erhält man die
Eigenwerte und die einhüllenden Funktionen zum
Separationsansatz (2.4), aus denen
nach (2.98) die Ladungsträgerdichte berechnet
wird. Diese Ladungsträgerdichte wird dann in die
Poisson-Gleichung (2.83) eingesetzt, um das Potenzial
zu berechnen.
Abbildung 2.9:
Selbstkonsistente Lösung von Schrödinger-
und Poisson-Gleichung.
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Bei der Lösung der Poisson-Gleichung wird die Verkopplung der
Elektronenkonzentration und des Potenzials durch die
in (2.97) angegebene Ableitung der Elektronendichte nach
dem Potenzial berücksichtigt.
Das Konvergenzverhalten ist von vornherein nicht bekannt.
In der Praxis hat sich das Verfahren jedoch als durchaus stabil erwiesen.
Nachdem der Simulator die benötigten Parameter für die Geometrie, die
verwendeten Materialien sowie die gewünschte Genauigkeit eingelesen
hat, werden jene Größen initialisiert die sich im Laufe der
selbstkonsistenten Lösung von Schrödinger- und Poisson-Gleichung nicht
mehr ändern. Dazu zählen insbesondere die Matrixelemente jener
Operatoren aus Gleichung (2.40), die in Form von
Matrixoperationen bei der Berechnung des Operators der kinetischen
Energie verwendeten werden.
Ein wichtiger Punkt in Hinsicht auf Stabilität und Konvergenz ist
die Wahl einer geeigneten Anfangslösung.
Die Berechnung einer Anfangslösung aus der Poisson-Gleichung erfolgt
durch ein Newton-Verfahren, wobei die
Elektronendichte klassisch berechnet wird.
Unter Verwendung der während der Initialisierung berechneten
Matrixelemente des Operators der kinetischen Energie wird die
Matrixeigenwertgleichung (2.53) aufgestellt. Die
Matrixelemente des
Potenzials werden aus der Anfangslösung berechnet. Für alle
betrachteten Talsorten wird das Matrixeigenwertproblem gelöst und die
Wellenfunktionen und Energieeigenwerte für die gewünschte Anzahl an
Subbändern gespeichert.
Mit den aus der Lösung der Schrödinger-Gleichung erhaltenen
Wellenfunktionen und Energieeigenwerten werden
nach (2.31) und (2.32) die
Subbandparameter Masse und Nichtparabolizitätskoeffizient ausgewertet. Mit den
Subbandparametern, den Wellenfunktionen und den Energieeigenwerten
kann nun der quantenmechanische Anteil der Elektronenkonzentration
berechnet werden, wobei entweder Boltzmann- oder Fermi-Dirac-Statistik
verwendet wird. An dieser Stelle erfolgt der Übergang in den
Ortsraum, indem die im Fourier-Raum vorliegenden Wellenfunktionen durch
eine ``Fast-Fourier-Transformation'' ([33]) wieder auf das Ortsgitter abgebildet
werden und daraus der quantenmechanische Anteil der
Elektronenkonzentration berechnet wird.
Die Lösung der nichtlinearen
Poisson-Gleichung erfordert eine Newton-Iteration. Dabei wird der gerade
berechnete Anteil der Elektronenkonzentration als konstant angenommen. Es
ist ausreichend sich auf einen einzigen Schritt der
Newton-Iteration zu beschränken,
um eine ausreichende Korrektur für das Potenzial zu erhalten.
Dieses Potenzial wird wieder in die Schrödinger-Gleichung eingesetzt.
Wurde bei der selbstkonsistenten Iteration eine ausreichend genaue
Lösung ermittelt, kann nach der Berechnung der Subbandparameter die
Iteration abgebrochen werden. In einem
Nachbearbeitungsschritt können zusätzliche Größen, wie
die effektiven Weiten, ermittelt werden.
Für eine MOS-Struktur ist die Untersuchung der Zustände bei
unterschiedlichen Betriebszuständen von Interesse. Wir wollen den
Einfluss der zwischen dem Gate- und dem Bulk-Gebiet angelegten Spannung
untersuchen. Die Umrechnung dieser Spannung auf die
Potenzialwerte am Rand des Simulationsgebiets erfolgt über die
Betrachtung der Verhältnisse an idealen Kontakten ([47]).
Im folgenden nehmen wir ein Gate aus Polysilizium an. Es liegt dann
am Gate- und am Bulk-Kontakt ein Metall-Halbleiterübergang vor,
für den jeweils die Ladungsträgerneutralität erfüllt sein soll.
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(2.97) |
Mit (2.99) ist die relative Lage des
Fermi-Niveaus zu den beiden Leitungsbandkanten festgelegt. In den
Randgebieten verschwindet der quantenmechanische Anteil
der
Ladungsträgerkonzentration. Bei der Lösung der
Gleichung (2.99) werden die Ladungsträgerdichten
nach (2.74)
und (2.87) eingesetzt. An einem idealen Ohm'schen
Kontakt ([36]) kommt es zu einem Ausgleichsvorgang, bei dem
sich die Fermi-Niveaus im Metall und im Halbleiter angleichen. Durch
diesen Ausgleichsvorgang entsteht eine Ladungsansammlung am Kontakt,
die durch die Kontaktspannung berücksichtigt wird.
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(2.98) |
Die in (2.100) angeschriebenen Fermi-Niveaus
beziehen sich dabei auf die Niveaus der für sich allein betrachteten
Materialien vor dem Ausgleichsvorgang.
Die Kontaktspannung wird nun in zwei Anteile aufgespalten. Dazu
verwendet man das intrinsische Fermi-Niveau
des
undotierten Halbleiters, welches sich aus der Bedingung
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(2.99) |
ergibt, und in etwa in der Mitte zwischen den
beiden Bandkanten liegt. Es kann daher bei der Berechnung des
intrinsischen Fermi-Niveaus mit
Boltzmann-Statistik gearbeitet werden.
Abbildung 2.10:
Lage der Energieniveaus am Rand des Simulationsgebietes.
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(2.100) |
Im dotierten Halbleiter ist das Fermi-Niveau um
vom
intrinsischen Niveau verschoben. Die Potenzialdifferenz
kann bei Verwendung der Boltzmann-Statistik explizit angegeben werden.
Bei Verwendung der Fermi-Dirac-Statistik kann der Wert aus der
Boltzmann-Statistik als Startwert für eine iterative Lösung der
Ladunsträgerneutralität (2.99) verwendet werden.
Die Kontaktspannung lässt sich somit in einen dotierungsabhängigen
und eine dotierungsunabhängigen Anteil aufspalten.
Für das Potenzial werden die Kontaktierungen von Gate und Bulk
durch das Ersatzschaltbild 2.11 mit der
in (2.103) angegebenen Kontaktspannung beschrieben.
Abbildung 2.11:
Ersatzschaltbild für die Potenzialverhältnisse an den Gate-
und Bulk-Kontakten einer Silizium-Gate-MOS-Struktur.
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Durch die angelegte Spannung tritt zwischen den Fermi-Niveaus
im Gate und im Bulk eine Differenz von
auf. Dies
ist in Abbildung 2.10 skizziert.
Um zur
Leitungsbandkante
zu gelangen, wird das Potenzial von der im
jeweiligen Material konstanten Gleichgewichtslage der
Leitungsbandkante abgezogen.
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(2.103) |
Die Sprünge der Leitungsbandkante, die an beiden Seiten des Oxids
auftretenden, werden aus den Elektronenaffinitäten der jeweils
aneinandergrenzenden Materialien ermittelt und im Simulator über die
Vorgabe der Gleichgewichtslage der Leitungsbandkante berücksichtigt.
Im Falle eines Metall-Gate gelten für das Randgebiet beim Substrat die
Ausführungen zum Metall-Halbleiterübergang. Auf der Gate-Seite ist
das Oxid direkt mit dem Metallkontakt verbunden. Dementsprechend
wird die Lage der Leitungsbandkante aus der angelegten Spannung
und der Austrittsarbeit ermittelt.
In Abbildung 2.12 ist der Verlauf der Bandkanten
und der Fermi-Energie für eine Simulation eines MOS-Transistors mit
einem Polysilizium Gate und einer Oxiddicke von 3 bei einer
angelegten Gate-Bulk-Spannung von 1.2 aufgetragen. Zu
erkennen ist die Bandverbiegung an beiden Seiten des Oxids, die
auf der Substratseite zur Ausbildung des Kanals führt, und der
lineare Verlauf der Leitungsbandkante im Oxid.
Abbildung 2.12:
Simulationsergebnisse für die Bandkanten und die
Fermi-Energie einer
MOS-Struktur mit 3 Oxiddicke.
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C. Troger: Modellierung von Quantisierungseffekten in Feldeffekttransistoren